Das Cover von "Awaken The Fury" von Overlorde

Review Overlorde – Awaken The Fury

  • Label: No Remorse
  • Veröffentlicht: 2023
  • Spielart: Heavy Metal

Die Amerikaner OVERLORDE sind eine dieser Bands, die ursprünglich in den seligen 80ern – in diesem Fall 1985 – angefangen haben. Damals konnte die Truppe neben einer EP aber nicht besonders viel reißen und löste sich nur drei Jahre später wieder auf. 2004 wurde die Truppe von den zwei verbliebenen Originalmitgliedern Mark Edwards (Gitarre) und John Bunucci (Bass) reaktiviert und legte mit Sänger Bobby „Leatherlung“ Lucas (u. a. Attacker) ein verspätetes, aber ziemlich gut bewertetes Debüt namens „Return Of The Snow Giant“ vor. Entspannte 19 Jahre später wollen es OVERLORDE noch einmal wissen, haben mit George Tsalikis (u. a. Zandelle, Ex-Gothic-Knights) erneut einen neuen Mann am Mikrofon und präsentieren mit „Awaken The Fury“ ein neues Album.

Das Positive zuerst: OVERLORDE haben sich mit George Tsalikis einen hervorragenden Sänger gesucht. Der Mann konnte sich vollkommen zu Recht seit Anfang der 90er einen Namen im US-Metal machen und liefert mit seinem vielseitigen Gesang, der sich vornehmlich an Bruce Dickinson orientiert, aber auch beeindruckende Screams umfasst, mühelos das beste Argument für die Musik der Band. Auch schreiben die Amis gewiss keine schlechten Songs – ganz im Gegenteil, „Awaken The Fury“ ist ein traditionsbewusstes und doch abwechslungsreiches Album geworden. Neben Iron-Maiden-inspirierten Nummern wie „Awaken The Fury“ punktet die Platte mit an Black Sabbath angelehnten Songs wie „Battle Of Marathon“ und huldigt in „Gargoyles“ auf charmante Weise den Psychedelik-Rockern Jefferson Airplane.

Klingt gut? Ist es im Grunde auch, aber man benötigt einiges an Durchhaltevermögen und Wohlwollen, um das auch zu bemerken, denn „Awaken The Fury“ klingt einfach grottig. Als wären die höchstwahrscheinlich programmierten Drums nicht schon schlimm genug, enttäuschen OVERLORDE auch noch mit unangenehm dünnem Gitarrensound, der zu allem Überfluss auch noch auf eine Seite des Stereobildes gepannt wurde – die Band mag nur einen Gitarristen haben, aber live wird selbst der von jedem Mischer in die Mitte gelegt werden und im Studio ist es nicht verboten, mehr als eine Rhythmusgitarrenspur aufzunehmen. Abgerundet wird dieser produktionstechnische GAU von geradezu schmerzhaft spitzen Becken, die das Zuhören regelrecht unangenehm machen.

Es gibt viele Alben, die aus Budget- oder sonstigen Gründen nicht so gut klingen wie es der heutige Studiostandard erlauben würde – geschenkt, roher Underground-Sound hat seinen Charme und spätestens nach zwei Songs hat man sich in der Regel daran gewöhnt. Nicht so bei OVERLORDE, denn „Awaken The Fury“ hat keinen „rohen Underground-Sound mit Charme“, es klingt einfach schlecht. Und im Zeitalter von Wohnzimmerproduktionen, die mitunter von den hochpreisigen Arbeiten eines Andy Sneap kaum zu unterscheiden sind, ein derart mangelhaftes Klangbild fertigzubringen, dass es dem Genuss der eigentlichen Songs aktiv entgegenwirkt, ist nicht nur beachtlich, sondern schlicht unverzeihlich.

Wie schade: OVERLORDE haben mit „Awaken The Fallen“ eigentlich ein mehr als solides US-Metal-Album der alten Schule zustandegeracht, aber sie verstecken es ziemlich erfolgreich hinter einem unterdurchschnittlichen Mix, der abgesehen vom superben Gesang nicht annähernd den heute gültigen Mindeststandard erreicht. Die Truppe aus New Jersey wäre wirklich gut beraten, einen professionellen Remix dieses Albums anfertigen zu lassen, denn dann würden die nicht selten starken Songs von „Awaken The Fury“ vermutlich weitaus mehr Leute erreichen als jetzt bereit sind, sich dieses auditive Desaster anzutun. Schade.

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Wertung: 4.5 / 10

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