Das Faultier als solches ist ein sehr behäbiges Tier und genießt in der immer hektischeren Welt wohl gerade darum mittlerweile Kultstatus. Dass es in der Metal-Szene, genauer gesagt im Doom Metal nach wie vor nur sehr wenige Bands mit dem Tier im Namen gibt, ist darum fast schon überraschend: Gerade einmal 24 Einträge zählen die Metal Archives, und davon entfallen immerhin sieben auf die reichlich unkreative Variante „Sloth“. Deutlich origineller ist da doch RAGING SLOTH.
Diesen grandiosen Bandnamen haben drei Münchner ihrem auch sonst überaus bemerkenswerten Death-Doom-Projekt verpasst. Dabei ist der Name nicht nur für sich genommen genial (was könnte man sich bitte Knuffigeres vorstellen als ein vor sich hin wütendes Faultier?!), sondern auch ein perfekter Match zur Musik des Trios. Denn genau so, wie man es beim Bandnamen RAGING SLOTH erwartet, klingt auch „The Descent“, die (ansonsten übrigens faultierfreie, also nicht überzogen klamaukige) erste EP des Trios: behäbig und gemächlich, aber dabei auch überaus kraftvoll und aggressiv.
Drei Songs haben RAGING SLOTH auf „The Descent“ zusammengestellt – was aber bei genreüblichen Songlängen zwischen acht und elf Minuten dennoch für rund 30 Minuten Gesamtspielzeit reicht. Geboten wird zunächst einmal schleppender Death-Doom, der mit wuchtigem Riffing, tiefen Growls und minimalistischem Drumming alle Erwartungen an Musik dieses Genres erfüllt. Dazwischen streuen RAGING SLOTH aber auch mal ein Gitarrensolo, einen etwas flotteren Riff-Part mit Leadgitarre oder aber auch Parts, in denen einzelne Akkorde fast schon in Sunn-o)))-Manier vor sich hin dröhnen.
Das funktioniert – obschon hier sicher nicht das Genre revolutioniert wird – nicht zuletzt deswegen so gut, weil sich RAGING SLOTH für das Mastering mit Magnus Lindberg von Cult Of Luna einen echten Experten für wuchtigen Sound ins Boot geholt haben. Was in platterem Sound vielleicht stellenweise etwas banal gewirkt hätte, entfaltet trotz allem eine bösartige, düstere Atmosphäre – genau das, was ein Death-Doom-Release benötigt.
„The Descent“ ist vielleicht kein Meilenstein des Genres – aber welches Debüt ist das schon? Als das betrachtet, was sie ist, ist diese EP dafür umso bemerkenswerter: RAGING SLOTH haben bereits auf ihrer ersten Veröffentlichung erfreulich viel eigenen Stil, die Songs sind in sich und im Kontext stimmig. Da auch die Attitüde zu stimmen scheint und die Band nicht davor zurückschreckt, das Geld in die Hand zu nehmen, um sich die Dienste von Profis wie Lindberg zu sichern, darf man gespannt sein, wie es mit den Münchnern weitergehen wird. Fürs Erste ist „The Descent“ jedenfalls definitiv ein heißer Tipp für Genre-Fans.
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