Interview mit Adam Zaars von Tribulation

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Mit „Sub Rosa in Æternum“ haben TRIBULATION einen unerwarteten Stilwechsel vollzogen – das aber sehr erfolgreich. Mit Gitarrist Adam Zaars sprachen wir über die überraschenden Sangeskünste von Fronter Johannes Andersson, Touren in den USA und nach Corona sowie die Rückkehr des Gothic Metal.

Ihr seid gerade zurück von eurer US-Tournee – eurer ersten seit der Pandemie. Wie war es dort im Vergleich zu eurer letzten Tournee, hat sich etwas verändert?
Zunächst einmal vielen Dank für das Gespräch. Es war großartig, wieder da zu sein, und es war sehr schön. Es war ein wunderbares Gefühl, um ehrlich zu sein. Wir fahren gerne nach Nordamerika, um dort zu spielen. Es ist immer eine gute Zeit. Wir hatten in der Vergangenheit schon viele gute Touren in den USA. Wir hatten das große Glück, als Vorgruppe auf tollen Touren in den USA zu spielen, so auch dieses Mal. Wir wussten nicht, wie das Publikum von Opeth sein würde. Wir haben noch nie mit ihnen zusammen gespielt. Ich habe mir vorgestellt, dass wir gut ankommen würden, aber wir wussten es eben nicht. Es hat sich aber gezeigt, dass es für uns sehr gut funktioniert, mit Opeth zu spielen. Und sogar die neuen Songs, oder vor allem die neuen Songs, haben super gut funktioniert. Spontaner Applaus mitten in den Liedern, jeden Abend und so weiter. Es war großartig. Und Opeth scheinen keine Probleme zu haben, Tickets zu verkaufen, das war auch eine gute Sache für uns. (lacht) Wir hatten also jeden Abend tolle Shows – und natürlich das Vergnügen, mit Opeth und ihrer Crew zu touren. Das war einfach großartig. Alles in allem war es fantastisch, zurück zu sein – zurück in den USA und generell wieder auf der Bühne. Es war zu lange her.

Eine US-Tournee ist ein großer Aufwand, man muss eine Menge für das Visum und alles andere bezahlen. Ich vermute, dass es ein höheres Risiko ist, dort auf Tour zu gehen, als in Europa? Du hast gesagt, dass es für Opeth gut funktioniert hat, aber denkst du, dass es auch für TRIBULATION als Headliner funktionieren würde?
Ja, ich meine, es hat vorher funktioniert und wir werden nächstes Jahr wieder dort touren. Wir werden es also herausfinden, ob es auch jetzt funktioniert. (lacht) Ich denke, Nordamerika ist ein guter Markt für uns. Ich weiß nicht, warum, aber es ist wirklich so. Und das neue Album scheint dort auch gut zu laufen. Wir hatten eine Menge begeisterter Leute, viele alte Fans, die zu den Konzerten kamen, aber auch viele Leute, die noch nie von uns gehört hatten und die wirklich froh waren, auf unsere Musik gestoßen zu sein. Ich kann mir also vorstellen, dass es ziemlich gut funktionieren wird, wenn wir dort als Headliner auftreten.

Glaubst du, dass es mit den neuen Songs besser funktioniert, weil eure Musik jetzt vielleicht etwas ist, an das die Amerikaner eher mögen als an den Black-Death, den ihr früher gespielt habt?
Ich weiß es nicht. Ich meine, Death Metal ist in den letzten fünf Jahren eine große Sache in den USA gewesen oder so. Ich habe eigentlich eher das Gegenteil gedacht: Ich war mir nicht ganz sicher, wie sie dieses neue Album aufnehmen würden, weil es nicht so extrem ist wie in der Vergangenheit. Und ich denke, wir wissen es noch nicht wirklich, aber es scheint darauf hinzudeuten, dass es zumindest ziemlich gut funktionieren wird. Wir müssen also einfach abwarten und sehen. Aber ich bin nicht allzu besorgt.

Ich habe gesehen, dass ihr keine Songs von eurer letzten EP und dem letzten Album gespielt habt, also nur neues und sehr altes Zeug, wenn man so will. Gab es dafür einen Grund?
Das lag vor allem daran, dass wir nur 45 Minuten Zeit hatten, und wir wollten neue Songs spielen. Wir hätten vier neue Songs spielen können, wir hatten vier Songs draußen. Aber man kann nicht nur neue Sachen spielen. Das mögen die Leute nicht. Aber wir haben drei neue Songs gespielt. Und dann wollten wir unbedingt „Suspiria De Profundis“ von unserem zweiten Album spielen. Und das beansprucht einen großen Teil der 45 Minuten, weil es 11 Minuten oder so lang ist. Wir wollten auch die „klassischen Songs“ spielen, die die Leute erwarten: „Melancholia“, „Strange Gateways Beckon“ und so weiter. Es war also eher so, dass wir einfach nicht mehr spielen konnten. Wir hätten „Hamartia“ spielen können, wir hätten „In Remembrance“ spielen können oder etwas Ähnliches von der EP und dem letzten Album. Wir hatten einfach keine Zeit, mehr zu machen.

TRIBULATION live in MünchenWir haben bereits über den veränderten Stil des neuen Albums im Vergleich zu euren früheren Werken gesprochen. Wie funktioniert es, die neuen Songs mit älterem Material live zu kombinieren, wenn es um die Atmosphäre oder die Dynamik des Live-Sets geht?
So weit gut würde ich sagen. Ich meine, wir haben „Suspiria De Profundis“ gespielt und direkt danach haben wir „Hungry Waters“ vom neuen Album gespielt. „Suspiria De Profundis“ hat einige sanfte, eher experimentelle Teile … es ist ein langer, epischer Song. Aber er hat auch so etwas wie Morbid-Angel-Riffs. Und das haben wir dann neben „Hungry Waters“ gespielt, einem der sanfteren Songs vom neuen Album. Und das hat super funktioniert. Das Publikum mochte beide Stücke. Und es schien keine Rolle zu spielen, dass sie so unterschiedlich sind. Mal sehen, wie das in Deutschland und in Europa im Allgemeinen funktioniert. Ich weiß es nicht. Wir werden es auf der kommenden Tournee herausfinden müssen. Aber hoffentlich wird es gut funktionieren. Aber wir haben dieses „Problem“ ja schon seit einer Weile, mehr oder weniger zumindest. Einen Song vom ersten Album zu spielen und dann ein paar neuere Sachen, das funktioniert nicht immer super gut. Aber es kommt darauf an, wer zuhört: Wenn die Leute die Band und die Songs kennen, ist es etwas anderes, als wenn jemand einfach reinstolpert, und dann spielen wir drei Minuten lang einen Death-Metal-Song und dann ist es plötzlich Elektro-Pop oder so. (lacht) Das muss schon ein bisschen seltsam sein, denke ich. Es hängt also davon ab, wer im Publikum steht.

Albumcover - Tribulation - Hamartia EPWas war der Auslöser dafür, den Stil von TRIBULATION so stark zu verändern? Gab es einen Moment, als ihr die Songs für dieses Album geschrieben habt oder vielleicht schon, als ihr die EP gemacht habt, wo ihr gesagt habt, OK, wir müssen jetzt unseren Stil ändern? Oder war das eher ein Zufall? Vor allem, was den Gesang angeht … auf dem Album mehr oder weniger nur Clean Vocals zu verwenden, ist ein großer Schritt. Was hat euch dazu bewogen?
Als wir die EP gemacht haben, haben wir nicht so gedacht. Aber wenn ich jetzt darauf zurückblicke, scheint sie definitiv ein letztes Opfer an die Götter des extremen Metals gewesen zu sein. Ein Song wie „Hemoclysm“ von der EP ist zwar nicht komplett, aber mehr oder weniger ein Black-Metal-Song. Als wir ihn geschrieben haben, haben wir nicht darüber nachgedacht. Aber wir wussten, dass wir etwas für uns selbst tun mussten, um unser Interesse aufrechtzuerhalten und um wirklich Spaß an der Sache zu haben. Was diese neue Sache sein würde, wussten wir nicht, wirklich. Und wir hatten den cleanen Gesang auch nicht geplant … es passierte, als Johannes [Andersson, A. d. Red.], unser Sänger, den letzten Song auf dem Album geschrieben hat, „Poison Pages“. Er hat ein allererstes Demo gemacht, die erste Version des Songs, und es uns geschickt. Und als wir es bekamen, war da sein Gesang. Das war natürlich eine Überraschung. Wir hatten vorher nicht darüber gesprochen. Und ich erinnere mich, dass ich dachte … ok, ist das dein Ernst? (lacht) Ist es das, was wir machen? Wie sollen wir das in das einbinden, was wir sonst für das Album gemacht haben?
Wir hatten zu dem Zeitpunkt noch nicht viele Songs, aber wir hatten die Grundbausteine von fast allen Songs. „Saturn Coming Down“ war einer davon: Wir haben versucht, in den Strophen cleanen Gesang zu verwenden, aber es hat nicht funktioniert. Es hat nicht gepasst. Es war also eine allmähliche Sache, nachdem er dieses Demo gemacht hatte. Aber ein paar Monate danach fühlte es sich für uns ganz natürlich an. Und im Studio war es noch mehr so. Es fühlte sich so an, als ob wir auch das ganze Album mit cleanem Gesang hätten machen können. Ich bin froh, dass wir das nicht getan haben, denn ich mag auch die Songs mit dem Growl-Gesang. Und ich glaube, es ist eine gute Brücke, denke ich. Aber das war die notwendige Änderung, denke ich. Denn wir wussten wieder, dass wir wirklich etwas anderes machen wollten. Und es ist super schwierig, herauszufinden, was. Bei uns ist das immer eine schrittweise Sache. Es ist immer ein Prozess. Es gibt nie von Anfang an eine komplette Vision. Wir lassen die Dinge einfach geschehen und sehen, wohin sie uns führen, wirklich.

War es vielleicht auch die Idee, so die Ära mit Jonathan Hultén abzuschließen, der TRIBULATION nach den Aufnahmen zum letzten Album verlassen hat, und jetzt einen Schnitt zu machen und ohne ihn etwas völlig Neues zu machen?
Ja, vielleicht ein bisschen. Ich meine, es war eine Gelegenheit, die sich uns bot. Auf jeden Fall. Das heißt aber nicht, dass wir es nicht auch gemacht hätten, wenn er noch in der Band gewesen wäre. Ich weiß es nicht, aber es hätte wahrscheinlich auch mit ihm in der Band passieren können. Ich glaube nicht, dass er dagegen gewesen wäre.

Wusstest du, dass Johannes so singen kann? Hat er das schon vorher im Proberaum oder so schon mal gemacht? Oder warst du wirklich komplett überrascht von diesem ersten Demo des Songs?
Ich habe ihn bei Soundchecks und so weiter singen hören, aber er hat immer nur herumgealbert, weißt du. Also nein, ich wusste es nicht wirklich. Ich wusste es nicht. Und wir haben viel daran gearbeitet. Ich meine, er ist kein Sänger. Er war nie ein Sänger. Er hat immer geschrien. Er hat die größte Lunge der Welt. Neben ihm zu stehen, wenn er das macht, ist ein Erlebnis. (lacht) Das ist es, was er immer gemacht hat. Also nein, das wusste ich nicht. Es war eine Überraschung. Und ich bin sehr froh, dass es funktioniert hat. Es hätte genauso gut… Nachdem wir das eine Weile gemacht haben und Dinge ausprobiert haben, mussten wir über Tonarten und andere Dinge im Song nachdenken, damit es zu seiner Stimme passt und so. Wir wussten also nicht, ob es funktionieren würde. Ich bin super glücklich, dass es geklappt hat. Und ich bin ziemlich erstaunt, dass er es geschafft hat, wirklich.

Apropos Songwriting: Wenn man keine Growls hat, gibt es im Geamtsound viel mehr Platz für die Instrumente, weil das gesamte Arrangement transparenter ist. Hatte das einen Einfluss darauf, wie ihr die Songs geschrieben oder arrangiert habt?
Ja, absolut. Einige der Songs hätten nicht funktioniert, wenn wir nicht die Entscheidung getroffen hätten, den cleanen Gesang zu verwenden. Wir wären nicht in der Lage gewesen, „Hungry Waters“ zu machen. Wir hätten auch „Murder In Red“ oder „Reaping Song“ nicht machen können. Also, ja, es hat sich verändert. Und das ist das neue Element, über das wir von nun an nachdenken müssen. Das Album ist zwar gerade erst erschienen, aber natürlich werden wir irgendwann ein weiteres Album machen. Und das ist das neue Element im Songwriting, über das wir nachdenken müssen. Und es ändert viel, denn man braucht ein anderes Grundgerüst unter dem Gesang, wenn man cleanen Gesang hat, als wenn man keinen hat. Es ist also beides… es ist natürlich schwierig, aber es ist auch in gewisser Weise befreiend, zu sehen, wohin wir es treiben können. Und es hat das Songwriting für dieses Album absolut verändert.

TRIBULATION live in MünchenHabt ihr versucht, in dieser Hinsicht von anderen Bands zu lernen, oder euch auch von Bands inspirieren zu lassen, die mit cleanem Gesang arbeiten? Denn für mich klingt das Album sehr vom Gothic Metal der 1990er-Jahre beeinflusst. Gibt es also Bands, die du im Kopf hattest, als du diese Songs geschrieben hast oder als du dich auf das Album eingestimmt hast?
Nicht wirklich. Ich habe nie irgendwelche Gothic-Metal-Bands der 1990er Jahre gehört, mit Ausnahme von Tiamat. Tiamat höre ich – aber nein, wir haben dabei auch nicht an Tiamat gedacht. Es waren andere Sachen. Natürlich gibt es Fields Of The Nephilim, aber von denen lassen wir uns schon seit 15 Jahren inspirieren. Das ist also nicht wirklich etwas Neues. Aber wir haben uns nicht wirklich etwas Konkretes angeschaut. Die meisten Inspirationen kamen aus anderen Quellen, würde ich sagen. Wie Chris Isaak vielleicht. Ich weiß, dass Joseph und Johannes viel über Billy Idol geredet haben. (lacht) Es ist also mehr von anderer Musik, aber wir haben uns nicht gefragt: „Wie machen es die Sisters Of Mercy? Wie macht es Paradise Lost? Das haben wir nicht gemacht. Es liegt eher daran, dass seine Stimme eben so klingt. Und sie passt einfach zur Musik. Da wir bereits diesen düsteren Sound haben, wird es auf eine natürliche Weise „gothy“. Aber nein, wir haben uns nicht wirklich von etwas inspirieren lassen. Wir schreiben schon seit langer Zeit Musik in vielen verschiedenen Stilen. Ich denke also, dass es nicht wirklich notwendig ist, eine Blaupause dafür zu haben?

Nein, definitiv keine Blaupause. Aber wenn man etwas ganz Neues macht, muss man sich vielleicht ansehen, wie andere es tun oder wie man es macht, weil man es noch nie gemacht hat …
Ja, das ist wahr. Aber wir haben schon vorher Rock- und Popsongs geschrieben. Joseph macht das schon seit Ewigkeiten.

Aber es ist interessant, dass du nicht so sehr auf Gothic stehst, denn TRIBULATION wird ja schon immer mit diesem Gothic-Vibe in Verbindung gebracht, in der Musik und im Auftreten auf der Bühne – und dieses Mal mehr denn je. Ich hätte erwartet, dass das ein großer Einfluss auf euch als Band ist …
Ja, das stimmt schon. Ich meine, Siouxsie And The Banshees und beispielsweise Cocteau Twins, und auch Sisters Of Mercy … Fields Of The Nephilim. Es gibt eine Menge Gothic-Bands, die wir alle hören. Aber ich habe mich nie für die Metal-Seite interessiert. Ich denke, das ist es, was ich meine.

Ich weiß nicht, ob du es mitbekommen hast, aber Cemetery Skyline, dieses schwedische All-Star-Projekt mit Mikael Stanne, hat sein Debütalbum kurz vor eurem veröffentlicht … und ich finde, es ist in diesem Goth-Rock-Ansatz ziemlich ähnlich. Ist das nur ein Zufall, oder gibt es in Skandinavien gerade eine Art Retro-Gothic-Welle?
Ich habe das Album noch nicht gehört, aber ich habe davon gehört. Ich habe das Video bei YouTube gesehen, glaube ich, als sie es veröffentlicht haben. Aber ich habe keine Ahnung. Ich halte mich nicht auf dem Laufenden, was so passiert, um ehrlich zu sein. Aber ich glaube, schon, als wir „The Children Of The Night“ gemacht haben und viel in den USA auf Tournee waren … schon damals begann sich etwas in Richtung Gothic zu entwickeln. Nach der Show gab es immer irgendwo einen Gothic-Club, in den die Leute gehen wollten. Ich glaube, das hat damals schon angefangen. Dann kam diese Nostalgie- und Retro-Sache, mit der Online-Kultur, mit all diesen Waves und wie sie alle heißen, all diesen Grenzbereichen und so weiter. Das ist ja alles sehr nostalgisch. Da gibt es Carpenter Brut und Perturbator und all diese Bands. Ich spiele hier nur ein bisschen herum … aber das scheint ein Ding zu sein, das schon eine Weile im Gange ist. Und wenn ich es richtig deute, wird es wohl weitergehen. Ich bin mir nicht sicher, aber das ist zumindest mein allgemeines Gefühl. Basierend auf nicht viel Substanz. (lacht)

Glaubst du, dass ihr euch bei den Bands, mit denen ihr nun auf Tour gehen könntet, neu orientieren müsst, weil ihr mit eurem klaren Gesang vielleicht nicht mehr in jedes Black Metal- oder Death Metal-Tour-Billing passt?
Ja, das stimmt. Aber wir waren schon immer so eine Art Chamäleon, denke ich. Wir haben mit Bands wie Ghost getourt. Wir haben mit Death Heaven und Watain und Abbath getourt. Und sogar mit Cannibal Corpse und solchen Bands. Wir haben es also immer geschafft, zwischen allem hin und her zu schwimmen. Und wir haben es immer geschafft, uns in verschiedene Situationen einzufügen. Aber das könnte jetzt ein bisschen schwieriger werden, könnte ich mir vorstellen. Wir werden natürlich immer noch alte Songs spielen und ich glaube, wir werden immer noch auf extremeren Festivals spielen können. Aber es eröffnet uns die Möglichkeit, mit anderen Bands zu touren, mit denen wir in der Vergangenheit vielleicht nicht auf Tour gehen konnten. Mir fällt spontan nichts Konkretes ein, aber es öffnet auf jeden Fall neue Türen. Das ist sicher.

Ja, auch für neue Leute, die eure Shows besuchen, euer Merch kaufen und so weiter. Das führt zum nächsten Thema: Wie wichtig ist es heutzutage für eine Band wie TRIBULATION, auf Tour zu sein und Merchandise zu verkaufen, um die ganze Sache am Laufen zu halten?
Für eine Band wie uns ist das sehr wichtig. Der andere Faktor sind die sozialen Medien, wirklich. Wenn man in den sozialen Medien wirklich gut abschneidet und vielleicht sogar Videos oder was auch immer für YouTube und so weiter macht, ist das ein großer Vorteil für jede Band, die so etwas kann. Wir sind mittlerweile alte Säcke, und das waren wir schon immer. Also versuchen wir einfach, in diesem Bereich des Geschäfts mitzuhalten. (lacht) Für eine Band wie uns ist es daher sehr wichtig, draußen zu sein, gesehen zu werden, auch weil die Leute einen zu vergessen scheinen. Ich habe das nie wirklich verstanden … aber wenn man nicht präsent ist, vergessen einen die Leute. Das tun sie. Das ist, ich weiß nicht … Ich höre immer dieselben Bands, immer und immer wieder. Für mich ist das also eine seltsame Vorstellung, aber ich schätze, dass Leute, die hungrig nach neuer Musik sind, dazu neigen, Bands auch schnell wieder zu vergessen. Deshalb ist es für uns sehr wichtig, live zu spielen.

Besonders in den USA, aber auch in Deutschland oder Europa, kosten Konzerttickets, Merch und so weiter heutzutage so viel Geld. Das ist eine logische Folge der steigenden Produktionskosten – aber irgendwann werden die Leute nicht mehr in der Lage oder bereit sein, diese Preise zu zahlen … wie lautet also deine Prognose, wohin wird das führen?
Nun, das hängt von der Wirtschaft ab, denke ich. Das ist sehr schwierig. Als wir vor ein paar Jahren mit Watain auf Tournee waren, verdoppelte sich der Preis für den Tourbus auf einen Schlag, und wir konnten nichts dagegen tun. Wir mussten den Preis bezahlen. Solche Dinge passieren. Es ist unglaublich teuer, auf Tour zu gehen. Und es ist sehr schwer, auch nur bei null herauszukommen. Es ist also düster. Ich weiß es nicht. Wir müssen einfach auf eine bessere Wirtschaft in der gesamten EU und in den USA hoffen. Manchmal … ich glaube, es war in Kanada oder so, wo wir unseren Shirt-Preis an den von Opeth angleichen mussten, waren die T-Shirts absurd teuer. Wir haben uns geschämt, sie überhaupt zu diesem Preis zu verkaufen, aber da kann man nichts machen. Aber wir haben trotzdem sehr gut verkauft, und das war großartig. Das hat mich wirklich überrascht. Also, ich weiß es nicht. Es ist schwierig, es hängt von der Wirtschaft ab, von der Bekämpfung der Inflation und davon, dass wir gänzlich aus der COVID-Krise herauskommen. Ich glaube, damit haben wir noch zu kämpfen, und ich hoffe, dass es besser wird. In den USA hat man es geschafft, die Inflation besser zu bekämpfen als wir in der EU, also denke ich, dass wir uns steigern müssen.

Was wäre dein persönliches Limit, wie viel Geld würdest du als Fan auf einem Konzert für ein T-Shirt ausgeben?
Oh … ich weiß es nicht. Das mache ich nie. (lacht)

Du kaufst keine Shirts auf Konzerten?
Ich gehe nie auf Konzerte.

Echt jetzt?
Na ja, ich bin ja eh auf vielen Konzerten, aber ich gehe selten hin. Manchmal natürlich schon, aber ich wohne mittlerweile weit weg von Stockholm, und da gibt es keine Konzerte. Aber was mein Limit wäre … Ich weiß es nicht. Ich meine, ich finde 20 € viel, aber für die meisten Bands ist das heutzutage wahrscheinlich nichts mehr. Ich hänge immer noch bei 20 €.

Ja, das ist auch der Preis, der sich in meinem Kopf festgesetzt hat, und dann sind es heute aber oft 40 € bei einer Show …
Ja, also nein, ich bin die falsche Person, um das zu fragen. (lacht)

OK, wir sind sowieso mehr oder weniger am Ende angekommen. Ich habe nur noch ein kurzes Brainstorming für dich:
Donald Trump: Es ist passiert. Es war zu erwarten. Ich hoffe, er wird so vernünftig wie möglich sein, und ich drücke die Daumen, dass es eine gute Sache ist und keine Katastrophe. Wir werden es in den nächsten vier Jahren herausfinden.
Vinyl: Für mich immer noch die erste Wahl, um ein Album zu kaufen. Ich glaube nicht, dass ich jemals eine digitale Veröffentlichung gekauft habe, und ich kaufe auch mal CDs, wenn ich etwas Cooles finde, irgendwelche alten CDs. Aber wenn ich ein Album kaufe, dann kaufe ich eine LP, ganz klar.
Weihnachten: Weihnachten ist großartig!
Deutschland: Ich habe eine komplexe Beziehung zu Deutschland. Ich habe so lange mit Deutschen zusammengearbeitet – ich liebe Deutschland und ich hasse Deutschland. (lacht) Aber ich freue mich darauf, jetzt wieder in Deutschland zu spielen. Es ist immer gut, in Deutschland zu spielen. Vor allem, wenn man … ich will jetzt keine Länder nennen, aber es ist immer schön, nach Deutschland zurückzukommen, wenn man auf Tournee ist. Also, Daumen hoch für Deutschland. Ich hoffe, es geht euch gut bei dem ganzen Regierungschaos, das gerade herrscht. (lacht)
TRIBULATION in 10 Jahren: Ich hoffe, dass es uns dann immer noch gibt, ich hoffe, dass wir immer noch den Ehrgeiz haben, Musik zu machen. Aber da bin ich positiv gestimmt. Im Moment fühlt es sich so an, als hätten wir eine Menge Musik in uns, vor allem jetzt, wo wir uns diesen neuen Raum mit den cleanen Vocals und allem eröffnet haben. Ich freue mich darauf zu sehen, wohin das führt, ich habe keine Ahnung. Hoffentlich sind wir immer noch stark, und hoffentlich sind wir eine größere Band geworden. Das ist alles, was ich mir wünsche.

Alles Gute dafür! Vielen Dank, dass du dir Zeit für dieses Interview genommen hast!
Vielen Dank! Auf Wiedersehen!

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Dieses Interview wurde per Telefon/Videocall geführt.

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