Das Cover von "Raised On Heavy Radio" von Ronnie Romero

Review Ronnie Romero – Raised On Heavy Radio

  • Label: Frontiers
  • Veröffentlicht: 2022
  • Spielart: Heavy Metal

Ein Cover-Album geht immer: Die langwierige und kräftezehrende Songwriting-Phase entfällt, die meisten Musiker haben die üblicherweise in Frage kommenden Songs schon mal gespielt und potenzielle Käufer*innen wissen, was sie bekommen. Dass ein derart positives Verhältnis von Aufwand und zu erwartendem Effekt die italienische Plattenfirma Frontiers Music auf den Plan ruft, ist kaum verwunderlich; und so durfte deren Zugpferd RONNIE ROMERO – u. a. bekannt von Bands wie Lords Of Black, Sunstorm und The Ferrymen – nun eine weitere Cover-Platte einsingen. Auf „Raised On Heavy Radio“ lässt der Mann mit Unterstützung manch prominenter Gastmusiker ein knappes Jahr nach „Raised On Radio“ seine schwermetallene Jugend Revue passieren.

Wie so viele Veröffentlichungen aus dem Hause Frontiers liegt auch „Raised On Heavy Radio“ in der Schnittmenge aus banal und brauchbar: Die Tracklist enthält mit Iron Maiden, Judas Priest, Ozzy Osbourne und Black Sabbath die meisten Künstler, die auf solcherlei Veröffentlichungen in der Regel durch die Mangel gedreht werden. Auch ist es wenig überraschend und schon gar nicht einfallsreich, dass RONNIE ROMERO als aktueller Sänger von Rainbow einen der bekanntesten Songs dieser Band ausgewählt hat. Und schlussendlich hat es mindestens einen faden Beigeschmack, dass die meisten Gastmusiker aus den jeweiligen Bands stammen, die die Songs ursprünglich geschrieben haben – da ändert sich abgesehen vom Gesang denkbar wenig.

Und doch birgt „Raised On Heavy Radio“ manche Überraschung, die die Platte vor der Belanglosigkeit bewahren könnte. So ist z. B. „Turbo Lover“ kein Judas-Priest-Song, der sonderlich häufig gecovert wurde (ebenso wie „The Shining“ aus der Tony-Martin-Ära von Black Sabbath) und auch echt starke Nummern wie den Yngwie-Malmsteen-Klassiker „You Don’t Remember, I’ll Never Forget“ hört man selten von anderen Künstlern. Hinzu kommt, dass sich RONNIE ROMERO hier doch ab und an aus seiner Komfortzone wagt. Während der Mann dank seiner Erfahrung bei Lords Of Black, MSG oder eben Rainbow kaum Schwierigkeiten mit Songs wie dem Masterplan-Stück „Kind Hearted Light“ hat, ist es durchaus spannend, wie sich der Ausnahmesänger bei Accepts „Fast As A Shark“ oder Metallicas „The Four Horsemen“ anstellt.

Die Antwort: leider nicht so gut. Das liegt daran, dass Nummern, die einst von Udo Dirkschneider oder dem jungen James Hetfield eingesungen wurden, wohl auch sehr schwer zu covern sind, da beide vor allem zu jener Zeit einen sehr unkonventionellen Gesangsstil pflegten. Und wenngleich RONNIE ROMERO hörbar bemüht ist, möglichst „rotzig“ oder aggressiv zu klingen, passt seine glatte – und vor allem professionell ausgebildete – Stimme einfach nicht zu diesen ursprünglich rohen Nummern. Deutlich besser funktioniert das im Iron-Maiden-Cover „Hallowed Be Thy Name“ oder in der Deep-Purple-Nummer „The Battle Rages On“, in der der Sänger ein wenig wie David Coverdale klingt.

Schade: Da tut RONNIE ROMERO genau das, was man sich bei einem Cover-Album wie „Raised On Heavy Radio“ gewünscht hat und kann es einem doch nicht recht machen. Gerade die Momente, in denen sich der Sänger aus seiner Wohlfühlzone heraus traut, sind die schwächsten dieser Platte – schlussendlich auch deswegen, weil das Material vielleicht nicht gut zu interpretieren ist. Der Mut, sich an Nummern von Accept und Metallica zu versuchen, sollte also unbedingt honoriert werden, dennoch hätte RONNIE ROMERO vermutlich besser daran getan, für „Raised On Heavy Radio“ noch weitere unbekanntere Songs von Sängern seiner Stimmlage zu covern. Wann immer das nämlich passiert, ist dieses Album absolut hörenswert.

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