Konzertbericht: Black Tusk

26.10.2024 München, Backstage (Club)

Black Tusk Tour 2024

Das Leben ist eines der härtesten, wie es so schön heißt. Für Underground-Bands auf internationaler Tour gilt das ganz besonders. BLACK TUSK jedenfalls brauchen auf ihrer aktuellen Konzertreise durch Europa wiedermal ein dickes Fell: Die Vorband LORD DYING ist kurz vor Tourstart abgesprungen, und der Samstagstermin für den Stop in München ist auch nur auf dem Papier ein Glücksgriff: Die Zahl der Konkurrenzveranstaltungen ist groß, eine lokale Vorband wurde nicht gebucht und der Eintritt mit 25 € nicht billig. So heißt es mal wieder Zittern, ob aus den rund 20 Fans, die kurz nach Einlass um 19:30 Uhr zwischen Bar und Merch herumstrolchen, bis zum Showbeginn doch noch eine einigermaßen „rentable“ Zuschauerzahl wird. Spoiler: zumindest halbwegs.

Als BLACK TUSK um 20:30 Uhr auf die Bühne kommen, haben sich rund 50 Fans im Club verteilt – und das erfreulicherweise so weitläufig, dass die eigentlich für gut das fünffache ausgelegte Location sogar halbwegs gut gefüllt aussieht. Allerdings vermitteln BLACK TUSK eh nicht den Eindruck, als würden sie sich auch nur im Geringsten um Besucherzahlen scheren: Das Quartett legt mit so viel Elan los, dass man meinen könnte, die vier Amerikaner würden einzig und allein zum eigenen Vergnügen aufspielen.

Das ist einerseits gut, denn so zocken sich BLACK TUSK absolut glaubhaft spielfreudig durch rund eine Stunde „Swamp Metal“, wie die Band ihren räudigen Mix aus Sludge, Crust und Death Metal nennt. Doch so kraftvoll die im Wechsel von allen vier Bandmitgliedern gesungenen Nummern aus den Boxen brüllen, bleibt die Show doch vom Publikum entkoppelt: Je vier bis fünf Songs werden am Stück dargeboten. Die Zeit dazwischen überbrückt ein noisiges Sound-Sample, während sich die Musiker (so gut es auf der Club-Bühne eben geht) in den Hintergrund verziehen. Auf Ansagen verzichten BLACK TUSK fast ganz – und das, obwohl sogar jeder der vier Musiker ein Mikrofon hat.

Wie viel das hinsichtlich der Stimmung wirklich ausmacht, zeigt sich erst zum Ende, als Gitarrist und Hauptsänger Andrew Fidler das Publikum dann doch noch direkt anspricht und statt nur einer Zugabe gleich drei Songs anbietet – und somit ausnahmslos alles, was die Truppe aus Savannah, Georgia, für diese Tour einstudiert hat: Sofort ist die Stimmung nochmal merklich besser, das Mitnicken heftiger und der Jubel lauter.

  1. Brewing The Storm
  2. Dance On Your Grave
  3. Embrace The Madness
  4. Closed Eye
  5. God’s On Vacation
  6. Scalped
  7. Beyond The Divide
  8. Out Of Grasp
  9. Brushfire
  10. Double Clutchin‘: The Crash
  11. Ghosts Roam
  12. Born Of Strife
  13. Breath Of Life
  14. Gallows Hill
  15. Crossroads And Thunder
  16. The Way Forward
  17. Enemy Of Reason
  18. Bring Me Darkness

Dass ein Konzert bereits um 21:30 Uhr zu Ende ist, ist ungewohnt bis befremdlich – insbesondere an einem Samstagabend. Und doch gibt es eigentlich nichts, was aus Fan-Sicht gegen dieses Konzept spricht: Bei einem Eine-Band-Konzert bekommt man wenigstens genau (und auch nur) wofür man bezahlt hat. Bei BLACK TUSK gilt das ganz besonders: Eine etwas intimere Atmosphäre als der Backstage Club und etwas mehr Band-Publikum-Interaktion wären zwar der Stimmung sicher zuträglich gewesen. Zumindest aus musikalischer Sicht erfüllen sich alle Erwartungen. Denn so wenig abwechslungsreich der Stil der Truppe auch sein mag, so verlässlich reißt die enorme Wucht der Songs alles und jeden mit.

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