Review Sear Bliss – Heavenly Down

  • Label: Hammerheart
  • Veröffentlicht: 2024
  • Spielart: Black Metal

Im letzten Jahr sind auch SEAR BLISS in den Club der Bands mit 30-jähriger Historie aufgenommen worden. Nun steht mit „Heavenly Down“ das immerhin bereits neunte Album an. Blickt man auf das Cover, mag man nichts davon so recht glauben: Das Bild erinnert so stark an die Cover aus den Anfangsjahren der Band, dass man meinen könnte, „Heavenly Down“ sei entweder ein Album von damals, oder aber seit dem Release „Phantoms“ seien erst zwei, nicht 28 Jahre verstrichen.

Tatsächlich ist „erinnert an“ nicht alles – in Wirklichkeit ist das Cover natürlich unverkennbar eine Reminiszenz an das „Phantoms“-Cover. Und um das auch wirklich authentisch umzusetzen, haben SEAR BLISS den Coverkünstler von damals, Kris Verwimp, persönlich mit der Hommage an das eigene Bild betraut. Eine nette Idee, zumal SEAR BLISS damit einer großen Überraschung vorbeugen – wenn es nämlich an die Musik geht.

Waren die letzten beiden Alben der Ungarn – „Eternal Recurrence“ (2012) und „Letters From The Edge“ (2018) – etwas experimenteller, orientieren sich SEAR BLISS auf „Heavenly Down“ unüberhörbar wieder mehr am Stil ihrer frühen Jahre. Das gilt für den etwas erdigeren Sound ebenso wie für die Songs, die wieder deutlich schwarzmetallener geprägt sind. „True“ wird es bei SEAR BLISS natürlich auch 2024 nicht – schon allein, weil die stilprägende Posaune natürlich auch diesmal nicht fehlen darf, aber auch, weil András Nagy ein zu guter Songwriter für stumpfes Geschraddel ist: So gibt es insbesondere im Hintergrund, aber auch immer wieder in Breaks oder Bridges, unglaublich viel Detailarbeit zu entdecken: Im Titeltrack beispielsweise findet sich ein kurzer Ausflug in avantgardistische Gefilde, das nachfolgende „Forgotten Deities“ könnte dann sogar komplett von Ulver stammen.

Doch dann sind da eben auch Songs wie „The Upper World“, in dem SEAR BLISS eine griffige Tonfolge durch verschiedene Intensitätsstufen treiben und so von „doomig“ bis „schmissiger Banger“ alles abdecken. Diese Songs klingen „oldschooliger“ als alles, was SEAR BLISS zuletzt so veröffentlicht haben – aber keinesfalls schlechter. Denn auch das Songrwriting in den „oldschooligen“ Passagen weiß zu überzeugen, die Riffs haben Charme, die Melodien gehen gut ins Ohr, und der ganz dezente Pagan-Metal-Touch, den Songs wie „Feathers In Ashes“ mitbekommen haben, steht SEAR BLISS durchaus (wieder) gut zu Gesicht.

„Heavenly Down“ verbindet die Stärken einer modernen Produktion und jahrzehntelanger Songwriting-Erfahrung mit dem Charme der frühen Werke von SEAR BLISS. So etwas kann schiefgehen – aber in diesem Fall ist das Resultat ein Album, das nach einem kurzen Überraschungsmoment alle Fans der Band zufriedenstellen sollte, ein Album mit Schönheit und Rohheit, dezent Avantgarde, aber auch erfrischend geradeheraus.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert