Konzertbericht: The Ocean w/ A Swarm Of The Sun, Bipolar Architecture

11.09.2024 München, Backstage (Halle)

Oft genug haben THE OCEAN in den letzten Jahren den süddeutschen Raum elegant umfahren – nun macht die Post-Metal-Instanz aus Berlin endlich mal wieder im Backstage München halt. Mit dabei: A SWAM OF THE SUN und BIPOLAR ARCHITECTURE.

Dass der Zeitplan bisweilen spontan adaptiert werden muss, kennt man – dass der Konzertbeginn jedoch eine Dreiviertelstunde vorverlegt wird, ist für die Vorband der Todesstoß: Als BIPOLAR ARCHITECTURE um 19:10 Uhr (statt 19:50 Uhr) auf die Bühne geschickt werden, verlieren sich in den Weiten der Halle rund 30 Gäste. Auch der Sound-Techniker scheint von der Verlegung nichts mitbekommen zu haben – anders ist kaum zu erklären, dass der Sound nur aus Drums, Bass und Backing-Tracks besteht. Die Halle wird mit der Zeit zwar voller, der Sound allerdings nicht besser. Dass die Musik der ansonsten durchaus engagiert auftretenden Band ziemlich generischer Post-Metal zu sein scheint, macht die Vorstellung insgesamt leider nicht spannender. Wer erst zum ursprünglich angekündigten Konzertbeginn kommt, hat zwar die Band, aber eigentlich nichts verpasst.

Ob es daran liegt, dass A SWARM OF THE SUN im Gegensatz zum Opener echte Verstärker und Boxen auf der Bühne stehen haben oder nicht, lässt sich nicht beantworten – Fakt ist: Bei A SWARM OF THE SUN passt der Sound von der ersten Minute an. Transparent, aber zugleich mit der Wucht einer Lawine rollt der Mix aus Drone und minimalistischem Post Metal über die Zuhörenden. So brachial die Instrumente – inklusive Selfmade-Elekronica -, so zart ist der durchweg nur geflüsterte Gesang. Die Mixtur fasziniert, und doch ist nach einer halben Stunde eigentlich alles gesagt: Dass A SWARM OF THE SUN schlussendlich 55 Minuten spielen, ist zwar gut gemeint, für eine Show als Vorband aber etwas überambitioniert. Immerhin: Wer heute vornehmlich wegen A SWARM OF THE SUN da ist, kommt zweifelsohne voll auf seine Kosten.

Wie absurd es ist, dass das Konzert eigentlich für den Backstage Club angesetzt und erst kurzfristig in die Halle verlegt wurde, wird erst jetzt deutlich: Kurz bevor THE OCEAN in der knapp doppelt so großen Venue ihre Show beginnen, ist im Zuschauerraum kaum noch ein Durchkommen. Dass THE OCEAN euphorisch begrüßt werden, ist also nicht weiter überraschend. Und doch wirkt die Truppe zwischendurch von der Resonanz am heutigen Abend, spätestens aber vom Jubel vor der Zugabe, beeindruckt. Umgekehrt haben die Fans aber auch jeden Grund zur Begeisterung – sofern sie Fans des Schaffens von THE OCEAN aus den letzten zehn Jahren sind.

Weiter als „Pelagial“, das heute mit „Bathyalpelagic III: Disequilibrated“ und „Hadopelagic II: Let Them Believe“ im Set repräsentiert ist, geht es heute nicht in die Vergangenheit der Band (und Weltgeschichte) zurück. „Holocene“ sowie die beiden „Phanerozoic“-Teile hingegen werden mit insgesamt zehn Songs umfassend und in spielerischer Perfektion präsentiert: Brachial der Sound, energiegeladen die Performance und elegant untermalt von einer rundum stimmigen Lichtshow, in deren Mittelpunkt sechs goldene „Sonnen“ am hinteren Bühnenrand stehen, gibt es wirklich nichts, was THE OCEAN hier und heute hätten besser machen können.

  1. Preboreal
  2. Cambrian II: Eternal Recurrence
  3. Atlantic
  4. Subboreal
  5. Bathyalpelagic III: Disequilibrated
  6. Hadopelagic II: Let Them Believe
  7. Oligocene
  8. Parabiosis
  9. Pleistocene
  10. Subatlantic
  11. Triassic
  12. Jurassic | Cretaceous

So unglücklich der Abend für den Opener und alle, die diese Band sehen wollten, angefangen hat, so rundum perfekt endet er um 22:50 Uhr nach einer 90-minütigen Performance der Extraklasse. Geheimnis ist es eh schon längst keines mehr – aber auf dem Niveau, auf dem die Berliner mittlerweile abliefern, macht THE OCEAN im Post-Metal weltweit niemand mehr etwas vor.

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