Interview mit Niklas Müller von Ad Infinitum

2022 war ein gutes Jahr für AD INFINITUM: Erstmals konnte die Band ausführlich auf Tour gehen und ihren Status als einer der aktuell heißeten Symphonic-/Melodic-Metal-Newcomer festigen. Mit „Chapter III – Downfall“ steht nun auch schon das dritte Album in den Startlöchern. Mit Drummer Niklas Müller sprechen wir über die Auswirkungen des vergangenen Jahres auf die Band, Weiterentwicklung und das Konzeptthema ägyptische Mythologie.

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Hallo und vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Wie ergeht es dir dieser Tage?
Hey! Mir geht’s gut soweit, die Batterien sind seit der letzten Tour wieder aufgeladen und ich freue mich auf den Release und den Festivalsommer.

Ad Infinitum Chapter III CoverartworkDie ersten beiden Alben sind während der Pandemie entstanden, „Chapter III – Downfall“ danach. Wie hat sich die zurückgekehrte Normalität auf die Entstehung des Albums vom Songwriting bis zu den Aufnahmen ausgewirkt?
Wir haben bei den ersten beiden Alben hauptsächlich über Skype und Zoom an Songs gearbeitet, beim dritten wollten wir uns die Zeit nehmen und gemeinsam in einem Songcamp an neuem Material schreiben. Das hat super geklappt, wir haben die Zeit wirklich genossen und sind absolut happy mit dem Ergebnis.

Inwiefern habt ihr euch seit „Chapter II – Legacy“ weiterentwickelt, was macht ihr besser oder neu? Mein Eindruck ist, dass sich „Chapter III“ trotz gleichbleibender Härte auch durch vermehrte poppige Momente gelöster und lockerer anfühlt.
Was wir neben dem bereits genannten Songwritingcamp vertieft haben, ist das Sounddesign. Federführend war da vor allem Adrian, er hat unglaubliche Atmosphären erschaffen und diese in die Songs einzubauen hat sehr viele neue Facetten in unsere Songs und deren Aufbau gebracht.

Die Mischung aus harten Djent-Riffs, düsterer Atmosphäre und Growls mit fluffigen Melodien und tanzbaren Momenten zeigt sich schon im Opener „Eternal Rains“ deutlich und ich finde, dass sich auf dem neuen Album damit eine klarere Linie und Balance als bisher in eurer Musik abzeichnet. Wie siehst du das und würdest du sagen, dass ihr jetzt noch mehr zu euch und eurem Stil gefunden habt?
Danke für die Worte. Definitiv haben wir noch mehr zu unserem Stil gefunden. Was mir persönlich schon seit „Chapter II“ sehr positiv aufgefallen ist, ist der Fakt, dass wir unser Album selbst produzieren. Zusammen mit Jacob Hansen, der unsere Alben mixt und mastert, haben wir denke ich einen Sound gefunden, von dem wir definitiv sagen können „Ja, das sind wir.“

Wo seht ihr als Ad Infinitum euch selbst im Symphonic Metal? Was hebt euch eurer Meinung nach von den Genrekollegen ab und macht euch spannender?
Ich weiß nicht, ob ich uns uneingeschränkt nur dem Symphonic Metal zuordnen würde, gerade nach „Chapter II“ und jetzt „Chapter III“ sind wir denke ich von Sound und Songwriting deutlich facettenreicher geworden. Gerade diese Möglichkeit, sich musikalisch und soundtechnisch breit aufzustellen, ist denke ich eines unserer Steckenpferde.

Bei „Chapter III“ geht es thematisch um ägyptische Mythologie und Geschichte. Wieso habt ihr euch für dieses Thema entschieden, was fasziniert euch daran und wie habt ihr euch beim Songwriting damit auseinandergesetzt?
Kleopatra war eine starke Persönlichkeit und ägyptische Mythologie an sich ist so faszinierend, deshalb haben wir uns dafür entschieden. Die Monumente, die Kultur, das Wissen, und das alles so früh in der Zeitgeschichte, das ist wirklich einzigartig. Beim Songwriting haben wir natürlich musikalische Elemente eingebaut, allerdings nicht auf Biegen und Brechen jeden Song in harmonisch Moll geschrieben. Viel wichtiger war uns da, eine entsprechende Atmosphäre zu schaffen, die dem Song dient.

Ad Infinitum Bandfoto
AD INFINITUM; © NatEnemede

Die ägyptische Mythologie ist in der Popkultur allgemein ein großes Thema. Hast du da persönliche Favoriten an Filmen, Serien, Büchern oder Spielen, die sich mit dem Bereich beschäftigen?
Ich persönlich habe viel Zeit mit „Assassins Creed Origins“ verbracht, was mir hierbei sehr viel Inspiration gebracht hat.

Würdest du sagen, „Chapter III“ ist ein Konzeptalbum oder hängen die Songs eher lose zusammen und stehen eher für sich?
Ja und nein. Es ist nicht so, dass wir einen Song musikalisch nach einen bestimmten historischen Ereignis geschrieben haben, aber das große Ganze hängt vor allem lyrisch natürlich schon zusammen.

2022 war nach Corona euer erstes vollständiges Tourjahr und so gesehen wohl auch das erste „normale“ Jahr als Band. Wie hast du das letzte Jahr im Vergleich zu den Jahren zuvor erlebt?
Wir haben 2021 sehr viel geschrieben, geplant, gedreht und auf diesem Weg versucht, viel musikalischen Content zu veröffentlichen. Dass wir dann trotz allem einige Festivals spielen konnten und ein klasse Releasekonzert in Pratteln zusammen mit Illumishade und Dust In Mind hatten, war ein schönes Zeichen in die Richtung, dass live wieder mehr geht, was 2022 dann ja auch bestätigt hat.

Was war für dich das bemerkenswerteste, schönste oder prägendste Erlebnis eures letzten Jahres?
Jede Show hat für mich ihren einzigartigen Moment. Das kann ein kleiner musikalischer Moment sein, eine wunderschöne Venue, oder ein technischer Fehler, der wiederum zu einem einmaligen positiven neuen Erlebnis führt. Für mich persönlich war „Somewhere Better“ im Zenith München ein Moment, an den ich mich immer erinnern werde. Ich war so oft als Konzertbesucher in dieser Venue, ich glaube ich muss nicht beschreiben, wie wahnsinnig gut sich das angefühlt hat, diesen Song mit diesem Wahnsinns-Publikum dort zu performen.

Haben sich die zurückgekehrte Normalität und das Touren auch auf das Bandgefüge und das Gefühl, die Verbindung zur Band und zur Musik und die allgemeine Weiterentwicklung ausgewirkt?
Auf jeden Fall, wir konnten endlich auf unsere erste Tournee fahren, nachdem die erste Tournee im April 2020 und die folgenden verschoben bzw. abgesagt wurden. Das hat sich unglaublich gut angefühlt, vor allem weil wir unsere Musik endlich live vor Publikum spielen konnten. Die direkten Reaktionen und das Feeling sind einzigartig, es war fantastisch das endlich zu spüren.

Auf dem Albumcover habt ihr diesmal erstmals die Pestmasken abgelegt, ebenso wie bei Melissa sind alle Gesichter der Bandmitglieder zu sehen. Hat das einen bestimmten Hintergrund?
Es hat sich nach dem richtigen Zeitpunkt angefühlt, die Masken abzulegen und auf diese Weise visuell einen etwas natürlicheren Weg einzuschlagen. On top war das ganz schön knackig mit dem Masken live zu spielen.

Ad Infinitum Bandfoto
AD INFINITUM; © NatEnemede

Touren und Konzerte in der Nach-Corona-Zeit haben auch mit ihren Problemen zu kämpfen: Abgesagte und verschobene Touren, geringe Ticketverkäufe, Preisexplosionen beim Merchandise … Wie habt ihr diese ganzen Schwierigkeiten erlebt und wie wollt ihr in Zukunft damit umgehen?
Wir haben vor allem die gestiegenen Reisekosten zu spüren bekommen, insbesondere da wir alle recht weit voneinander entfernt wohnen. Wirklich etwas daran ändern können wir nicht, wir kalkulieren so gut wir können und versuchen immer weiter, den Leuten unsere Musik auf allen Wegen näher zu bringen.

Kommen wir zum Abschluss zu unserem traditionellen Brainstorming. Was fällt dir zu folgenden Begriffen zuerst ein…
Aktuelles Lieblingsalbum:
Jakub Żytecki – „2020 (live)“.
Oscars: Sounddesign von „Im Westen Nichts Neues“.
Urlaub: Freunde, Berge, Wasser und Sonne.
Damit vertreibt man sich Leerlaufzeiten auf Tour am besten: Kaffee, Sightseeing, Travel Party nerven.
Der beste Weg zu entspannen: Radfahren.
Ad Infinitum in 10 Jahren: Hungriger denn je, neue Musik zu erschaffen und für euch live zu spielen.

Nochmals vielen Dank für deine Zeit! Die letzten Worte gehören dir.
Vielen Dank für die interessanten Fragen! Ich hatte viel Spaß damit, hoffentlich habt ihr dasselbe mit den Antworten. Und hoffentlich sehen wir uns bei den kommenden Shows!

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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