Konzertbericht: Arch Enemy w/ In Flames, Soilwork

27.10.2024 Velodrom, Berlin

Arch Enemy, In Flames Tour 2024Die schwedische Crème de la Crème des Melodic Death Metal hat gerufen und Berlin hat geantwortet. Wenn sich Szenegrößen wie IN FLAMES, ARCH ENEMY und SOILWORK verbünden, ist dem Konzert nur schwer zu widerstehen, auch, wenn die Ticketpreise bei über 70 Euro mehr als nur zu wünschen übrig lassen. Trotzdem war die Reaktion der Fans auf die „Rising From The North“-Tour sehr deutlich. So deutlich, dass das für die Columbiahalle geplante Konzert in das größere Velodrom verlegt wurde.

SOILWORK im Oktober 2024 in MünchenEs geht in den Untergrund. Zwar längst nicht mehr in den musikalischen, dafür aber in den wortwörtlichen. Das Velodrom ist nämlich in den Boden eingelassen und ist damit sozusagen eine Arena des Berliner Erdreichs. Wie passend, dass die erste Band des Abends SOILWORK ist. Pünktlich um 19:00 Uhr betreten die Metaller die Bühne und gehen ihrer Aufgabe nach, dem Publikum mit ihrem Groove- und Death Metal ein bisschen einzuheizen. Die Band um Sänger Björn „Speed“ Strid verbreitet mit donnernden Drums, ausschweifenden Gitarrensoli und einem mächtigen Bass schnell gute Laune. Zu Liedern wie „Stabbing The Drama“, „Distortion Sleep“ und ihrer neuesten Single „Spirit Of No Return“ surft und moscht das Publikum fleißig. Nach 40 fantastischen Minuten müssen SOILWORK allerdings schon wieder die Bühne räumen.

  1. Stabbing The Drama
  2. Arrival
  3. Exile
  4. Distortion Sleep
  5. Spirit Of No Return
  6. Övergivenheten
  7. Death Diviner
  8. The Ride Majestic
  9. Stålfågel

SOILWORK im Oktober 2024 in MünchenWährend der Umbauarbeiten verhüllt ein durchsichtiger schwarzer Schleier die Bühne. Als IN FLAMES kurz nach 20:00 Uhr nach und nach, theatralisch, mit blitzenden Scheinwerfern und noch immer hinter dem Schleier, die Bühne betreten, steigt die Spannung in der Halle merklich. Nach einer krachenden Einlage von „Cloud Connected“ folgt eine unmissverständliche Aufforderung von Frontmann Anders Fridén: „Bewegt eure deutschen Füße, Berlin, ich weiß mit Sicherheit, dass ihr tanzen könnt!“. Mit dieser Attitüde machen sowohl Band als auch Publikum weiter. Die Fans lassen sich nicht mal zwischen den Songs vom Crowdsurfen abhalten, was Fridén sichtlich freut: Er lässt durchscheinen, dass der Abend vielleicht der beste in Deutschland wird. Songs wie „Voices“, „Meet Your Maker“ und „I Am Above“ sorgen dafür, dass im Publikum die Becher fliegen und Moshpits ausbrechen, während IN FLAMES auf der Bühne synchron headbangen. Gegen Ende des Konzerts gibt es von Frontmann Fridén für die Berliner Menge noch ein Lob der Extraklasse, als er gesteht: „Ich weiß nicht mal, was ich sagen soll, ihr wart alle zu gut. Ich bin voll und ganz erfüllt!“. Damit kann man sich dann auch darüber hinwegtrösten, dass gut 75 Minuten Showtime von IN FLAMES viel zu schnell verflogen sind.

  1. Cloud Connected
  2. Take This Life
  3. Deliver Us
  4. Paralyzed
  5. In The Dark
  6. Voices
  7. Food For The Gods
  8. Coerced Coexistence
  9. Trigger
  10. Only For The Weak
  11. Meet Your Maker
  12. State Of Slow Decay
  13. Alias
  14. The Mirror’s Truth
  15. I Am Above
  16. My Sweet Shadow

ARCH ENEMY im Oktober 2024 in MünchenKurz vor 22:00 Uhr sind ARCH ENEMY als die heutigen Headliner dran. Die Steilvorlage von IN FLAMES muss man aber erst einmal zu nehmen wissen – und so haben es die Melodic-Death-Metaller um Frontfrau Alissa White-Gluz nicht ganz leicht. Anfangs zu „Deceiver, Deceiver“ dringen die Growls der Sängerin kaum durch. Das Problem kann im Laufe des Tracks zwar einigermaßen behoben werden, allerdings tritt es auch später nochmal auf. Ansonsten sitzt auf der Bühne jeder Schritt, jede Pose und jeder Ton – ein Umstand, der aus Zuschauersicht überraschend wenig Spaß macht: Wo SOILWORK und IN FLAMES ehrliche Freude an ihrer Musik zu haben scheinen, wirkt bei der schwedisch-kanadischen Kombination bis hin zu den Ansagen der Sängerin alles gnadenlos durchgetaktet und einstudiert. Schade, denn wilde Songs wie „Dream Stealer“ oder „The Eagle Flies Alone“ verdienen eine authentische Aufführung. Die eingefleischten Fans der Band scheinen zwar auch heute ihren Spaß zu haben – insgesamt können ARCH ENEMY das Energielevel von IN FLAMES aber nicht ansatzweise halten. Da hilft es auch nichts, dass gegen Ende des Sets gigantische Luftballons auf das Publikum losgelassen werden, ehe ARCH ENEMY ihre Vorführung mit dem Klassiker „Nemesis“ nach knapp 75 Minuten beenden.

ARCH ENEMY im Oktober 2024 in München

  1. Deceiver, Deceiver
  2. The World Is Yours
  3. War Eternal
  4. My Apocalypse
  5. Dream Stealer
  6. House Of Mirrors
  7. Under Black Flags We March
  8. Liars & Thieves
  9. The Eagle Flies Alone
  10. First Day In Hell
  11. As The Pages Burn
  12. Sunset Over The Empire
  13. No Gods, No Masters
  14. Nemesis

Während SOILWORK und IN FLAMES ordentlich vorgelegt haben, konnten ARCH ENEMY in Sachen Unterhaltungswert leider nicht mithalten. Dass auch Metal-Shows nicht ohne akribische Planung und Übung funktionieren, versteht sich von selbst – ARCH ENEMY zeigen heute allerdings eindrücklich, was falsch verstandener Perfektionismus bewirken kann. Etwas Spontaneität in der Performance, oder zumindest die eine oder andere authentische Gefühlsregung möchte man als Fan dann aber doch sehen. Letztendlich ist das Meckern auf hohem Niveau – bei einer Band dieser Größenordnung muss das aber erlaubt sein.


Die Bilder im Bericht stammen von der Show der Tour in München am 20. Oktober 2024

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