Review Tribulation – Sub Rosa In Aeternum

Totgesagte leben länger, heißt es – und für Leute mit bleichen Gesichtern und düsteren Gedanken scheint das ganz besonders zu stimmen. Als 2020 mit Jonathan Hultén der Gitarrist, aber irgendwie auch die Seele der Band TRIBULATION verließ, schien lange unklar, ob die Band das überleben würde … und wenn ja, wie. Die „Hamartia“-EP (2023) jedenfalls wirkte blutleer, und das nicht ansatzweise im Gothic-Sinne, also positiv gemeint. Nun legen TRIBULATION nach: „Sub Rosa In Aeternum“ heißt das Album – und schon die ersten Töne machen deutlich: Die Schweden haben selbst gemerkt, dass ein „Weiter So“ keine Lösung sein kann.

So haben sich TRIBULATION also nun von so manchem Trademark ihres bisherigen Schaffens verabschiedet: Die markanten Twin-Gitarrenläufe sind Geschichte und werden nur noch an ein, zwei Stellen andeutungsweise zitiert. Vor allem aber ist die Härte aus dem Gesang gewichen: Zwar lässt Johannes Andersson die Stimmbänder nach wie vor auch mal kratzen – getragen wird das Album jedoch von beeindruckend tiefgründigem, düsterem Klargesang, wie man ihn so von ihm nie zuvor gehört hatte. Vielmehr weckt der Gesang Assoziationen zu Fernando Ribeiro (Moonspell) – aber auch Whiplasher Bernadotte (Deathstars).

Schon dadurch rückt „Sub Rosa In Aeternum“ weiter in Richtung Goth-Rock als jedes bisherige Werk von TRIBULATION – die Band zieht jedoch in allen anderen Aspekten beeindruckend konsequent nach. Vom Cover mit genretypischem Friedhofs-Chic bis hin zur Musik selbst: Luftige Arrangements, schwebende Gitarren („Hungry Waters“) und schmissige Riffs, die bisweilen fast in Richtung Post-Punk gehen und damit an Bands wie Grave Pleasures denken lassen („Drink The Love Of God“), wechseln sich erfrischend ungezwungen ab – und dazwischen streut Joseph Tholl immer wieder lässige Soli, wie um nochmal zu unterstreichen, dass er nun endgültig in der Band angekommen ist.

Dass diese Band rein gar nichts mehr mit der Death-Metal-Band zu tun hat, als die sie vor nunmehr 20 Jahren gegründet wurde – aber eben auch nur noch wenig mit Hulténs TRIBULATION, wie man sie noch auf „Where The Gloom Becomes Sound“ zu hören bekam – ist spätestens klar, wenn „Murder In Red“ durch den Raum schwebt, das über weite Strecken auch von der Synth-Pop-Truppe Priest stammen könnte … und wenig später mit „Reaping Song“ die vielleicht melancholischste Ballade des Jahres. Und es ist verdammt gut, wie es ist.

TRIBULATION haben es geschafft: Sie haben ihre Gallionsfigur Hultén nicht etwa ersetzt – sondern durch einen geschickten Stilwechsel erreicht, dass man ihn gar nicht weiter vermisst. „Sub Rosa In Aeternum“ ist ein bittersüßes, ein schweres und doch unbeschwertes Album geworden, das mit jedem weiteren Song in einer anderen Nuance von „düster“ changiert. Stilistisch recht ähnlich, sticht es „Nordic Gothic“, das Debüt des Allstar-Projekts Cemetery Skyline, in Sachen Vielseitigkeit locker aus – kann aber auch mit echten Klassikern aus den 1990ern mithalten. Wer den Gothic Rock aus dieser Zeit liebt, sollte sich „Sub Rosa In Aeternum“ keinesfalls entgehen lassen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert