Konzertbericht: Dark Fortress w/ The Spirit, Asphagor

14.05.2023 München, Backstage (Halle)

Zu den Abenteuern des Lebens „on the road“ gehören kaputte Tourbusse unbedingt dazu. Insofern ist es nur konsequent, dass DARK FORTRESS auf ihrer Abschiedstour auch dieses Erlebnis nochmal mitnehmen und zur letzte Show ihrer Karriere nurmehr beschwerlich und verspätet eintreffen. Die aus nah und fern angereisten Fans nehmen den um 30 Minuten verschobenen Einlass gelassen hin – schlussendlich sind alle froh, dass die Show überhaupt stattfinden kann.

ASPHAGOR im Mai 2023 in München

Leicht verspätet um 19:40 eröffnen ASPHAGOR den Abend. Die Emporkömmlinge aus „Tyrolian Hell“ bekommen trotz der Verzögerung die vollen 40 Minuten zugestanden, um ihre für rohen Black Metal vergleichsweise komplexen Songs zu präsentieren. Mit einer souveränen Performance, die auch Raum für kleine Spielereien wie ein Slidegitarren-Solo mit einer Bierflasche als Bottle(neck) lässt, wäre der Auftritt durchaus sehenswert gewesen – hätten ASPHAGOR sie fürs Publikum gespielt. Dass stattdessen eine Kamerafrau den gesamten Auftritt über zwischen den Musikern herumwuselt, stört nicht nur die Bewegungsabläufe der Band, sondern vor allem die Atmosphäre: Aus den bösen Black-Metallern werden zumindest heute Darsteller, aus den Fans Statisten. Schade für alle Anwesenden – bleibt zu hoffen, dass es das Material am Ende wert war.

  1. Ex Cathedra
  2. Nine Moons
  3. The Great Erosion
  4. Circle Of Abaddon
  5. (In The) Sea Of Empty Shells
  6. Ghost Of Aphelion
  7. Aurora Nocturna

THE SPIRIT im Mai 2023 in München

Um 20:45 Uhr sind THE SPIRIT an der Reihe. Als mittlere von drei Bands hat das Quartett vorab keinen Soundcheck bekommen – entsprechend viel müssen die Musiker an ihrem Bühnensound währen der Show nachjustieren. Vermutlich auch deshalb bleibt das Stageacting der Band heute sehr zurückhaltend. In Kombination mit dem recht geradlinigen Black Metal und einer Spielzeit von rund 50 Minuten nimmt der Unterhaltungswert der Darbietung leider über die Zeit merklich ab: Nur einige eingefleischte Fans in den vorderen Reihen pushen THE SPIRIT Song um Song aufs Neue mit Headbangen und Jubel, im hinteren Teil der Halle hält sich die Euphorie hingegen in Grenzen. Als Sänger MT und Konsorten schließlich sichtlich erschöpft die Bühne verlassen, bekommen auch sie ihren heute sauer verdienten Applaus – wirklich mitzureißen vermochte der Auftritt jedoch allenfalls phasenweise.

  1. Repugnant Human Scum
  2. Of Clarity And Galactic
  3. Structures
  4. Pillars Of Doom
  5. Celestial Fire
  6. Laniakea
  7. Illuminate The Night Sky
  8. Serpent As Time Reveals
  9. Timbre Of Infinity
  10. The Clouds Of Damnation

DARK FORTRESS im Mai 2023 in München

Und dann beginnt sie also, die letzte Show der letzten Tour der altehrwürdigen DARK FORTRESS. Jeder im Saal scheint zu spüren, worum es hier und heute geht – und so ist die Stimmung in der mit annähernd 500 Fans nahezu ausverkaufen Halle schon beim Opener „The Silver Gate“ bestens. Als die Landshuter mit „CataWomb“ bereits an zweiter Stelle einen ihrer größten Hits folgen lassen, kennt der Jubel keine Grenzen – nicht zuletzt, weil DARK FORTRESS auch in dieser finalen Besetzung einen grandiosen Job machen. Das gilt für die Stammmitglieder V. Santura, Asvargr und Morean genauso wie für die „Aushilfskräfte“ Ar (Secrets Of The Moon) am Bass, Hannes Grossmann (u. a. Triptykon) am Drumkit und Linus Klausenitzer, der schon bei THE SPIRIT als Bassist auf der Bühne stand, am Keybord.

DARK FORTRESS im Mai 2023 in München

Doch was wäre eine Abschiedsshow ohne Gastauftritte? So überlässt V. Santura etwa für „Crimson Tears“ die Gitarre ex-Mitglied Walter „Crom“ Grosse und auch ex-Keyboarder Paymon darf bei diesem Song noch einmal verachtungsvoll über sein Keyboard hinwegstarren. Fonter Morean lockert die Atmosphäre mit sympathisch ungezwungenen Ansagen zwar gelungen auf – und doch fällt es mit jedem weiteren Song schwerer, auszublenden, dass das Ende dieser großartigen Band minütlich näherrückt. Und ehe man sich’s versieht, haben DARK FORTRESS mit „Ylem“ bereits den letzten Song des Kern-Sets gespielt. Dass es das noch nicht gewesen sein kann, ist klar – und tatsächlich kommen DARK FORTRESS auf den stürmischen Jubel ihrer Fans hin schnell zurück. Dass ihnen die Musiker der anderen Bands ein letztes Geleit geben und sich mit Grablichtern am hinteren Bühnenrand aufstellen, ist eine schöne Geste – dass darüber untergeht, dass beim folgenden „Evenfall“ noch einmal der langjährige DARK-FORTRESS-Drummer Seraph hinter dem Schlagzeug platzgenommen hat, ist indessen etwas schade.DARK FORTRESS im Mai 2023 in München

Mit dem Banger „Baphomet“ verabschieden sich DARK FORTRESS – nun wieder in ihrer „aktuellen“ Besetzung – anschließend erneut. Doch noch darf die Band nicht ruhen: Ein letztes Mal müssen die Musiker zurückkommen, um das Kapitel DARK FORTRESS mit „Insomnia“ nach rund 90 Minuten (und 29 Jahren) endgültig zu schließen.

  1. The Silver Gate
  2. CataWomb
  3. Self Mutilation
  4. Cohorror
  5. Isa
  6. Pulling At Threads
  7. Crimson Tears
  8. Chrysalis
  9. To Harvest The Artefacts Of
  10. Mockery
  11. Ylem
  12. Evenfall
  13. Baphomet
  14. Insomnia

DARK FORTRESS im Mai 2023 in München

Dass ausgerechnet dieser „Seánce“-Song das Set beschließt, hält bis zum Schluss die Hoffnung auf eine letzte Wiedervereinigung mit ex-Sänger Azathoth am Leben – dieser eine Traum eines wohl jeden Fans bleibt jedoch unerfüllt. Dafür kommt zum Abschlussfoto zu den bereits genannten Ex-Mitgliedern noch ex-Bassist Draug auf die Bühne. Was dieser Moment den Beteiligten bedeutet, kann man nur erahnen – fließen doch schon im Publikum reichlich Tränen. Klar ist jedenfalls: Dieser Abend wird allen, die dabei waren, noch lange in Erinnerung bleiben. Gelungener kann man das Ende einer Band nicht zelebrieren.

DARK FORTRESS im Mai 2023 in München

 

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