Nanowar Of Steel Dislike To False Metal

Review Nanowar Of Steel – Dislike To False Metal

NANOWAR OF STEEL, Italiens heißester Gaudi-Export, legt mit „Dislike To False Metal“ bereits seinen sechsten Langspieler vor. Da die Spaßvögel nicht nur hemmungslos Quatsch machen, sondern gerne alle möglichen Genres und großen Bands durch den Kakao ziehen, bekommen sie naturgemäß Unverständnis und den Hass der geneigten Fanlager zu spüren, die sich in verstockter Ernsthaftigkeit auf den Schlips getreten fühlen. „Dislike To False Metal“ kann man daher – vom Titel über die einzelnen Texte bis hin zum gesamten Konzept – als gechillten Mittelfinger in Richtung Hater, Poser, Metal-Defender und humorbefreite Kellerlacher verstehen.

Mit dem NANOWAR-OF-STEEL-Humor und dem Genremix können freilich nicht alle etwas anfangen, sind sie beide doch sehr speziell. Die Gepflogenheiten des gemeinen Metallers samt dem Heiligtum Bier werden denn schon im flotten Alestorm-Opener „Sober“ auf die Schippe genommen: In der Anti-Alkohol-Folk-Nummer werden in bierseliger Laune Mineralwasser, Ananassaft und körperliche Gesundheit besungen. Die klassische Melodic-Metal-Nummer „Winterstorm In The Night” (mit Gastsängerin Madeleine Liljestam von Eleine) behandelt mit “unholy dandruffs” und dem “Parmesan of the gods“ den Schuppenbefall so manch metallischer Mähne. Zu symphonischem Power Metal bekommen die verstockten Keyboard Warrior bei „Metal Boomer Batallion“ zudem nochmal so richtig ihr Fett weg. Die, die alles nach den 80ern und alles, das nicht so klingt wie die „Originale“ als „untrue“ bezeichnen, haben sicher das größte Verdienst am Albumtitel.

Bei NANOWAR OF STEEL ist aber auch wieder nicht alles so stählern wie im Namen, neben Metal-Subgenres gibt es massig genrefremde Klänge zu hören. So ist etwa „Disco Metal“ weder Disco noch Metal, sondern ein poppiger Eurodance-Partysong mit einem Beat, den Sabaton oder Battle Beast nicht simpler aufs Parkett legen. Sabaton ist in Form von Sänger Joakim Broden übrigens ebenfalls vertreten: Der gibt sich bei „Pasadena 1994“ die Ehre, wenn Italiens Fußball-Nationalmannschaft als letzte Helden ihrer Generation glorifiziert werden. „Fußball ist Krieg“, das weiß man – besser kann der Gastsänger für ein eh recht Sabaton-lastiges Lied nicht gewählt werden. Ein wilder Zehnminüter mit südamerikanischem Flair auf Spanisch gesungen („Chupacabra Cadabra”), ein Boogie-Swing-Dancekracher (“Dimmu Boogie”) und eine waschechte Boygroup-Ballade (“Protocols (Of The Elders Of Zion) Of Love”) runden den wilden Genremix noch schön ab.

Dass die parodistische Grundidee von NANOWAR OF STEEL vor allem auf Manowar fußt, dürfte vom Namen her klar sein. Diese haben sich selbst nicht zuletzt mit “Laut und hart stark und schnell” zur reinen Parodie ihrerselbst entwickelt. NANOWAR OF STEEL werden sie ihren Parodie-Job jedoch nicht wegnehmen, dafür sind die Italiener zu eigenständig und kreativ. Allein die Genre- und Themenvielfalt von “Dislike To False Metal” sind pures Comedy-Gold.

We take comedy seriously“ ist das Statement, das NANOWAR OF STEEL selbst abgeben und das trifft den Nagel schon auf den Kopf. Trotz allem Quatsch – dem die Fähigkeiten manchmal untergeordnet werden – zeigen alle Bandmitglieder immer wieder, dass sie veritable Musiker und Songwriter sind. “Dislike To False Metal” ist musikalisch und konzeptionell vielleicht sogar das bisher stärkste Album der Band. Humor ist und bleibt Geschmackssache – NANOWAR OF STEEL liefern für die Zielgruppe und alle Aufgeschlossenen jedoch ein lustiges, unterhaltsames und einfach starkes Werk.

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Wertung: 8.5 / 10

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3 Kommentare zu “Nanowar Of Steel – Dislike To False Metal

  1. Freut mich, dass dir das Album ebenso gut gefällt. Ich muss auch zugeben, dass ich mich bis dato immer schwer getan habe, überhaupt mal ein Album am Stück durchzuhören. Neben der gesteigerten musikalischen und textlichen Ernsthaftigkeit machen die zahlreichen Easter Eggs, von denen du ein paar erwähnst, auch einfach Riesenspaß.

  2. Absolute Zustimmung! Gefällt mir wesentlich besser als Italian Folk Metal, der Witz ist nicht einfach nur doof, sondern regt bisweilen auch zum Nachdenken an, ist aber manchmal auch einfach nur doof. Siehe Power of Imodium (das Lied zum Durchfall), welches ein besseres Rhapsody of Fire-Stück ist, als alle Rhapsody of Fire-Stücke der letzten Jahre. Und dazu eine sehr stimmige Queen-Hommage noch oben drauf….plus Go West.
    Mich freut es für die Band, dass sie aktuell scheinbar gut durchstartet, musikalisch haben die Herren sehr viel drauf, die Gitarren-Soli können zumindest in meinen Ohren mit den besten von Herrn Turilli mithalten, ohne Werbung für Unterricht im Booklet.
    Nur etwas schade, dass der Spaß nach 48 Minuten schon vorbei ist. Da könnte man meckern und sich noch ein, zwei Lieder dazu wünschen. Aber es ist Wahnsinn mit welcher Bandbreite die Band agiert. Humor kann man aktuell eh gut gebrauchen, vor allem muss es nicht immer harter, starker, lauter, schneller und vor allem unfreiwilliger Humor sein.

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