Für BARNABAS SKY hat sich Multiinstrumentalist Markus Pfeffer zum zweiten mal große Namen des Hard Rock um sich versammelt. Ganze zehn Gastsänger geben sich auf „What Comes To Light“ die Ehre, dennoch klingt das Album aus einem Guss. Wir sprachen mit Pfeffer über die Entstehung des Projekts und des Albums, die Zusammenarbeit mit den Sängern und über die Entscheidung, glücklich zu sein.
Hallo Markus und vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Wie ergeht es dir dieser Tage?
Sehr gut, danke der Nachfrage. Die dunkel-kalte Jahreszeit haben wir weitgehend hinter uns, der Frühling steht ins Haus und die Resonanz zum neuen BARNABAS-SKY-Album ist sehr positiv. Das gibt dir als Künstler natürlich Auf- und Antrieb, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen. Ich habe musikalisch gesehen bereits ein weiteres Album mit einem neuen Projekt mit bewusster AOR/Eighties-Schlagseite im Kasten und arbeite aktuell an Song Nummer 8 fürs dritte Lazarus-Dream-Album. Die Ideen gehen mir also nicht aus (lacht).
Du hast BARNABAS SKY während der Pandemie ins Leben gerufen. Wie kam es dazu und wie hat dir das Projekt durch die schwere Zeit und die möglicherweise entstandene Leere geholfen?
In der Tat war die „Geburt“ von BARNABAS SKY ebenso Befreiungsschlag wie therapeutische Maßnahme, da triffst Du inhaltlich voll ins Schwarze. Dazu muss ich etwas ausholen. Los ging’s im Frühjahr 2020, mitten im ersten Lockdown, mit der „Wiedergeburt“ von Lazarus Dream. Sänger Carsten Schulz und ich hatten bereits im Jahr 1999 ein paar Songs unter diesem Projektnamen geschrieben und Demos aufgenommen, dann verlief sich das Ganze. Als wir dann – so wie alle Musiker weltweit – im Frühjahr 2020 zuhause weggesperrt wurden lag die Idee nahe, die Songs von damals neu und ordentlich aufzunehmen. Ich hatte gerade zehn Jahre lang mit meiner Stammband Winterland sowie Karma Deutschrock gemacht und fühlte ganz tief innendrin, dass es an der Zeit war zu meinen musikalischen Wurzeln zurück zu kehren. Lazarus Dream hatte ruckzuck einen Deal und unfassbar gute Resonanzen in der Fachpresse, so dass ich dadurch beflügelt plötzlich vor neuen Ideen übersprudelte und einfach nicht wusste „Wohin damit!?“. Als dann im Winter 2020 der nächste Lockdown kam waren wir alle ziemlich verzweifelt. Schon wieder keine Gigs, wieder keine Perspektive. Da fasste ich den Entschluss mit der „Flucht nach vorne“. Einfach mal ein paar Helden meiner Jugend anschreiben, Demos hinschicken und fragen ob sie Lust hätten gemeinsame Sache zu machen. Zeit hatten wir ja alle. Und in der Tat: Danny Vaughn, Zak Stevens und Rob Rock waren die ersten, die relativ schnell zusagten. Unterm Strich war das ein wahr gewordener Traum, den ich eigentlich nie zu träumen gewagt hatte und ja, dieser Umstand half mir in unbeschreiblichem Maße dabei, diese immer wieder neuen Lockdowns und die Isolation durchzustehen.
„Die Geburt von BARNABAS SKY war ebenso Befreiungsschlag wie therapeutische Maßnahme“
Etwas allgemeiner gefragt: Was hat dir Musik speziell in dieser und anderen schweren Zeiten gegeben, wie kann Musik und das Musikmachen dir helfen und dich aufbauen?
Im Break Out Magazin wurde ich in der Headline eines Interviews zitiert mit „Rocken macht glücklich“. Und ganz genau so ist es auch. Wie, das vermag ich gar nicht zu sagen, es ist unerklärlich. Gestern habe ich mir das zweite Album der Schweden Creye zugelegt und als der erste Song beim Refrain ankam merkte ich, wie ich grinste wie ein Honigkuchenpferd. Ganz unvermittelt. Musik gibt mir nicht nur in schweren Zeiten, sondern generell ganz viel Lebensfreude und Leichtigkeit. Ohne Musik wäre das Leben für mich sehr, sehr viel ärmer. Und es ist auch kein Hobby wie Golfspielen, sondern meine Musik ist ein ganz wichtiger Teil von mir, der mich glücklich macht und auch zu dem, der ich bin. Ich denke, das ist die Quintessenz.
BARNABAS SKY kann man getrost als All-Star-Projekt bezeichnen. Wie wählst du die Sänger aus, welche Verbindung hast du zu ihnen und ihrer Musik?
Das ist sehr unterschiedlich. Dazu muss man wissen, dass ich selbst grundsätzlich nur die Musik komponiere, Instrumental-Demos ausarrangiere und dann Sänger suche, die einen Text inklusive Melodie dafür schreiben und das Ganze einsingen. Das hat den Vorteil, dass die Vokalisten zu 100 % hinter dem stehen können, was sie textlich von sich geben. Als ich beim Debüt die Zusage von Rob Rock bekommen hatte, schrieb ich extra für ihn die Musik für den Song „Yesterday’s Gone“, das Gleiche gilt beispielsweise für Jesse Damon und „Till The End Of Time“, da ich dessen Stimme unbedingt in einer epischen Ballade hören wollte. Beim zweiten Album war es teilweise umgekehrt. Ich hatte relativ ausgereifte Demos von Songs, bei denen ich mich fragte, zu welcher Stimme und welcher Art zu singen der jeweilige Track wohl passen könnte. So waren das spätere „Circus Of Delight“ mit seinen Hammond-Parts wie prädestiniert für Doogie White und „Seven Wonders“ war mit seinem dramatischen Aufbau perfekt für Dirk Kennedy.
Gibt es einen Gastbeitrag, der dir besonders viel bedeutet?
Da mag ich jetzt ungern einen einzelnen für sich qualitativ herausstellen, da ich dadurch die anderen implizit abwerten würde – und nichts liegt mir ferner als das. Allerdings bedeutet mir Steve Grimmett’s „Never Enough“ vom Debüt sehr viel, nachdem Steve inzwischen bekanntermaßen schon nicht mehr unter uns weilt. Im Juli 2022 hatte er mir noch zum Geburtstag gratuliert und wenige Wochen danach kamen dann die Newsmeldungen zu seinem Tod.
Danny Vaughn und Jesse Damon sind nach „Inspirations“ zum zweiten Mal dabei, alle anderen zum ersten Mal. Entstehen bei so einem Projekt auch engere Kontakte mit den Gastmusikern?
Teilweise ja. Mit Danny Vaughn habe ich seitdem durchaus engeren Kontakt und wir haben uns kürzlich in Andalusien leider knapp verpasst, wir wollten uns eigentlich auf einen Kaffee treffen. Außerdem bin ich mit einigen Musikern inzwischen über deren private Facebook-Profile verknüpft, viele von ihnen haben ja Künstlernamen und heißen naheliegenderweise eigentlich anders.
Das ganze Album wirkt trotz der verschiedenen Sänger sehr homogen. Wie gehst du hier beim Songwriting vor? Hast du beim Schreiben der Lieder schon einen bestimmten Sänger im Kopf oder sind die Songs so geschrieben, dass sie universell besetzbar sind? Welchen Einfluss haben die Sänger noch auf die Songs und Texte?
Die Frage habe ich ja weitgehend schon beantwortet. Bezüglich der Texte habe ich noch ein paar Anmerkungen. Prinzipiell gibt es nur durchaus inhaltliche Einschränkungen meinerseits: Keine sexistischen, prolligen oder politischen Texte. Ansonsten dürfen und sollen sich die Herren Sänger durch meine Musik inspirieren lassen und ein für sie gefühlt dazu passendes Thema dazu finden. Dadurch wird das Ganze dann meiner Meinung nach auch erst wirklich authentisch. Prinzipiell könnte ich Texte schreiben und alles vorgeben, aber erstens bin ich kein solcher Kreativ-Diktator – soll’s gerade unter Musikern ja geben, hat mir mal jemand erzählt (lacht) – und zweitens finde ich das offen gesagt in kreativer Hinsicht auch nicht ratsam. So wie ich das mache ist es eher „Teamwork“ und jeder hat seinen kreativen Beitrag zum Endresultat geleistet.
Insgesamt wirkt „What Comes To Light“ etwas softer, AOR-lastiger als „Inspirations“. Wie siehst du die musikalische Ausrichtung des Albums und die Unterschiede zum Vorgänger?
Interessanterweise dachte ich eigentlich, dass das Debüt softer war. Es gab auf dem Debüt mit „Till The End Of Time“ und dem Timm-Thaler-Instrumental „Timm’s Theme“ zwei Balladen, dieses Mal keine einzige. Außerdem sind auch mehr proggige Elemente mit dabei, unter anderem bei „Seven Wonders“, „One Or The Other“, „Isolation“ und vor allem „A Dying Song“. Aber ich habe dieses Mal verstärkt mit Gitarresynthesizern gearbeitet und diesen Sounds insgesamt recht viel Raum im Mix gegeben. Vielleicht wird dadurch der gehörte oder „gefühlte Stil“ in der Tat softer. Die Synth-Sounds bei „Take A Ride“ und die Hammond-Orgel bei „Seven Wonders“ und „Circus Of Delight“ sind beispielsweise solche Parts. Die sind alle mit der Gitarre über Vintage Pedale eingespielt. Nicht mit dem Keyboard! Also… falls das wirklich jemand wissen will (lacht).
Gibt es schon Pläne für ein drittes Album und eventuell sogar Songs, die aus der letzten Session übrig sind und es nicht mehr auf „What Comes To Light“ geschafft haben?
Ja und ja. „Fire Falls“ (Danny Vaughn), das siebeneinhalbminütige „Over The Horizon“ (Deibys Artigas) und „Book Of Faces“ (Conny Lind von den Schweden Amaze Me) sind fertig und haben wir uns fürs nächste Album aufgehoben. „Scirocco Sands“ ist ein über neun Minuten langer Track, den Dirk Kennedy mit genialem Text und beeindruckenden Vocals versehen und bereits eingesungen hat. Da ich einige sehr lange Songs dafür habe, wird das nächste Album eventuell nur neun Tracks umfassen, denn nach mehr als 50 Minuten kann heutzutage kaum einer mehr aufmerksam zuhören.
Hast du schon weitere Sänger im Kopf, die in Zukunft bei BARNABAS SKY unbedingt dabei sein sollen?
Tony Harnell. Er wird die Ballade auf dem nächsten Album singen. Einfach eine grandiose Stimme. Auch hätte ich zur Abwechslung gerne mal eine Sängerin dabei, doch meine Anfragen wurden bisher von allen Damen ignoriert, die ich angeschrieben hatte.
BARNABAS SKY ist live sicher schwer umzusetzen, vor allem finanziell. Wären Shows, ähnlich etwa wie bei Avantasia, dennoch ein in irgendeiner Weise realistischer Traum?
Leider nein. Dazu müsste das Ganze in Vollzeit laufen und mit richtig amtlichem Budget angeschoben werden. Sechsstellig, versteht sich. Das Risiko ist einfach zu hoch.
„Der Ausweg liegt immer in uns selbst“
Das düstere Coverartwork bietet nicht zuletzt durch die Blumen im Vordergrund neues Licht und wieder erblühendes Leben. Was könnten in der heutigen Zeit das Licht und die Blumen sein, die uns aktuell Mut und Hoffnung verleihen können?
Einerseits, wie schon vorhin gesagt, Musik, andererseits wir selbst. Es liegt an uns selbst herauszufinden, woraus wir Kraft schöpfen. Ich habe mal gelesen „Glücklichsein ist eine Entscheidung“ und genauso ist es. Viele Menschen kämpfen mit inneren Dämonen, Antriebslosigkeit, Depression, Burnout usw. Der Ausweg liegt immer in uns selbst. Und so trivial wie das einerseits klingt, so schwierig ist es dann andererseits in der Umsetzung.
Nochmals vielen Dank für deine Zeit! Die letzten Worte gehören dir.
Wer auch immer das hier liest: Hört unvoreingenommen in die BARNABAS-SKY-Alben rein, und wenn’s euch gefällt – bitte weitersagen. Nur so können wir Musik wirklich sinnvoll „unters Volk bringen“.
Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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