Mike Pattons Label Ipecac Recordings ist dafür bekannt, nicht ganz eindeutig einzuordnenden Bands und Musikern eine Heimat zu geben. Prominente Beispiele hierfür sind seine eigenen Projekte wie Tomahawk oder Peeping Tom, aber auch legendäre Bands wie Isis, die Melvins oder Bohren & Der Club Of Gore. Das New Yorker Trio SPOTLIGHTS hat mit „Alchemy For The Dead“ nun bereits das dritte Album unter der Schirmherrschaft des Faith-No-More-Frontmanns herausgebracht – und man darf gespannt sein, ob und wie die Band ihre eigenwillige Mischung aus Sludge und Shoegaze weiterentwickelt hat.
Der Opener „Beyond The Broken Sky“, eigentlich mehr Albumintro als Song im klassischen Sinne, zeigt schon mal, wohin die Reise geht. Sänger und Gitarrist Mario Quintero ist dabei alleine schon die musikalische Kontrapunktierung in sich, kombiniert er doch gekonnt Post-Rock- und Shoegaze-typischen Sad-Boy-Gesang (in Sachen Backing-Vocals gelegentlich unterstützt von seiner Gattin Sarah, die auch für den tieffrequenten Viersaiter verantwortlich ist) mit massiven, tiefer gestimmten Post-Metal-Gitarren. Chris Enriquez an den Drums komplettiert die Band und sorgt für einen ebenso fetten Unterbau.
So lässt sich „Alchemy For The Dead“ problemlos in die Post-irgendwas-Schublade stecken, weist aber auch Reminiszenzen an Bands wie Type O Negative oder sogar Radiohead auf. Was SPOTLIGHTS jedoch spürbar von vielen anderen Bands aus dieser Sparte unterscheidet, ist nicht nur die Fähigkeit, in unter zehn Minuten auf den (musikalischen) Punkt zu kommen, sondern dabei auch noch songorientiert zu Werke zu gehen und sich klassischer Verse-Chorus-Strukturen zu bedienen. Das klingt banal, ist aber alles andere als selbstverständlich, da sich nicht wenige Artverwandte gerne mal verkünsteln oder in generischen Crescendos verlieren, oftmals auf Kosten der songwriterischen Qualität und Eingängigkeit.
Zugegeben, Quinteros Gesang ist Shoegaze-typisch nicht allzu facettenreich, aber das macht das Trio auf instrumentaler Ebene mehr als wett. So haben manche Songs beinahe so etwas wie einen 90er-Jahre-Alternative-Vibe („Algorithmic“), während andere Nummern auf „Alchemy For The Dead“ klassische Post-Metal-Parts aufweisen („Sunset Burial“). Dass elektronischen Elementen mehr Platz als auf den Vorgängeralben eingeräumt wurde und zwischendurch sogar ein Saxophon („False Gods“) zu hören ist, sorgt für Abwechslung und sogar den einen oder anderen Ohrwurm („Crawling Toward The Light“).
So haben SPOTLIGHTS ihren Stil ohne Frage weiter perfektioniert und ein rundum gelungenes und abwechslungsreiches Album für Freunde der atmosphärischen, härteren Musik abgeliefert. Es dürfte nicht allzu häufig vorkommen, dass man eine Platte gleichermaßen The-Cure- als auch Isis-Fans empfehlen kann, aber hier ist das eindeutig der Fall. „Alchemy For The Dead“ ist definitiv ein Highlight des Musikjahres 2023 und alle, die mit genannten Bands etwas anfangen können, sollten sich das Ding nicht entgehen lassen.
Wertung: 9.5 / 10