Cover NEURECTOMY

Review Neurectomy – Overwrought

Wenn sich eine Band den Namen NEURECTOMY gibt, ein Album namens „Overwrought“ veröffentlicht und sich musikalisch im Brutal Technical Death Metal-Bereich verortet, ist klar, dass den Hörer alles andere als Easy Listening erwarten wird. Genau das gilt auch für das erste Full-Length der New Yorker Band, die 15 Jahre nach ihrer Gründung nun mit dem in Eigenregie veröffentlichten „Overwrought“ debütiert.

Dass NEURECTOMY ohne Plattenlabel agieren, kann als selbstbewusste Entscheidung der Band bewertet werden, denn der Inhalt ihres ersten Albums gibt genügend Anlass, das Trio unter Vertrag nehmen zu wollen, zumal die Amerikaner mit John Longstreth einen bekannten Schlagzeuger (u.a. Origin, Hate Eternal, ex-Gorguts, ex-The Red Chord) ihr Eigen nennen dürfen.

Auf „Overwrought“ bieten NEURECTOMY so ziemlich alle Möglichkeiten an, um die Nervenbahnen zum Kollabieren zu bringen, auch wenn sich der Opener „Abducted For Research“ als schnelle, aber noch stringente Tech-Death-Nummer vergleichsweise zurückhält. Komplexer wird die Musik mit steigender Tracknummer, wie das sperrige „Culinary Cadaveric Art“ und die verkopfte Abrissbirne „Anencephalic Birth“ zeigen. NEURECTOMY knacken mit ihren Songs zwar selten die Vier-Minuten-Marke, richten aber in unter vier Minuten auch genügend Schaden an, sodass ein für 20 Sekunden ähnlich bleibendes Motiv wie in „Fibrodysplasia Ossificans Progressiva“ eine dringend benötigte Entlastung für den Hörnerv darstellt.

Qualitativ ist „Overwrought“ über jeden Zweifel erhaben, falls es überhaupt jemanden gibt, der sich bei der Wortkombination „Longstreths neue Brutal-Tech-Death-Band“ ernsthaft fragt, ob die Musik gut sein wird. Mix und Mastering oblagen dem Cryptopsy-Gitarristen und Aufnahmestudio-Inhaber Christian Donaldson, der schon Alben von Beyond Creation, Despised Icon, Shadow Of Intent oder The Agonist veredelte. Bei NEURECTOMYs Debüt half Donaldson zwar bei der homogenen Zusammenführung aller Tonspuren, diese aber als einen Song zu verstehen, bleibt Arbeit des Hörers. Und um Arbeit handelt es sich dabei wirklich.

Die Häufigkeit der Wechsel als „dynamisch“ zu bezeichnen, ist noch untertrieben; NEURECTOMY springen beinah im Sekundentakt von einem technisch anspruchsvollen Motiv zu nächsten. Die Art und Weise, mit der die beiden Gitarristen Kris und Joe gefühlt in Lichtgeschwindigkeit zwischen komplexen Riffs und anspruchsvollen Tapping wechseln, bereitet selbst geübten Hörern Kopfschmerzen.

Wer an den Alben von Origin oder Archspire keinerlei Freude finden kann und Tech-Death nur mit einem Mindestmaß an Melodik hören möchte, sollte bei „Numen“ oder „Datalysium“ bleiben und auf jeden Fall nicht nach „Overwrought“ greifen. NEURECTOMY sind zwar der Inbegriff einer Brutal Technical Death Metal-Band, nicht aber deren Aushängeschild, da die Amerikaner auf einem so hohen Level spielen, dass selbst Genre-Fans schwer zu schlucken haben.

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Wertung: 7 / 10

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