Das Cover von "König und Kaiser" von Hammer King

Review Hammer King – König und Kaiser

Man könnte versucht sein, HAMMER KING spätestens seit ihrem Debüt bei Napalm Records als Band abzutun, die hauptsächlich auf ihr Image bedacht ist: Artworks und Videoclips geben seit 2021 eine klare ästhetische Linie vor und auch ihre Kostüme und die fortlaufende Geschichte um den König legen nahe, dass die Truppe einen ähnlichen Weg wie Powerwolf oder Sabaton beschreiten möchte. Das wäre allerdings ein Trugschluss, denn inhaltlich bot die Band schon immer etwas mehr als die genannten Mitstreiter. Auch auf „König und Kaiser“ beweisen HAMMER KING wieder, dass sie nicht nur von hübschen Bildern und witzigen Geschichten leben und es ihnen in erster Linie um die Musik geht.

„König und Kaiser“ macht schnell deutlich, dass die auf „Kingdemonium“ begonnene Entwicklung auf diesem Album fortgesetzt wird – damals wurde es bei HAMMER KING auf einen Schlag eine ganze Ecke härter. Songs wie „Hailed By The Hammer“, „The Devil Will I Do“ und der groovende Titeltrack, deren Riffs auch zu Dark Tranquillity und frühen In Flames passen würden, zeigen nun, dass die Band diesen Kurs beibehalten hat. Das ist auch gut und richtig so, denn die Mannschaft fühlt sich mit dieser stilistischen Ausrichtung hörbar immer wohler und findet auf „König und Kaiser“ ein nahezu perfektes Gleichgewicht aus zeitgemäßer Wucht und Power-Metal-typischer Eingängigkeit.

HAMMER KING sind eben keine Melodic-Death-Metaller, sondern eine Power-Metal-Band und natürlich ist ihnen auch auf „König und Kaiser“ die Melodie nicht abhandengekommen. Die rifflastige Attacke wird immer wieder durch traditionelle Hymnen wie „Future King“, „War Hammer“ oder „I Want Chaos“ aufgelockert und auch die großen Refrains gibt es hier noch in jedem Song, wobei sie vor allem in den wuchtigeren Nummern als schönes Gegengewicht fungieren. Im Hinblick auf die Melodien fällt auch auf, dass die Leadgitarre auf „König und Kaiser“ mehr Platz als früher beansprucht. Die Platte ist voll von mitreißenden Gitarrenmelodien und ausgedehnten Gitarrensoli, die es bei der Band zwar auch schon früher gab, hier aber deutlich selbstbewusster präsentiert sind.

Dieses Selbstbewusstsein geht damit einher, dass HAMMER KING immer mehr zu ihrem eigenen Stil finden: konnte man auf dem selbst betitelten Major-Label-Debüt noch ziemlich genau sagen, wo Bands wie Hammerfall oder Edguy als Inspiration dienten, schlagen die Herren 2024 zwar immer noch in die gleiche Kerbe, klingen aber weitaus individueller. Auf „König und Kaiser“ hat es die Hörerschaft mit sorgfältig durchkomponierten Power-Metal-Songs zu tun, die vornehmlich von mitreißenden Refrains und den vielleicht besten Riffs, die diese Band bisher zustande gebracht hat, leben. Klischees sind da ebenso gewollt wie unvermeidbar, aber das gehört eben zu Brot und Butter des Genres.

Mit „König und Kaiser“ ist des Königs obersten Herolden mit großer Sicherheit ihr bisher bestes Album gelungen. Dank minutiösem Songwriting und einer grandiosen Produktion verbinden HAMMER KING den klassischen Power-Metal-Pathos auf ihrer sechsten Platte scheinbar mühelos mit moderner Wucht zu ihrem mittlerweile ziemlich charakteristischen eigenen Sound. Weil es Dream Evil de facto nicht mehr gibt und Bloodbound inzwischen deutlich anders klingen, sind HAMMER KING mit einem Album wie diesem auf dem besten Wege, sich an die Spitze des Genres vorzukämpfen. Die meisten einheimischen Kollegen haben sie inzwischen hinter sich gelassen. Als Nächstes wäre vielleicht ein Live-Album mal eine gute Idee …

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Wertung: 8.5 / 10

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