Cover SUASION

Review Suasion – The Infinite

Wer sich mit SUASION beschäftigt, bevor deren aktuellen Platte „The Infinite“ überhaupt den Weg in die Gehörgänge gefunden hat, wird sich, ja nach Grad der Offenheit, Neues innerhalb eines eng gesteckten Genres entdecken zu wollen, vor Vorfreude kaum zurückhalten können. Denn das Marketing für das zweite Album der Belgier weiß Begeisterung zu schüren. Es wird moderner Metalcore mit cineastischen Orchestrals versprochen, ein futuristischer Sound zwischen Metal, Synthwave und Filmmusik auf höchstem Produktionsstandard.

Und ja, der instrumentale Opener „Astro“ baut tatsächlich eine erhabene Klanglandschaft auf, die sich gut in Sci-Fi-Blockbustern wie Arrival, Interstellar oder Ad Astra einfügen könnte, zumindest so lange, bis der nachfolgende Track „Murphy’s Law“ einsetzt. Gitarrist Pirlets Stakkato-Riffs in akkuratester Djent-Manier werden vom melodisch-warmen Klargesang von Sänger Rassart unterbrochen, verfällt aber glücklicherweise nicht in den klassischen Metalcore-Songaufbau, der nur zwischen gebrüllter Strophe und gesungenen Refrain unterscheiden kann. Stattdessen wird „Murphy’s Law“ mehrfach von unterschiedlichen elektronischen Momenten aufgebrochen, wodurch der Song das Interesse auf alles weckt, was danach noch folgt.

„Infinite“ ist wesentlich geradliniger, wodurch die beworbene cineastische Klanglandschaft ihr Potenzial entfalten kann; die Integration eines klassisch gespielten Gitarrensolos inmitten dieses modernen Klangkosmos überrascht. Mit den folgenden Tracks unterstreichen SUASION immer wieder ihre erfrischende Kreativität, besonders in puncto Struktur, der die Belgier gerne mal ein Schnippchen schlagen. Songs wie das verkopfte „Transformation“ oder das groovende „Equilibrium“ bieten viele Brüche und symphonische Elemente, die sich anfänglich nur schwer zu einem Song zusammensetzen. „Trapped“ zeigt SUASION hingegen von einer anderen Seite, nämlich hochmelodisch, homogen und ohrwurmverdächtig. Leider können die Belgier ihre Finger nicht von einem halbballadesken Song lassen, der nur knapp an der Grenze zum kitschigen Feuerzeug-Moment vorbeischrammt; die Akustikgitarre im Mittelteil von „Celestial“ toppt diesen erbaulich gedachten, aber schwülstig umgesetzten Song.

Nach zwölf musikalisch abwechslungsreichen, stimmungstechnisch teils konträren Songs verabschieden sich SUASION mit „Naught“ so, wie sich mit „Astro“ das Album haben beginnen lassen: atmosphärisch, einnehmend und instrumental. Ein würdiger Abgang für die Platte und eine gelungene Rahmenbildung für „The Infinite“. Der Promotext zur Platte und deren Inhalt sind zwar nicht deckungsgleich, da besonders die cineastischen Klanglandschaften zwischen erstem und letztem Song kaum hervortreten, aber doch dicht beieinander. Besonders der Verbund von modernen, sprich djentigen Metalcore mit allerlei elektronischen Samples und Loops unterhält während der 43 Minuten Spielzeit auf gutem Niveau. Hinzu kommt der Mut von SUASION, Tracks mit deutlichen Kanten zu schreiben; etwas, was „The Infinite“ zu einer lohnenswerten Herausforderung im Dickicht der Metalcore-Neuerscheinungen werden lässt.

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Wertung: 7 / 10

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