Review Ephemeral – Into Being

Bedeutungsvolle Melancholie, die frei von Grenzegrenzen auf ganz eigene Weise zum Leben erweckt wird: Mit „Into Being“ schicken EPHEMERAL ein Erstlingswerk ins Rennen, dass musikalisch sanft Grenzen durchbricht, einen eigenen Sound definiert und auch neugierig macht.

„Into Being“ ist zwar kein klassisches Konzeptalbum, bewegt sich thematisch allerdings in einem klar definierten Rahmen. Die Texte handeln von Zyklen im Leben oder in der Natur, getreu dem Motto: Jedes Ende ist auch ein Anfang. Und: Dunkelheit ist ebenso wertvoll wie Licht, da beides nur zusammen existieren kann. Dieser Ansatz spiegelt sich auch im Artwork der Künstlerin Valerie Savinova wider. Insgesamt neun Songs mit einer Gesamtlänge von über 50 Minuten umfasst „Into Being“, welches schwerlich auf einzelne Stücke reduziert werden kann. Dafür sind die düster-folkigen Kompositionen zu unterschiedlich, zu facettenreich und zu vielschichtig. Gefühlt steht nicht eines der Stücke stellvertretend für die Band und ihre Musik, sondern die Vielzahl an musikalischen Details, die Feinheiten in den Klängen und das Gesamtwerk an sich.

Die meisten Texte stammen aus der Feder der drei Bandmitglieder selbst, die dafür u.a. auf historische Gedichte oder Folklore zurückgegriffen: Bei „The Cruel Sister” handelt es sich um eine traditionelle Ballade aus Nordengland, die seit dem Mittelalter in unterschiedlichen Varianten auf das europäische Festland überliefert wurde. Nun ist sie sozusagen im Herzen Deutschlands angekommen und findet dort ihr eigenes Zuhause bei drei Musikern, die einen Weg gefunden haben, ihre unterschiedlichen Talente stimmig zu vereinen. Immer wieder überrascht das Album mit folkigen, jazzigen oder auch progressiven Momenten. Das gleicht zunächst einer Entdeckungsreise und wächst mit weiteren Hördurchgängen zu einem Klangerlebnis, in dem die ruhigen Momente klar dominieren.

Neben den drei Bandmitgliedern sind auf „Into Being“ weitere Musiker zu hören wie Justin Ciuche (Rauhbein) an der Violine und Jann Michael Engel (Anne Clark) am Cello. Mit „Fire And Rose“, einer Kooperation mit dem Briten Simon Bibby (Thy Listlees Heart), haben sich EPHEMERAL etwas Besonderes für das Ende aufgehoben: Ursprünglich im Doom Metal beheimatet, wagt sich Bibby hier gefühlt etwas aus seiner Komfortzone und bereichert den Sound um ungewohnte Nuancen. In diesem Bereich liegt vielleicht das größte Potential von EPHEMERAL, die fast schon allgegenwärtige melancholische Schwere ihres ersten Albums etwas aufzubrechen.

In „Into Being“ ist hörbar eine Menge Herzblut geflossen. Das Ergebnis setzt allerdings auch voraus, sich mit der Musik intensiver auseinandersetzen zu wollen, um die Intention und Tiefe zu begreifen. Dadurch richten sich EPHEMERAL an ein sehr bestimmtes, eher feinfühliges Publikum, das genau wie die Band selbst so gar nicht dem aktuellen musikalischen Zeitgeist entspricht.

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Wertung: 8 / 10

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