Auf Metalheads scheint der Regenwald eine besondere Faszination auszuüben – und das nicht erst, seit Till Lindemann und Joey Kelly auf dem Amazonas herumgepaddelt sind. Im Gegenteil: Neben derartigen Quatsch-Projekten gibt es eine Menge ernst zu nehmender Initiativen, um dem Ökosystem und seinen Bewohnern zu helfen. „Roots“, das legendäre Sepultura-Album, entstanden in Kollaboration mit dem Xavante-Stamm muss hier natürlich genannt werden, und in direkter Nachfolge der Gojira-Song „Amazonia“ mit der bis dahin beispiellosen Charity-Aktion.
Noch konsequenter haben sich SAVAGE LANDS dem Umweltschutz verschrieben. Um genau zu sein, ist dieser nämlich der Hauptzweck des Projekts von Sylvain Demercastel: Der französische Aktivist gründete die Band 2022 zusammen mit seinem Freund Dirk Verbeuren, Schlagzeuger bei Megadeth – und zwar als gemeinnützige Non-Profit-Organisation: Mit Spenden, Fundraising und 100 % der Tantiemen aus ihrer Musik unterstützt SAVAGE LANDS die Wiederaufforstung und den Erhalt der Artenvielfalt in Costa Rica und anderen Ländern.
Das klappt beeindruckend gut – insbesondere, wenn man bedenkt, dass SAVAGE LANDS in Sachen Musik bislang nur Singles veröffentlicht haben. In Costa Rica arbeitet SAVAGE LANDS mit Wissenschaftler:innen, Forstingenieur:innen, Ökoparks, Privatunternehmen und anderen gemeinnützigen Organisationen zusammen. Ihre Grüne Allianz (Alianza Verde) hat dazu geführt, dass in abgeholzten Gebieten in ganz Costa Rica mithilfe von 1.200 Freiwilligen über 11.000 Bäume gepflanzt werden konnten. Dank einer Spende in Höhe von 1 Million Euro vom französischen Hellfest (wo SAVAGE LANDS 2024 einen Auftritt mit unzähligen prominenten Gästen hatten) und in Kollaboration mit dem Jane Goodall Institute France konnte SAVAGE LANDS zudem das ökologische Nutzungsrecht für große Flächen tropischen Trockenwaldes erwerben und so verhindern, dass auf dem Gebiet weiter gerodet wird. Seit 2022 konnten SAVAGE LANDS so über 100.000 Quadratmeter costa-ricanischen Waldes schützen.
Weiteres Geld in die Kassen der Organisation soll nun das erste Album „Army Of The Trees“ spülen: Alle Einnahmen aus der Musik fließen in Naturschutzprojekte. Der Albumtitel ist dabei längst nicht nur eine pathetische Phrase. Vielmehr konnten Sylvain Demercastel und Dirk Verbeuren für ihr Werk eine wahre Armee prominenter Unterstützer aus aller Welt gewinnen: Die Feature-Liste reicht von Kai Uwe Faust und Maria Franz (Heilung) über Alissa White-Gluz (Arch Enemy), die Band Lord Of The Lost und Chloe Trujillo bis hin zu Andreas Kisser (Sepultura).
Das Resultat ist das vielleicht vielseitigste Collaboration-Projekt seit den „All-Star Sessions“ von Roadrunner United: SAVAGE LANDS bieten einen bunten Mix aus Groove Metal („Black Rock Heart“), Thrash Metal („Ruling Queen“) und Alternative Metal („Never Be Up“). Allen Stücken gemeinsam ist, dass sie – nicht zuletzt durch den kraftvollen Sound aus dem Daufembach Studio in Los Angeles – mit Wucht aus den Boxen drücken. Schon durch die schiere Zahl an Gastbeiträgen gibt es trotz der meist recht simplen Grundstruktur der Songs jede Menge Details zu entdecken. Das gilt in besonderem Maße für den Titeltrack; herauszuhören, wer hier was beigesteuert hat, dürfte eine abendfüllende Beschäftigung sein. Neben der Kern-Band haben sich allein in diesem Stück noch Steeven Corsini (Loco Muerte), Auré Jäger (Akiavel), David & Viber (Sidilarsen), Niko Jones (Tagada Jones), Julien Truchan (Benighted), Stéphane Buriez (Loudblast, Sinsaenum), Nils Courbaron (Bloodorn, Sirenia, DDC) und Aurelien Ouzoulias (The Beat Factory, Mörglbl) verewigt.
Bisweilen klingt „Army Of The Trees“ – man ahnt es – tatsächlich etwas überladen oder sogar zerfahren, zumal SAVAGE LANDS zwischen den eigentlichen Songs auch noch diverse Samples und Intros eingearbeitet haben. Trotzdem bleibt ein starker Gesamteindruck bestehen: Musikalisch ist SAVAGE LANDS ein vielseitiges, spannendes Modern-Metal-Album gelungen. „Army Of The Trees“ ist aber vor allem ein Ausrufezeichen in Sachen Zusammenhalt und Engagement der Metal-Szene in Zeiten von Erderwärmung und sozialer Kälte.
Da es sich um ein Charity-Album handelt, entfällt die Punktwertung.
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