Das Cover von "Tales From The North" von Bloodbound.

Review Bloodbound – Tales From The North

Die aus dem schwedischen Bollnäs stammenden BLOODBOUND waren einst die großen Hoffnungsträger des Power Metal. Mit ihrem kernigen und doch melodiösen Sound schinen sie als einzige Band in der Lage, die von Dream Evil hinterlassene Lücke zu füllen. Dann entdeckte die Truppe jedoch den Kommerz für sich und es kam alles anders: Über drei Alben erhielt sich die Formation zwar ihre Qualitäten als grandiose  Live-Band, entwickelte sich im Studio aber von der erwähnt kantigen Power-Metal-Band zu einer schmalzigen Schlagertruppe irgendwo zwischen Nightwish und Sabaton. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass auch ihr neues Album „Tales From The North“ gerade mal ein oder maximal zwei Songs für Fans der alten BLOODBOUND bieten wird.

„Tales From The North“ ist das beste Beispiel dafür, dass man die Hoffnung niemals aufgeben sollte: Mögen die folkig-seuselnden Flöten im Intro noch das Schlimmste vermuten lassen, entpuppt sich der Titeltrack sodann als rasanter Power-Metal-Song der alten Schule, dessen Refrain an „Eagleheart“ von Stratovarius denken lässt – damit ist bereits diese Nummer stärker als alles, was BLOODBOUND seit „In The Name Of Metal“ gemacht haben. Im Folgenden zerstört das unerträglich dahinschunkelnde „Drink With The Gods“ zwar jede aufkeimende Hoffnung und auch im unverschämt bei Sabatons „Ghost Division“ abgekupferten „Between Enemy Lines“ verfallen die Schweden in alte Muster, doch die beiden Nummern bleiben seltene Ausnahmen in einem anderweitig überragenden Gesamtwerk.

Denn was auch immer BLOODBOUND seit „Creatures Of The Dark Realm“ anders machen, sie müssen es dringend beibehalten: Treibende Nummern wie „Odin’s Prayer“, „Land Of Heroes“ und „1066“ machen den kitschbeladenen Schlager-Metal der letzten beiden Alben auf angenehmste Weise vergessen und entführen mit starken Riffs und noch stärkeren Melodien sowie Leads in die Hochzeit des traditionellen Power Metal. Auch schiebende Songs wie „Raven’s Cry“ oder „Stake My Claims“ sind trotz Synthie-Untermalung wirklich gelungen und hätten ohne Probleme auch auf einem großartigen Album wie „In The Name Of Metal“ Platz gefunden.

Synthies sind ein gutes Stichwort, denn während BLOODBOUND nach wie vor keine Angst vor üppigem Keyboard-Einsatz haben, stimmt nun endlich wieder das Verhältnis zum Rest: Wurde die Rhythmusgitarre auf „Creatures Of The Dark Realm“ zum Hintergrundgeräusch degradiert, lebt „Tales From The North“ wieder von mächtigen Riffwänden und entsprechend präsenten Leadgitarren. Das kommt den Songs nur zugute, denn auf ihrem neuesten Album räumen die Schweden auch dem Gitarrensolo wieder mehr Platz ein, was bei einem fähigen Leadgitarristen wie Tomas Olsson natürlich nur zu begrüßen ist.

Mit „Tales From The North“ ist BLOODBOUND nicht nur ihr bisher schnellstes, sondern auch ihr bestes Album seit „In The Name Of Metal“ gelungen. Die Schweden machen fast alles richtig und haben den schunkelden Sabaton-Pathos auf ein erträgliches Maß reduzuiert – übriggeblieben sind dadurch elf mitreißende Songs, deren Refrains noch immer erhaben aber nie zu kitschig ausfallen und die obendrein in ein stimmiges Klangbild mit schön fetten Gitarren eingepackt wurden. Es wurde wirklich Zeit, dass eine Band wie BLOODBOUND, in der derart viel Talent zusammenkommt, mal wieder ein Album veröffentlicht, das ihrer würdig ist.

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Wertung: 8.5 / 10

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