Das Cover von "Race Of Time" von Vypera

Review Vypera – Race Of Time

  • Label: Frontiers
  • Veröffentlicht: 2023
  • Spielart: Heavy Metal

Mit ihrem Debüt  „Eat Your Heart Out“ gelang den Schweden VYPERA im vergangenen Jahr eine kleine Sensation: Ausgerechnet über die italienische Meterwaren-Fabrik Frontiers Music lieferte die Truppe aus Sandviken eines der besten Glam-Metal-Alben der letzten Jahre ab und spielte sich damit im Handumdrehen gefährlich nahe an die Spitze des Genres. Der gewaltige Drive, den die Band auf ihrem Erstlingswerk an den Tag legte, hält offenbar noch immer an, denn nur ein Jahr später haben VYPERA mit „Race Of Time“ schon das nächste Album parat. Können die Schweden das hohe Niveau ihrer ersten Platte halten?

Kurze Antwort: Ja. Mit „Race Of Time“ knüpfen VYPERA nahtlos an den starken Vorgänger an. Schon auf „Eat Your Heart Out“ waren Fifth Angel als großer Einfluss spürbar und auch der Opener „Hey You“ erinnert wieder stark an die US-Metal-Legenden – in erster Linie, weil Frontmann Andreas Wallström eben wie Ted Pilot klingt. Auch ansonsten haben die Schweden sämtliche ihrer stärken erhalten und punkten auf ihrem zweiten Album einmal mehr mit edelsten Riffs, großen Refrains und insgesamt absolut auf den Punkt komponierten Songs. Die stecken sicherlich mit jedem Ton tief im Fahrwasser der jeweiligen Vorbilder, was „Race Of Time“ jedoch zur denkbar ehrlichsten Liebeserklärung an deren Musik macht.

„Nahtlos anknüpfen“ bedeutet jedoch keinesfalls Stillstand, denn auf „Race Of Time“ ist durchaus eine musikalische Entwicklung spürbar. Ein Jahr nach ihrer ersten Platte haben VYPERA offenkundig reichlich an kompositorischem Selbstbewusstsein dazugewonnen. Das äußert sich in vielschichtigeren Songs, in denen auch mal ruhigere Momente und unverzerrte Gitarren vorkommen. Somit lehnt das zweite Album der Truppe stärker als sein Vorgänger in Richtung AOR, was sich etwa an Journey-mäßigen Songs wie „Riding On The Wind“, „No Place For A Dreamer“ oder „Trying Hard To Run Away“ bemerkbar mach. Auch Synthies kommen auf „Race Of Time“ verstärkt – und überaus geschmackvoll – zum Einsatz, wobei sich niemand Sorgen machen muss, dass VYPERA ihren Sound plötzlich weich gespült hätten – dank der erwähnt großartigen Riffs haben die Nummern immer noch ordentlich Druck.

In diesem Zusammenhang sei auch die herrlich unprätentiöse Power-Ballade „Stormwind“ erwähnt, die neben den gewachsenen Songwriting-Fähigkeiten der Band auch das enorme Talent von Sänger Wallström deutlich macht. Obendrein scheint Gitarrist Cederick Forsberg (u. a. Blazon Stone), der für „Eat Your Heart Out“ nur als Gastmusiker geführt wurde, inzwischen zum vollwertigen Bandmitglied aufgestiegen zu sein – das ist nur gut so, denn der Multiinstrumentalist steuert auf „Race Of Time“ erneut durch die Bank brillante Leadgitarren bei, die nicht selten an George Lynch (Dokken) erinnern.

Auf „Race Of Time“ haben VYPERA die Stärken ihres Debüts nicht nur erhalten, sondern sogar noch potenziert. Das Ergebnis ist ein herrlich kraftvolles und ehrliches Album, das 1988 vermutlich mehrfach Platin erreicht hätte und heute immer noch als ehrliche Liebeserklärung an den Metal und Hard Rock der goldenen 80er verstanden werden muss – diesmal eben mit stärkerer AOR-Schlagseite. Es ist kaum zu glauben, dass hinter derart auf den Punkt komponierten Songs kein millionenschwerer Produzent steht, aber vermutlich ist „Race Of Time“ eben so gelungen, weil die Songs von Herzen kommen. Hoffentlich können sich VYPERA bald eine ausgewachsene Deutschland-Tour leisten …

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Wertung: 9 / 10

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