Review Dool – Visions Of Summerland (Live At Arminius Church Rotterdam)

Ein Live-Album mit nur zwei Studio-Alben im Backkatalog zu veröffentlichen mag vorschnell erscheinen und überhaupt scheiden sich mittlerweile die Geister am Sinn oder Unsinn von Live-Veröffentlichungen. Im Falle von DOOL und ihrer neuen Scheibe „Visions Of Summerland (Live At Arminius Church Rotterdam)“ dürfte aber bereits die Ankündigung für Schnappatmung bei Freunden düsterer Rockmusik gesorgt haben. Denn wer einmal auf einem Konzert der Niederländer war, weiß, wie intensiv die Truppe um Raven van Dorst live agiert. Vor gut einem Jahr im außergewöhnlichen Setting der Arminius-Kirche in Rotterdam aufgenommen, bildet „Visions Of Summerland“ den Abschluss des „Summerland“-Zyklus, bevor im kommenden Jahr ein neues Album folgen soll.

„Visions Of Summerland (Live At Arminius Church Rotterdam)“ profitiert maßgeblich von drei Dingen: der musikalischen Virtuosität von DOOL, der Akustik der Location und einer herausragenden Produktion. Erschaffen DOOL auf ihren Alben schon einen ganz eigenen, sehr emotionalen Sound, klingen die Stücke in der Live-Version noch mitreißender, noch emotionaler und haben eine rohe Wildheit an sich. Allein die Riffwand am Anfang von „Dust & Shadow“ überrollt den Hörer förmlich, während die fragilen Momente von „Summerland“ für sofortige Gänsehaut sorgen oder das treibende „Oweynagat“ die Energie der Show perfekt einfängt. Ausnahmsweise kann man in diesem Fall das Promoschreiben wörtlich nehmen, heißt es darin doch, dass DOOL hier ihre bislang emotionalste Show gespielt haben. Tatsächlich hört man den Songs zu jeder Sekunde an, wie viel Schmerz, Wut, Ekstase und Glück in ihnen kanalisiert und freigesetzt wird. Bei Raven van Dorsts Gesang mag nicht jeder Ton stimmen, aber es ist die schiere emotionale Wucht, die die Performance außergewöhnlich macht. Und: Live lohnen sich endlich die drei Gitarren, über die die Band verfügt. Wie zum Beispiel auch bei Whitechapel kommt das Gitarren-Trio auf den Studioveröffentlichungen nicht vollends zur Geltung, live dafür aber umso mehr. Auch durch die bereits erwähnte Akustik und Produktion bestärkt, türmen sich auf „Visions Of Summerland (Live At Arminius Church Rotterdam)“ wahre Riffwände auf, die durch filigrane Melodien zum Einsturz gebracht werden, nur um kurz darauf noch massiver wieder aufgebaut zu werden.

DOOL liefern mit „Visions Of Summerland (Live At Arminius Church Rotterdam)“ ein beeindruckendes Zeugnis ihrer Live-Qualitäten ab. Auch wenn der Setlist noch ein oder zwei Songs mehr vom Debüt sicher nicht geschadet hätten, konnten die Niederländer ein intensives, nahezu perfektes Konzert auf Platte bannen und einmal mehr verdeutlichen, warum ihre Musik unbedingt auch live erlebt werden muss. Neben „Die In Fire, Live In Hell“ von Watain das wohl beste Live-Album des Jahres.

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Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Juan Esteban

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