Arstidir Lifsins - Aldrlok

Review Árstíðir Lífsins – Aldrlok

Die Musik und die Social-Media-Präsenz von ÁRSTÍÐIR LÍFSINS bilden einen interessanten Gegensatz. Während erstere sich aufgrund der altisländischen Texte und der beträchtlichen Länge der Alben der Band wohl nur den Wenigsten erschließt, gestalten die rar gesäten Postings der Musikgruppe sich stets effizient und informativ. So lässt sich schon anhand einer Handvoll Updates eine Zeitleiste der Entstehung ihres sechsten Albums erstellen: Kaum zwei Monate nach dem Release von „Saga Á Tveim Tungum II“ (2020) hatten die Folk-Black-Metaller bereits mit der Arbeit an dem Nachfolger begonnen, im August 2022 war das Recording abgeschlossen, ein Jahr später waren die Songs fertig produziert und im Mai 2024 wurde „Aldrlok“ dann endlich veröffentlicht.

Dass das Trio, bestehend aus Mitgliedern von Helrunar, Wöljager und Carpe Noctem, viel Arbeit in die Platte gesteckt hat, zeigt sich im Endresultat in jeglicher Hinsicht. Nicht nur ist „Aldrlok“ mit seiner opulenten Laufzeit von 83 Minuten eines der umfangreicheren Werke der Band, auch Songwriting, Performance und Sound zeugen von einem immensen Aufwand. So ist es ÁRSTÍÐIR LÍFSINS gelungen, die neun Stücke trotz ihrer beträchtlichen Länge von bis zu 14 Minuten durchwegs stimmig aufzubauen und Black Metal flüssig mit Folk-Elementen zu verquicken.

So fallen auch rein akustische Lieder wie das melancholisch-beschwingte, an Tenhi erinnernde „Ek Sneri Aftr Til Golfhǫlkvis Fleygra Sárelda Heiftar“ zwischen den von grimmigen Screams, eisigen Gitarrenriffs und polternden Drums erfüllten Longtracks keineswegs aus dem Rahmen. Auch in letzteren sind die scharrenden Streicher und die verheißungsvollen Chorgesänge, die für den Pagan Folk charakteristisch sind, überaus präsent. Auf trendige Effekthascherei verzichten ÁRSTÍÐIR LÍFSINS bei ihrer musikalischen Erzählung einer im rund 40 Jahre zuvor christianisierten Island der ersten Jahrtausendwende nach Christus spielenden Geschichte allerdings ebenso wie auf allzu gefällige Hooks.

Bis auf ein paar Ausnahmen wie etwas den mächtigen Auftakt von „Fyrsta Fǫnnin Fellr Úr Hátunnu Regns“ mit seinem galoppierenden Schlagzeug bleiben daher nur wenige Passagen des Albums dauerhaft im Gedächtnis. Beim Hören selbst fühlt man sich von den imposanten Songs jedoch durchwegs ergriffen. So hinterlassen ÁRSTÍÐIR LÍFSINS mit ihrem sechsten Full-Length-Album wie schon auf früheren Veröffentlichungen auch ohne Ohrwürmer einen bleibenden Eindruck.

Letztlich haben ÁRSTÍÐIR LÍFSINS mit „Aldrlok“ genau das Album kreiert, das man von der Band im Hinblick auf ihre bisherige Entwicklung erwartet hat. Anstatt stilistische Überraschungen aus dem Hut zu zaubern oder sich mit kürzeren, eingängigeren Songs anzubiedern, haben die Folk-Black-Metaller ihren bisherigen Sound beibehalten und allenfalls noch ein wenig verfeinert. Herausgekommen ist eine Platte, die zwar weder im Schaffen der Band selbst noch in der Black-Metal-Szene merklich hervorsticht, aber nicht zuletzt dank Markus Stocks ausgefeilter Produktion durch und durch gelungen ist und beinahe eineinhalb Stunden lang zu beeindrucken vermag.

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Wertung: 8 / 10

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