Obwohl die Vorstellung, dass es entgegen der Dogmen der Weltreligionen keinerlei göttliche Wesen gibt, längst ein alter Hut ist, scheint sie vielen auch Jahrhunderte nach ihrem Aufkommen noch Unbehagen zu bereiten – so vermeintlich auch der ukrainischen Post-Black-Metal-Band THREE EYES TO THE VOID. Deren Debütalbum, „The Atheist“, erweckt zumindest diesen Eindruck. Von den lebensbejahenden, ermächtigenden Aspekten des Existenzialismus fehlt auf der dreiviertelstündigen Platte jedenfalls jegliche Spur. In den Texten sowie auch im Klang ihrer bis zu zehn Minuten langen Stücke steckt vielmehr eine abgrundtiefe, grimmige Trostlosigkeit, wie sie etwa auch von White Ward vertont wird.
Tatsächlich gibt es mehr als nur eine vage emotionale Parallele zwischen THREE EYES OF THE VOID und ihren bei Debemur Morti Productions unter Vertrag stehenden Landsmännern. So fühlt man sich durch die trübsinnigen Clean-Gitarren, die etwa den Opener „Behind The Stars“ auf äußerst ausgefeilte Weise über zwei Minuten hinweg einleiten, die bedeutungsschweren Riffs und Leads, das tosende Drumming und die bissigen Screams mehr als nur einmal an Alben wie „Futility Report“ (2017) erinnert.
Auch ein Ambient-Zwischenspiel wie „Cure For Rain“ findet sich auf „The Atheist“, mag „Delirium“ auch nicht von einem jazzigen Saxophon, sondern von schwerelos flirrenden Post-Rock-Gitarren getragen werden. In „Descent“, dem mit seinem hymnischen Gesang und schwermütigen Piano stilistisch vielseitigsten Track der Platte, kommt das Blechblasinstrument aber doch zumindest einmalig auf stimmige Weise zum Einsatz – gespielt von niemand geringerem als Dima Dudko, dem Saxophonist von White Ward.
Es versteht sich bei all diesen Gemeinsamkeiten mit einer anderen Band wohl von selbst, dass THREE EYES TO THE VOID das Genre nicht neu erfinden. Dennoch fühlt man sich nicht dazu angehalten, den Newcomern daraus einen Vorwurf zu machen, ist ihr Debüt doch derart hervorragend konzipiert und umgesetzt, dass sie es schon jetzt mit den Platzhirschen des Post-Black-Metal aufnehmen können. Dass THREE EYES TO THE VOID im Grunde nichts anders als ihre bekannteren Kollegen machen, tritt hinter der packenden Dynamik ihres Songwritings, ihrem spielerischen Können und der ausgefeilten Produktion ihres ersten Albums gänzlich zurück.
Mit „The Atheist“ haben THREE EYES OF THE VOID ein durch und durch nihilistisches Album mit einer entsprechend aussichtslosen Grundstimmung geschaffen. Zwar ist es ein wenig bedauerlich, dass das Duo offenbar auch in der Erkundung kreativen Neulands keinen Sinn sieht, mit ihrer bereits von anderen vor ihnen erprobten Klangpalette wissen THREE EYES TO THE VOID jedoch meisterhaft umzugehen. Wer sich also an White Ward noch nicht sattgehört hat oder den so intensiven wie bedrückenden Frühwerken von Lantôs immer noch nachtrauert, sollte auch den ukrainischen Nachfolgetalenten Gehör schenken.
Wertung: 8 / 10