Das Cover von "Silver Romance" von Freedom Call

Review Freedom Call – Silver Romance

Deutscher Power Metal weckt in erster Linie Assoziationen mit Hamburg, brachte die Stadt an der Elbe doch international renommierte Genre-Vertreter hervor. Doch auch der Süden der Republik ist hier nicht zu unterschätzen, wie sich vor allem an den Nürnbergern FREEDOM CALL zeigt. Seit 1998 aktiv konnte sich die Band als feste Größe etablieren und lieferte bereits mit ihrem Debüt „Stairway To Fairyland“ ein Album, das ohne Schwierigkeiten in einem Atemzug mit Klassikern wie „Land Of The Free“ oder „Keeper Of The Seven Keys“ genannt werden kann. Über 25 Jahre später sind die Franken noch immer im Geschäft und haben mit „Silver Romance“ gerade ihr elftes Album über Steamhammer veröffentlicht.

FREEDOM CALL scheinen sich auf „Silver Romance“ auf ihre Wurzeln zu besinnen: Das beginnt beim direkt aus den 90ern importierten Cover-Artwork und setzt sich im Titeltrack sogleich fort. Die Nummer ist als erhebender Power-Metal-Song im Fahrwasser klassischer Helloween-Stücke besser als so ziemlich alles, was die Franken auf ihren letzten beiden Alben zustande gebracht haben und reißt sofort mit. Auch ansonsten fällt auf, dass die Band auf ihrem neuesten Werk äußerst hanseatisch geprägt ist. Tracks wie „Infinity“ oder „In Quest Of Love“ sind ebenso wie der Opener irgendwo zwischen klassischen Helloween und Gamma Ray zu suchen, wobei nicht zuletzt dank der Science-Fiction-Texte auch noch eine Prise Iron Savior hinzukommt. Bei solch großartigen Vorbildern kann kaum etwas schiefgehen und so gibt es auf „Silver Romance“ zwar wenig Neues, aber die genannten Nummern machen einfach Spaß.

Wie immer lebt die Musik von FREEDOM CALL auch auf „Silver Romance“ in erster Linie von inbrünstigen Refrains und großen Melodien, die stets nachvollziehbar und nicht selten vorhersehbar, aber auch immer gelungen sind. Natürlich funktioniert derart geballte Fröhlichkeit nicht ganz ohne Fremdscham; wenn das Verhältnis von hymnischen Refrains, epischen Keyboards und druckvollen Gitarren aber gut ausbalanciert ist, auch nicht ohne Gänsehaut. Das ist auf „Silver Romance“ über weite Strecken der Fall – siehe etwa „Distant Horizon“ -, allerdings nimmt der Schlagerpathos hin und wieder auch überhand. So geschehen etwa in schwächeren Midtempo-Songs wie „Supernova“ und „High Above“, die eher an durchschnittliche Edguy-Singles wie „King Of Fools“ und die schwächeren Momente von Dragonforce erinnern. Bei 13 Songs sind zwei Füller aber durchaus verschmerzbar.

Es fällt also auf, dass die schnelleren Songs auf „Silver Romance“ FREEDOM CALL etwas besser zu Gesicht stehen, weil es in langsameren Momenten arg pathetisch wird. Ausnahmen bestätigen hier wie so oft die Regel, denn mit dem ebenfalls im Midtempo-Bereich angesiedelten „Blue Giant“ ist der Band einer der besten Songs des Albums gelungen. Wie erwähnt steckt die Platte voller Gänsehaut-verdächtiger Gitarrenmelodien, die mit deutlich spürbarer Spielfreude präsentiert werden. Was fehlt, ist das Sahnehäubchen in Form entsprechend explosiver Gitarrensoli – das ist ein „Problem“, das die Truppe mit den ganz ähnlich gearteten Thornbridge gemeinsam hat, weshalb es vielleicht auch einfach als Merkmal dieses Sounds gewertet werden kann.

Die Musik von FREEDOM CALL wird ja gerne als „Happy Metal“ oder etwas weniger wohlwollend auch „Kinder-Metal“ bezeichnet. Auch „Silver Romance“ wird daran nichts ändern, die Platte macht aber auch einmal mehr deutlich: Gerade in turbulenten Zeiten wie den heutigen kann ungetrübter Frohsinn durchaus erwünscht sein und wenn er denn gut umgesetzt ist, macht dieser Sound – oh Wunder – wahre Freude. Dank über 25 Jahren Erfahrung präsentieren FREEDOM CALL ihren gut gelaunten Power Metal auf dieser Platte ebenso routiniert wie glaubwürdig und sorgen mit gelungenen Songs dafür, dass der Tag ein bisschen heller wird. Klar, für diese geballte Fröhlichkeit muss man in Stimmung sein und Überraschungen gibt es hier keine, insgesamt ist „Silver Romance“ aber ein rundum spaßiges Power-Metal-Album der alten Schule.

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Wertung: 8 / 10

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