Mit „To Lay Like Old Ashes“ steuerten AUSTERE 2009 ein Momument der Verzweiflung vor: Herzerweichende Melodien und hirnerweichendes Geschrei fanden in einer Art und Weise zusammen, wie sie selbst in dem fragwürdig geistreich „Depressive Black Metal“ betitelten Genre selten zu finden war. 15 Jahre sind seitdem verstrichen, und einiges hat sich getan – allerdings nicht quantitativ: Von 2010 bis 2021 lag die Band auf Eis, mit „Corrosion Of Hearts“ meldete sich das Duo dann 2023 zurück: mit einem neuen Logo, Gemälde-Cover und gefälligerem Sound.
Nur ein Jahr später gibt es nun bereits das nächste Werk zu hören: „Beneath The Threshold“. Zu dem neuen Logo gesellt sich ein überaus modernes Artwork. Was auf den ersten Blick angemessen düster erscheint, wirkt auf den zweiten dann doch etwas arg generisch: Das Bild hätte ebenso gut auf ein Album von Septicflesh oder Katatonia gepasst, um nur zwei Beispiele zu nennen. Warum das Album auf CD ausschließlich in einer Artbook-Edition im 7“-EP-Format erhältlich ist, ist in diesem Kontext nicht ganz klar: Ein schmucker Digipak oder auch einfach ein preisgünstiger Jewelcase hätte es bei diesem Bildmaterial voll und ganz getan.
Nun soll man Bücher bekanntermaßen nicht nach dem Cover bewerten – bei Alben-Artbooks, die ja als Gesamtkunstwerk konzipiert sind, verhält sich das etwas anders. Insofern: Ganz subjektiv dem Bild nach geurteilt, droht „Beneath The Threshold“ eine recht unspektakuläre Angelegenheit zu sein. Und in der Tat bestätigt sich dieser visuelle Ersteindruck akustisch: Vom ersten Durchlauf bleibt leider genau nichts im Ohr, und auch diverse Hördurchgänge später fällt es schwer, echte Highlights auszumachen: Über weite Strecken bieten AUSTERE gut gemachten, aber eben auch ziemlich unspektakulären „Einsteiger-Black-Metal“:
Irgendwie schon ein bisschen böse, aber eben auch sehr melodisch und damit weder musikalisch noch inhaltlich allzu verstörend. Statt des ehedem sehr extremen Schreigesangs setzen AUSTERE mehr denn je auf Klargesang. Was früher als gezielt eingesetzter Effekt seine Wirkung nicht verfehlt hatte, klingt etwa in „Faded Ghost“ etwas arg gewollt melancholisch. Auch sonst erinnern AUSTERE mittlerweile eher an Dark Metal à la Katatonia und Konsorten, denn an Bethlehem, Shining oder Lifelover. Das ist deswegen keinesfalls automatisch schlecht: „Cold Cerecloth“ etwa ist ein stimmiger Song, der mit abwechslungsreichem Gesang und einigen Breaks durchaus viel zu bieten hat. Nur so richtig verzweifelt klingen AUSTERE eben auch hier nicht. Und leider offenbart sich ausgerechnet der Zehnminüter „Of Severance“ zum Abschluss als eine ziemlich fade Partie.
Überspitzt ausgedrückt spielen AUSTERE jetzt Black Metal für Menschen, die keinen Black Metal mögen: Rein musikalisch sind die relevanten Attribute (Doublebass, Screams, Schrammelriffing) alle da – was fehlt, ist jedoch jene Verzweiflung, die unter die Haut gehende Atmosphäre, die „We Lay Like Old Ashes“ und auch „Corrosion Of Hearts“ noch ausgemacht hat. „Beneath The Threshold“ wühlt nicht auf und weckt auch sonst keine Gefühle, sondern bietet nurmehr handwerklich gut gemachten Düster-Metal. Den kann man sich ohne weiteres anhören – ein einschneidendes Hörerlebnis darf man aber nicht erwarten.
Wertung: 6.5 / 10