Review Nocte Obducta – Hammergeddon 666 – Die Katakomben betritt man nicht allein (EP)

  • Label: Supreme Chaos
  • Veröffentlicht: 2024
  • Spielart: Black Metal

Das Loch im Dach der Taverne ist größer geworden. Seit vor etwas mehr als 16 Monaten der Wind eines alternden Sommers hindurchblies und die Sonne der Toten auf und wieder unterging, da konnten sich die Mainzer von Nocte Obducta noch neidvoll an den trüben Sternen über ihren Köpfen erfreuen. Dazu reichte man sich Schwarzbier und Feigen. Der Grund für den berauschenden Übermut, war völlig zu Recht das absolut herausragende „Karwoche“.

Jetzt kriecht erster Frost ins Gemäuer der alten Spelunke und NOCTE OBDUCTA haben sich in die dunklen Gewölbe unterhalb ihres Domizils zurückgezogen. Dort, wo so viel Erinnerung liegt. Die Sense des Schnitters zwischen Texten alter Lieder und das Stillleben einer einsamen Ananas an der Wand. Welche Umgebung eignet sich wohl besser für ein letztes grimmes Knurren vor dem Winterschlaf? Der erste spätnächtliche Gruß „Hammergeddon“ dröhnt heftigst der Galgendämmung entgegen und groovt auf einem Fundament aus Totholz und Resignation vor der nahenden Kältestarre. Aber was bringt schon die Wut, so schön sie auch ist? Alte „Schorm“-Biergläser werden entstaubt und man kommt bei einer kurzen Debatte schnell zu der gemeinsamen Erkenntnis, dass es um die vom Schnitter zerkratzte Tür nicht schade ist, ein lieber Freund und Gast war er schließlich schon immer.

Die Stimmung ist ganz „Blut, Bier und Dunkelheit“, während NOCTE OBDUCTA prustend vor der Frage stehen, wie „Punk“ Black Metal sein darf. Es setze sich der Hund drauf entscheidet man, schließlich kommt der Tod auch im Galopp. Trotzdem fliegt ein leises thrashiges Widerwort in den Raum. Das sorgt noch einmal für mächtig Zorn unterm Fachwerkverschlag und es wird für die Nachwelt festgehalten sein: „Faustphisto – Der Teufel hat nie studiert“.

Dann kommt die Müdigkeit. Das Bier wirkt, der Zorn schwindet. Also sinniert man von Bildern derer, die verschieden sind. Man gedenkt einer lang vergangenen letzten Wanderung ins Ungewisse und vermisst innigst den Aschefrühling. Was gäbe man jetzt für ein paar Feigen. Als das Glimmen der Irrlichter schwächer wird, bleiben nur wortlose Flure und die Gewissheit beruhigt schlafen zu können. Schließlich ist man in den Katakomben nicht allein.

Um zum Schluss vielleicht für etwas Entwirrung zu sorgen – in diesem scheinbar sehr langen Prolog, sind alle Titel der neuen NOCTE OBDUCTA EP „Hammergeddon – Die Katakomben betritt man nicht allein“ nebst ihrer Remineszenzen enthalten. Es ist der Mainzer Instanz abermals und auf sehr charmante Art und Weise geglückt, keinesfalls gefällige, zumindest aber zu jeder Zeit authentische Musik zu erschaffen. Dass sie dabei auf ihren fünf neuen Songs Bezüge zu den großen Würfen ihrer Diskografie nehmen, lässt für ein neues Album das Beste hoffen. Dieser kleine, rohe Vorweihnachtshappen jedenfalls, sättigt in allen Belangen und zeigt wieder einmal wie gut NOCTE OBDUCTA auch auf EP-Format funktionieren.

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