Laster - Andermans Mijne Cover

Review Laster – Andermans Mijne

Dass LASTER keine gewöhnliche Black-Metal-Band sein würden, war dem Trio bereits ganz zu Beginn seines Werdegangs anzumerken. Auf ihrem Debüt, „De Verste Verte Is Hier“ (2014), spielten die Niederländer zwar noch hauptsächlich depressiven, behäbigen Lo-Fi-Black-Metal. Das kunstvolle Coverbild und die eine oder andere musikalische Überraschung ließen jedoch bereits eine gewisse Exzentrik durchscheinen. Auf den beiden nachfolgenden Alben traten dann mehr und mehr experimentelle und jazzige Klangelemente in den Vordergrund. Mit einem Mal begannen LASTER, regelrecht Spaß zu machen. Vor diesem Hintergrund ist „Andermans Mijne“ im Grunde der logische nächste Schritt ihrer musikalischen Entwicklung – und doch zugleich der bislang größte stilistische Sprung der Ausnahmetruppe.

Dass hier erstmals keine Zeichnung tänzelnder Silhouetten das Artwork ziert und auf den vormals dominanten Kreischgesang zugunsten kauziger, oftmals ominöser Clean-Vocals konsequent verzichtet wird, sind bloß die auffälligsten Veränderungen, die LASTER auf ihrem vierten Album manifestiert haben. Mehr denn je spielen die Niederländer mit Einflüssen aus Post-Punk, Jazz und anderen Genres, die auf seltsam kohärente Weise miteinander verschmelzen.

So beginnt bereits der titelgebende Opener mit dissonanten, aber für Black Metal untypisch dynamischen Gitarren und vertracktem Drumming, das zum Ende hin wie von selbst zu einem mächtigen Sturm aus Double-Bass und Blast-Beats anschwillt. Im verspielten „Poëtische Waarheid“, das nicht als einziger Track mit sehr präsenten, geschmeidigen Basslines aufwartet, lassen LASTER ihrer Vorliebe für Jazz freien Lauf und mehr und mehr schrullige Synthesizer machen sich im Klangbild breit. Mit dem luftigen und zugleich peppigen „Afgelopen tijd“ haben die Maskenmänner sogar einen Track kreiert, zu dem man hervorragend die Tanzfläche eines Indie-Schuppens unsicher machen könnte.

Dennoch will „Andermans Mijne“ trotz der interessanten musikalischen Entwicklung der Band nicht ganz so sehr beeindrucken wie der noch deutlich schwarzmetallischere Vorgänger „Het Wassen Oog“ (2019). Ob LASTER diesmal zu schwer zu fassende oder schlichtweg nicht prägnante Songs geschrieben haben, ist diskutabel – in jedem Fall fühlt man sich von den neuen Tracks nur stellenweise ergriffen und auch nach mehrmaligem Hören der Platte bleiben nicht alle Stücke in Erinnerung.

LASTER anhand ihres vierten Studioalbums einen „Style over substance“-Ansatz zu unterstellen, wäre eindeutig überzogen. „Andermans Mijne“ hat durchaus mehr als nur ein schickes Coverbild mit Kunstgalerie-Flair und prätentiösen Pseudo-Avantgardismus zu bieten. Vielmehr haben die Niederländer sich ein weiteres Mal sowohl stilistisch als auch produktionstechnisch und in puncto Performance auf spannende Weise weiterentwickelt. Während die Vorgängerplatte noch gleichermaßen Musik für Herz und Hirn enthielt, scheinen LASTER mittlerweile jedoch ein wenig zu verkopft zu Werke zu gehen. So ist „Andermans Mijne“ ein Album, das eher aus kühler Distanz bewundert anstatt gefühlt werden will.

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Wertung: 8 / 10

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