Vielen sind die Thrash-Metal-Veteranen FLOTSAM AND JETSAM hauptsächlich ein Begriff, weil Jason Newsted dort vor seinem Abgang zu Metallica den Bass bediente. Die Band aus Arizona darauf zu reduzieren wäre allerdings grob unfair, zumal sie mit ihren ersten beiden Alben „Doomsday For The Deceiver“ und „No Place For Disgrace“ gleich zwei Genre-Meilensteine vorlegte. Ferner erlebt die Truppe um ihren stimmlich alterslosen Frontmann Eric Knutson spätestens seit ihrem Vertragsabschluss mit AFM Records vor acht Jahren ihren zweiten (wenn nicht gar dritten) Frühling und veröffentlicht ein starkes Album nach dem anderen. Das neueste hörte auf den Titel „I Am The Weapon“ und ist bereits die dritte Veröffentlichung der Truppe mit Fifth-Angel-Drummer Ken Mary.
Seit sie mit „The End Of Chaos“ recht spät in ihrer Karriere eine ihrer besten Platten veröffentlicht haben, scheinen FLOTSAM AND JETSAM wie ausgewechselt: Mit „I Am The Weapon“ ist der Band zum dritten Mal in Folge ein zeitgemäßes, energiegeladenes Metal-Album in der Schnittmenge aus Thrash und härterem U.S. Metal gelungen. Das wird schon im Opener „A New Kind Of Hero“ deutlich, der im Mainriff an den Band-Klassiker „No Place For Disgrace“ erinnert und später in einen geradezu theatralischen Refrain mündet. Bereits auf „The End Of Chaos“ konnte man FLOTSAM AND JETSAM die stilistische Nähe zu Fifth Angel unterstellen und auch diesmal sind Nummern wie das rockige „Primal“ sowie der Abschluss „Black Wings“, in denen die Thrasher unverhohlen mit dem Sound der US-Metal-Heroen kokettieren.
Natürlich ist der Thrash Metal auf „I Am The Weapon“ noch immer präsent. Einerseits spürt man das am generell hohen Energielevel der Platte, aber auch ganz konkret am harten Riff-Stakkato des Titeltracks oder von Songs wie „Gates Of Hell“ und „Cold Steel Lights“. All diese Nummern gipfeln jedoch gleichzeitig in Gänsehaut-verdächtigen Refrains, die eben in erster Linie an das neue Material von Fifth Angel erinnern. Und weil diese beiden Merkmale hier fast nahtlos miteinander verknüpft werden, ist FLOTSAM AND JETSAM mit ihrem neuen Album ein nahezu perfektes Gleichgewicht aus thrashiger Aggression und der Eingängigkeit des U.S. Metal gelungen.
Obendrein schaffen es FLOTSAM AND JETSAM schon seit einigen Jahren, ihren Sound modern und frisch zu halten. Das liegt sicherlich an der schnittigen Produktion durch den dänischen Melodic-Death-Metal-Profi Jacob Hansen. Passend dazu orientiert sich die Truppe in „The Head Of The Snake“ im Hinblick auf die Riffs auch noch recht deutlich am Sound von Arch Enemy zu Zeiten von „Rise Of The Tyrant“ und Songs wie „Burned My Bridges“ oder „Kings Of The Underground“ könnten dank ihrer Harmonien auch auf einem Trivium-Album wie „Shogun“ stehen. Dabei biedern sich FLOTSAM AND JETSAM keinesfalls an den Sound einer jüngeren Generation an, aber sie ignorieren eben auch nicht, was in den letzten 40 Jahren in ihrer Sparte passiert ist. Diese Bereitschaft, auch neue Einflüsse an Bord zu nehmen, sorgt dafür, dass „I Am The Weapon“ durchweg unverbraucht klingt.
Vielleicht ist es ja gar nicht so verwunderlich, dass FLOTSAM AND JETSAM etwas näher an ihre Kollegen Fifth Angel herangerückt sind, zumal zwei ihrer Mitglieder auch bei den U.S. Metallern aktiv sind. Geschadet hat es der Band jedenfalls nicht, denn die Kombination aus thrashiger Wucht und der Eingängigkeit des amerikanischen Heavy Metal steht ihr ganz hervorragend zu Gesicht. Dank dieser Bauteile ist „I Am The Weapon“ die logische Fortsetzung der letzten beiden Alben „The End Of Chaos“ und „Blood In The Water“ und wenn dabei weiterhin solch großartige Platten wie diese herauskommen, kann man FLOTSAM AND JETSAM nur raten, diesen Kurs beizubehalten. Wer ausschließlich eins auf die Zwölf braucht, hört lieber Exodus, alle Fans von Thrash mit Mitsingfaktor sind aber mit „I Am The Weapon“ bestens bedient.
Wertung: 8.5 / 10