Der Black Metal ist modern geworden. Zu einem unkonventionellen, sehr persönlichen Musikstil, der viele neue Bands hervorgebracht hat. SERVANT sind eine davon. Das Quartett aus dem sächsischen Göttingen spielt melodischen Black Metal und wählt dabei eher den Weg der Traditionalisten. Warum die Band dennoch die Anhängerschaft atmosphärischer Klänge für sich gewinnen dürfte, belegen schon die ersten beiden Tracks ihres neuen Albums „Death Devil Magick“.
Der anderthalbminüter „Void“ setzt direkt zu Beginn mit seinen düsteren Ambients die richtige Stimmung auf. Das musikalische Thema dieses Songs greifen SERVANT auf dem anschließenden „Temple“ wieder auf und bereichern es mit allerlei ausgeklügelten Arrangements und fantastischen Melodien. Die Band verzichtet auf ihrem Album zum großen Teil auf ein klassisches Strophe-Refrain-Strophe-Schema, so wie man es bis vor kurzem auch von Gaerea kannte. Warum das in Bezug auf „Death Devil Magick“ Fluch und Segen gleichermaßen bedeutet, dazu kommen wir an anderer Stelle, denn zuallererst hat diese Herangehensweise einen großen Vorteil.
Da sich die Band die meiste Zeit nicht um konventionelles Songwriting schert, bekommt wirklich jedes Riff, jeder Schlag an den Drums und jeder wehklagende Schrei genug Platz und damit vor allem Zeit um zu wirken. Der Song „Sin“ ist dafür ein ganz hervorragendes Beispiel. Eben weil die Themen innerhalb dieses Songs zwar wiederkehren, sich währenddessen aber nicht ineinander verheddern, ist es absolut möglich schwedische Aggression mit dem eher „weichen“ Tonus des Post Black Metal zu verbinden. Dass sich das Gespann dennoch darauf versteht sehr geradlinige Songs zu komponieren, beweist das groovige „Devil“, welches gleichzeitig den „genrekonformsten“ Track auf „Death Devil Magick“ darstellt. Als Konterpart zum kontrollierten Chaos, das SERVANT stiften, steht das Instrumental „Hope“. Es gibt Zeit zum Aufatmen, lässt dabei mit seiner dezent melancholischen Grundstimmung aber keinerlei Langeweile aufkommen und hat immer noch den nötigen Drive, um den Spannungsbogen zu halten.
Wo ist also an der ganzen Sache der Haken? Paradoxerweise ist es gerade die extrem wendige erste Hälfte des Albums, die in einem partiell heftigen Widerspruch zur wesentlich „eingängigeren“ zweiten Albumhälfte steht. Allgemein kann man den Eindruck gewinnen, dass SERVANT ab der zweiten Hälfte von „Death Devil Magick“ aufgeräumter agieren. Ein wenig wirkt es, als hätte die Band zur Mitte ihres Albums das Gros ihrer komplexen Ideen verbraucht.
Sei’s drum. Hier wird auf hohem Niveau gemeckert. „Death Devil Magick“ ist ein absoluter Grower. SERVANT bieten auf ihrem derweil 3. Album in drei Jahren des Bestehens eine sehr hohe Qualität. Mitreißende Melodien, stimmige Soli, präzises Drumming und variabler Gesang fließen trotz anfänglich schweren Zugangs, in extrem gutem Songwriting zusammen. Kleine Kniffe wie dezent eingesetzte Keyboard-Arrangements setzen den letzten Schliff. SERVANT präsentieren mit „Death Devil Magick“ ein Album, das alte Werte und neue Impulse gekonnt verbindet.
Wertung: 9 / 10