Das Cover von "Master Of Illusions" von Tragedian.

Review Tragedian – Master Of Illusions

Bei einem Bandnamen wie TRAGEDIAN möchte man eine dauerdeprimierte Gothic-Band erwarten, doch die Realität ist eine andere: Die Hamburger Truppe hat sich über die vergangenen 20 Jahre ganz und gar dem traditionellen Power Metal verschrieben und mit Musikern aus dem Umfeld von Stormwarrior, Paragon und Terra Atlantica auch so manchen Veteran der norddeutschen Szene in ihren Reihen. Gerade mal zwei Jahre nach ihrer letzten Platte „Seven Dimensions“ erscheint mit „Master Of Illusions“ nun das fünfte Album der Formation, das einmal mehr über Pride & Joy Music in den Handel kommt.

Das Positive zuerst: TRAGEDIAN haben verstanden, wie Power Metal geht und somit ist das Songwriting auf „Master Of Illusion“ nicht nur grundsolide, sondern auch absolut stimmig und obendrein abwechslungsreich. In dezent neo-klassisch angehauchten Nummern wie „Into The Light“, „Illuminate“ und „Escaping Shadows“ verbinden die Hamburger gekonnt rasante Riffs mit viel Doublebass und nicht zu kitschigen Synthies. Das Ergebnis ist eine durchaus gelungene Mischung, die auf angenehme Weise an Formationen wie die Belgier Iron Mask erinnert – dank einem entsprechenden Refrain lässt das zackige „Freedom“ gar an Helloween denken, womit TRAGEDIAN ihrem nordischen Erbe alle Ehre machen. Refrains sind überhaupt ein gutes Stichwort, denn die kann diese Band wirklich gut, was sich vor allem an mitreißenden Nummern wie „Against The Storm“ oder „The Chance“ zeigt.

Musikalisch ist bei TRAGEDIAN also alles im dunkelgrünen Bereich, davon abgesehen liegt auf „Master Of Illusions“ jedoch einiges im Argen: Das beginnt mit den reichlich enttäuschenden Leadgitarren. Betrachtet man ähnlich geartete Bands wie Insania oder Freternia, sollte man meinen, dass Gitarrenmelodien und -soli in diesem Genre eine zentrale Rolle spielen. Nicht so bei TRAGEDIAN, denn auf ihrem neuesten Album wird der Leadgitarre nicht nur weit weniger Platz als üblich eingeräumt, das Gebotene ist obendrein nicht konkurrenzfähig. Nicht zuletzt die Songs „Eternal“ und „Exodo“ machen deutlich, dass diese Band technisch einfach nicht so viel auf der Pfanne hat wie ihre Mitstreiter, weshalb hier in den obligatorischen Solopassagen keine wirkliche Freude beim Zuhören aufkommt.

Hinzu kommt, dass „Master Of Illusion“ gar erschreckend schlecht produziert ist. TRAGEDIAN wurde hier ein derart unausgewogener Mix aufs Auge gedrückt, dass man sich fragen möchte, wie das passieren konnte: Die Rhythmusgitarren und der – viel zu trockene – Gesang wurden so laut gemischt, dass sich Bassdrum und sogar Snare (!) stellenweise nur erahnen lassen und die Becken im Klangbild quasi nicht mehr stattfinden. Auch die wie angesprochen für den Sound der Hanseaten nicht ganz unerheblichen Synthies befinden sich derart weit im Hintergrund, dass sie selbst für ein Metal-Album sträflich unterrepräsentiert sind. Letzteres ist aber vielleicht gar nicht so schlimm, denn kommen die Keyboards doch mal zur Geltung, wird schnell klar, dass hier schrecklich billige Sounbänke verwendet wurden, die man womöglich doch besser im Mix versteckt.

Wie es in einer Zeit, in der es leichter ist denn je, ein klanglich konkurrenzfähiges Album zu mischen, noch möglich ist, sich mit einem derart defizitären Sound wie dem von „Master Of Illusions“ zufrieden zu geben, bleibt ein Rätsel, doch TRAGEDIAN haben es getan. Das ist schade, denn ihre Songs hätten wahrlich Besseres verdient: Mag sein, dass die Hamburger einen anderen Leadgitarristen brauchen könnten, aber mit vernünftiger Studioarbeit würde ihre Musik auch jetzt schon besser zur Geltung kommen. Die Hamburger schreiben nämlich durchweg authentische und hörenswerte Power-Metal-Songs, die dank ihres großartigen Sängers vor allem durch mitreißende Refrains überzeugen. Diese Vorteile dürfen nicht einfach verschenkt werden, weshalb es TRAGEDIAN wirklich wärmstens empfohlen sei, nächstes Mal in ein professionelles Studio zu investieren.

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Wertung: 4 / 10

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