Das Cover von "Live In London" von Skid Row

Review Skid Row – Live In London (CD+DVD)

  • Label: earMUSIC
  • Veröffentlicht: 2024
  • Spielart: Hard Rock

Was war das eine Enttäuschung, als die Trennung von SKID ROW und ihrem neuen Sänger Erik Grönwall nach nur zwei Jahren bekannt wurde! Das phänomenale Spätwerk „The Gang`s All Here“ legte nahe, dass der Schwede das lange unauffindbare letzte Puzzleteil war, um die strauchelnden Glam Metaller nach Jahren der Richtungslosigkeit auf die Erfolgsspur zurückzubringen. Obendrein gab es noch nicht einmal wie bei der Truppe aus New Jersey eigentlich vorprogrammiert böses Blut zwischen Sänger und Band, sondern Herr Grönwall muss aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten – tragisch. Mit „Live In London“ bekommen Fans wenigstens die Möglichkeit, einen der starken Auftritte von SKID ROW mit ihrem skandinavischen Frontmann nachzuerleben, wurde das enthaltene Konzert doch 2022 in der englischen Hauptstadt in Bild und Ton festgehalten.

Der obligatorische Blick auf die Setlist macht deutlich: In London sind im Hinblick auf die Songauswahl wenig bis keine Wünsche unerfüllt geblieben. Mit mehr als der Hälfte der Songs ihres Debüts und noch einmal genauso vielen vom heiß geliebten Nachfolger „Slave To The Grind“ besteht das Set zu drei Vierteln aus absoluten Fan-Lieblingen. Erst nach gut der Hälfte der Show kommen SKID ROW zu ihrem damals neu erschienenen Comeback „The Gang`s All Here“ – fast ein bisschen schade, dass dieses starke Album mit nur drei Songs vertreten ist, da die Platte 2022 ja eigentlich betourt wurde. Fans werden sich aber kaum beschweren, dass die Band in London vor allem die Hits aus ihrer stärksten Phase ausgepackt hat.

Dass SKID ROW in ihrer neuen Besetzung wie ausgetauscht wirkten, zeigte sich auf „The Gang`s All Here“ bereits im Studio und wer die Band auf der folgenden Tour erleben konnte, weiß, dass sie diese neu gefundene Energie auch glaubhaft auf die Bühne bringen konnte. So ist auch auf „Live In London“ eine merklich revitalisierte Gruppe zu hören, die spürbar Spaß an dem hat, was sie tut. Das liegt vor allem – aber nicht nur – an der lebhaften Performance von Herrn Grönwall, der nicht zuletzt mit seinen enthusiastischen Ansagen deutlich macht, dass er sein Glück selbst noch gar nicht fassen kann – diese ehrliche Freude über seine neue Rolle ist selbst auf CD und DVD noch ziemlich ansteckend. Gesanglich konnte man dem Schweden sowieso noch nie Vorwürfe machen und so ist es kaum verwunderlich, dass er die vielen Hits, die SKID ROW an diesem Abend ins Set genommen haben, durchweg gelungen interpretiert.

Klanglich geht „Live In London“ in Ordnung, kann aber nicht ganz so überzeugen wie andere aktuelle Live-Mitschnitte. Zwar klingt hier alles amtlich nach Konzerthalle (Stichwort „Raumanteile“), allerdings kommen ausgerechnet die Gitarren recht dünn aus den Boxen. Somit überwiegen im Klangbild neben dem Gesang vor allem Bass und Schlagzeug. Das kann im Mix beabsichtigt gewesen sein, weil es eben ziemlich nach Live-Situation klingt, etwas mehr Druck hätte SKID ROW aber gut zu Gesicht gestanden. Vor allem die grandiose Performance des Frontmanns wurde auch für die DVD hervorragend eingefangen. Hier fällt noch deutlicher auf, dass es wirklich in erster er war, der die Band zurück zu alter Größe führte, denn verglichen mit seinem quirligen Auftreten wirkt der Rest der Musiker fast ein wenig altersschwach … Gefilmt wurde „Live In London“ vor allem mit stationären Kameras, die so professionell aufgestellt wurden, dass die Atmosphäre im „02 Forum“ aus Nähe und Entfernung authentisch eingefangen werden konnte, etwas mehr Bewegung hätte die Energie des Auftritts aber vermutlich noch besser widergespiegelt.

Man muss „Live In London“ mit einem lachenden und einem weinenden Auge genießen: Einerseits zeigt das Live-Paket die lange richtungslos wirkenden SKID ROW spät in ihrer Karriere noch einmal in Bestform. Ihr neuer Sänger trägt den Auftritt mit geradezu unverschämt charmanter Selbstbegeisterung praktisch im Alleingang und liefert über 16 alte wie neue Songs die Performance seines Lebens. Das alleine ist den Erwerb von „Live In London“ schon wert. Obendrein zeigt sich hier noch einmal die Qualität der Songs von „The Gang`s All Here“, denn die Nummern fügen sich nahtlos zwischen den Klassikern der ersten beiden Alben ins Set. Andererseits ist das ja schon wieder vorbei. Grönwall hat als SKID-ROW-Sänger bereits wieder abgedankt und die Zukunft der Glam Metaller ist einmal mehr ungewiss, weshalb sich „Live In London“ leider auch wie der Schwanengesang einer Band auf dem erneuten Weg in die Bedeutungslosigkeit anfühlt. Das ist natürlich Spekulation, aber diese Live-Platte ist derart gut, dass man sich fragen muss, wie SKID ROW solche Magie in anderer Besetzung erhalten wollen.

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Wertung: 8.5 / 10

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