Das Cover von "Warp Speed Warriors" von Dragonforce.

Review Dragonforce – Warp Speed Warriors

Als DRAGONFORCE 2006 mit „Inhuman Rampage“ und ihrer Über-Single „Through The Fire And Flames“ der Durchbruch gelang, hatten die britischen Power-Metaller zwar schon zwei Alben veröffentlicht, standen aber dennoch am Anfang ihrer Karriere. Die sollte in den kommenden Jahren einen kometenhaften Aufstieg mit sich bringen, denn mit ihrem irrwitzigen Sound irgendwo zwischen Power Metal und Videospiel-Soundtrack, der sich stets kurz vor der Reizüberflutung abzuspielen schien, traf die Band bei einer ganz neuen Generation an Metalfans einen Nerv. Seither hielten sich DRAGONFORCE neben neuen Platten auch mit Twitch-Streams und Tiktok-Kanälen bei dieser „Jugend“ im Gespräch und haben mit „Warp Speed Warriors“ nun ihr neuntes Album auf den Markt gebracht.

Los geht es mit einem DRAGONFORCE-Song, wie er typischer nicht sein könnte: „Astro Warrior Anthem“ eröffnet die Platte mit gewohnt erhebenden Melodien, eingängigem Gesang und Schlagerrefrain in Hochgeschwindigkeit – die bei dieser Band üblichen Harmonien und Songstrukturen inklusive. Das kennt man von den Briten inzwischen in jeder denkbaren Ausformung und um ganz ehrlich zu sein verbraucht es sich zusehends. Natürlich sind überdrehte High-Speed-Songs wie „Burning Heart“ nach wie vor technisch beeindruckend und gerade wenn sie der Erstkontakt mit dieser Band sind, können vor allem „The Killer Queen“ oder „Pixel Prison“ sicherlich mitreißen. Vor allem Fans, die schon länger dabei sind, werden sich aber fragen, wie oft DRAGONFORCE noch die nächste Variante von „Through The Fire And Flames“ aufnehmen wollen und was sie sonst noch zu tun gedenken, um ihr Profil darüber hinaus zu schärfen.

Mindestens seit „Extreme Power Metal“ versucht die Truppe das immerhin, indem sie ab und an auch mal auf die Bremse tritt – seht her, wir können nicht nur schnell und überdreht. Auf „Warp Speed Warriors“ schlägt sich das bisweilen in etwas gediegeneren Nummern wie vor allem „Power Of The Triforce“ nieder und grundsätzlich ist es zu begrüßen, dass DRAGONFORCE nach neuen Facetten ihres Sounds suchen. Nüchtern betrachtet kommen dabei aber nur recht gewöhnliche Power-Metal-Songs mit irrwitzigen Soli und Texten über Videospiele heraus und das gibt es bei Kollegen wie z. B. Power Paladin weitaus authentischer. Ziemlich cool ist allerdings das Synthwave-Zwischenstück „Prelude To Darkness“ und das bombastische „Kingdom Of Steel“, in dem True-Metal-Hymne und 90er-Popballade verheiratet werden.

Überhaupt sind DRAGONFORCE nach wie vor keine schlechte Band – technisch macht den Gitarristen Totman und Li vermutlich niemand etwas vor und auch Marc Hudson bringt auf „Warp Speed Warriors“ eine beeindruckende Gesangsleistung. Die Briten haben ihre Nische eben schon vor 20 Jahren gefunden und lange Zeit gab ihnen der Erfolg Recht. Je länger sie aber auf die gleichen Bausteine setzen, umso mehr drängt sich die Einsicht auf, dass der – wenngleich noch immer einzigartige – Sound der Truppe auf Dauer recht eindimensional ist. Ist ja nett, dass sich DRAGONFORCE mit „Doomsday Party“ am gerade so erfolgreichen Disco Metal von Battle Beast versuchen und das mit einem ebenso brunsblöden wie unreflektierten Text versehene „Space Marine Corps“ passt hervorragend zum reichlich faschistoiden Warhammer-Universum. Letztendlich scheint sich alles abseits vom gut gelaunten Hochgeschwindigkeits-Metal aber außerhalb der Komfortzone von DRAGONFORCE abzuspielen und das fällt auf.

Manche Bands entwickeln sich in 20 Jahren auf ganz natürliche Weise weiter, andere schlagen an irgendeinem Punkt ihrer Karriere einen komplett anderen Weg ein und manche – tja, die treten auf der Stelle. „Warp Speed Warriors“ zeigt, dass DRAGONFORCE leider zur dritten Gattung gehören. Die technische Finesse dieser fünf Musiker ist nach wie vor absolut außer Konkurrenz, aber wenn die neuen Ideen kalkuliert wirken und man sich ansonsten wiederholt, verpufft dazwischen auch das spektakulärste Gitarrenduell ohne bleibenden Eindruck. „Warp Speed Warriors“ ist für sich genommen kein schlechtes Album und DRAGONFORCE sind eine Band mit enormem Unterhaltungswert, aber sie haben es versäumt, ihren Sound relevant zu halten. Wenn alles gesagt ist, bleibt nichts mehr hinzuzufügen.

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Wertung: 6 / 10

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