Autumnblaze - Auf zerfetzten Schwingen

Review Autumnblaze – Auf zerfetzten Schwingen

Wohin man derzeit auch den Blick wendet, überall treibt der gefräßige Moloch des Krieges sein Unwesen. Unersättlich und mitleidlos verschlingt er im Sekundentakt ein Menschenleben nach dem anderen – Gaza und die Ukraine sind dabei bloß die medial präsentesten Schauplätze seines blutigen Festmahls. So kommt es, dass AUTUMNBLAZE, von Weltschmerz geplagt, den schwelgerischen Dream-Pop-Sound von „Welkin Shores Burning“ (2020) hinter sich gelassen und sich mit „Auf zerfetzten Schwingen“ wieder dem Dark Metal zugewandt haben. Dass die Band damit eine unzweideutige pazifistische Botschaft vermitteln will, zeigt sich schon darin, dass es sich dabei um ihr erstes komplett in deutscher Sprache eingesungenes Album handelt.

Die pathetische Ader des Duos, die ihr Debüt, „Dämmerelbentragödie“ (1999), bereits im Namen trug, die auf den introspektiven Folgewerken jedoch in den Hintergrund getreten ist, kommt hier nun wieder vollends zum Vorschein. Aufschlussreiche Erkenntnisse über die Ursachen von Kriegen, spitzfindige Beobachtungen oder Lösungsansätze finden sich in den manchmal etwas prätentiösen Texten („Niedertracht“) zwar nicht. Die Tragik gewaltsam ausgelöschter Leben bringen AUTUMNBLAZE darin jedoch durchaus effektiv und nachfühlbar zum Ausdruck – wenn auch auf recht plakative Weise.

Lauscht man etwa der Schilderung des plötzlichen Bombentodes eines Kindes im akustischen Zwischenspiel „Der letzte Gruß“, fällt es schwer, ein solches Geschehnis mit Rationalisierungen zu rechtfertigen. Die musikalische Neuausrichtung der Band, die im Grunde eine Rückbesinnung auf den Sound von „Perdition Diaries“ (2009) ist, lässt ebenso wenig Zweifel daran, dass AUTUMBLAZE in den Songs zutiefst bedrückende Begebenheiten thematisieren. So wechselt Sänger Markus Baltes seinen wehklagenden Gesang („Wie soll ich dir ein Morgen schenken“) hier wieder deutlich öfter mit seinen gramvollen Screams ab („Vater Mutter Kind“).

Derweil entlockt er der Gitarre mal auf sanftmütige Weise betrübliche, unverzerrte Töne („Offenes Grab“), dann wiederum niederschmetternde Leadmelodien („Auf zerfetzten Schwingen“), während Drummer Arisjel eher unauffällig, aber stets auf stimmige Weise den Rhythmus vorgibt. Schwungvolle Nummern wie „Zerfetzt“ stellen hierbei eher die Ausnahme dar, größtenteils musizieren AUTUMNBLAZE im schleppenden bis getragenen Tempo wie etwa im morbiden Doom-Metal-Stück „Morast“.

Dass AUTUMNBLAZE mit „Auf zerfetzten Schwingen“ zum ersten Mal ein Album vorgelegt haben, auf dem sie mehr oder weniger den Stil einer früheren Veröffentlichung reproduzieren, hinterlässt neben den teilweise ein wenig plumpen Texten einen leicht schalen Beigeschmack. Im Großen und Ganzen haben die Deutschen jedoch eine solide Dark-Metal-Platte kreiert, die schlüssig arrangiert und von Produzent Markus Stock mit einem kräftigen, runden Klang ausgestattet wurde. Zudem setzen AUTUMNBLAZE mit dem Album ein bedeutsames Statement, sodass dessen mangelnde Subtilität durchaus als zweckdienlich angesehen werden kann. Schließlich gibt es am Krieg nichts zu beschönigen.

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Wertung: 7 / 10

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