Interview mit Heljarmadr von Grá

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Fünf Jahre nach „Väsen“ melden sich GRÁ, die Band um Dark-Funeral-Fronter Heljarmadr, mit einem neuen Album zurück. In Interview erzählt der sympathische Schwede, was es mit dem Artwork auf sich hat, was er von Cover-Songs im Metal hält und warum er Greta von Thunberg provokanter ist als Marilyn Manson es je war.

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Hast du irgendwelche Vorsätze oder zumindest Ziele für 2023?
Nun, ich versuche jedes Jahr, den Schwung mitzunehmen, um mich darauf zu konzentrieren, ein bisschen gesünder zu leben, und mir bewusst zu machen, was ich in diesen Körper stecke, der jedes Mal ein Jahr älter wird, wenn ein neues Jahr kommt. Meine großen Schwächen im Leben sind gutes Essen und Trinken, außerdem war ich bis vor kurzem starker Tabakkonsument. Ich werde nie ein Gesundheitsfreak sein, aber da ich älter werde, muss ich meine Schlachten etwas weiser wählen und darauf achten, dass ich mich genug bewege. Es ist sehr langweilig, darüber zu reden, aber hey, es ist die Wahrheit. Ich möchte auf den Alben und auf der Bühne noch viele Jahre lang in Topform sein!

Ein erstes Highlight für dich könnte die Veröffentlichung deines neuen GRÁ-Albums „Lycaon“ sein. Kannst du uns zuerst sagen, was der Titel des Albums bedeutet?
Lycaon war ein König in der Antike, der sich der Autorität widersetzte und sie in Frage stellte, indem er das Fleisch seines eigenen Sohnes an Zeus verfütterte. Zeus war davon nicht beeindruckt und verwandelte Lycaon in den allerersten Werwolf, daher der Begriff „Lykanthropie“. Da der Werwolfkult auch tief in der skandinavischen Mythologie verwurzelt ist, haben wir beschlossen, beides miteinander zu verknüpfen und die primitive Wildheit des Wolfes als Symbol für unser Album zu verwenden. Er ist ein Symbol der Rebellion und man kann selbstverständlich Parallelen zu Luzifer, dem Lichtbringer und der Besessenheit vom Vollmond, dem nächtlichen Licht, ziehen.

Grá - LycaonDas Album ist während der Pandemie entstanden. Hatte das einen Einfluss auf das Album, entweder in Bezug auf die Atmosphäre oder speziell in Bezug auf die Art und Weise, wie es entstanden ist?
Das stimmt nur teilweise, die ersten Riffs und Ideen für „Lycaon“ – beispielsweise die Hauptriffs von „White City Devil“ und dem Titeltrack – wurden im Grunde direkt nach der Fertigstellung unseres letzten Albums „Väsen“ geschrieben. Ich glaube sogar, dass das Gerüst für „Brännmärkt“ auch 2018 entstanden ist. Es wäre also richtiger zu sagen, dass es während der Pandemie ausgearbeitet und aufgenommen wurde. Ich glaube nicht, dass das einen wesentlichen Einfluss darauf hatte, wie es geworden ist. Vielleicht hatten wir dadurch etwas mehr Zeit, die Details zu verfeinern.

Gra - VäsenDas Artwork ist stilistisch völlig anders als bei euren vorherigen Alben – es erinnert eher an Death- oder Heavy-Metal-Artworks als an Black Metal. Warum illustriert dieses Bild das Album perfekt?
Zunächst einmal, wenn man sich das „Väsen“-Albumcover anschaut und einen Blick auf die obere rechte Ecke wirft, sieht man dort das „Lycaon“-Albumcover – es ist also eher eine Fortsetzung eines Themas als etwas völlig Neues. Was die Ausführung selbst angeht, so hat es unser Freund Felipe Ignacio, genau wie du es ja auch sagst, wirklich geschafft, unsere Leidenschaft für Heavy-Metal-Cover im Stil der ’80er Jahre zu bedienen. Da steckt eine Menge Judas Priest, Iron Maiden, Motörhead, AC/DC und Sodom drin, um nur einige zu nennen. Und wenn du noch einmal hinschaust und ein bisschen vergleichst, wirst du sehen, dass es die gleiche diagonale Linie hat wie bei den größten Albumcovern der genannten Bands … „Screaming For Vengeance“, „Orgasmatron“, „For Those About To Rock“ und sogar „A Blaze in the Northern Sky“. Wir waren der Meinung, dass es bereits genug Alben mit Kerzenleuchtern, Kelchen, Schlangen, Zweigen, Hirschhörnern und verlassenen Scheunen auf nebligen Feldern gibt, um damit durchzukommen. Obwohl diese Konzepte zeitlos und, wenn sie richtig gemacht werden, extrem kraftvoll sind, wollten wir eine andere Art von Album mit einer anderen Art von dunkler Atmosphäre machen.

Ihr habt einen alten Song von Cursed 13 auf dem Album neu eingespielt. Wie kam es dazu, warum wolltet ihr genau dieses Stück neu aufnehmen und auf einem GRÁ-Album veröffentlichen?
Es ist eine Hommage an unsere eigene Vergangenheit. Cursed 13 wurde 2018 aufgelöst und bestand im Grunde aus denselben Mitgliedern wie GRÁ zu diesem Zeitpunkt. Es fühlte sich sehr unorganisiert an, beide Bands parallel laufen zu lassen und irgendwie aktiv zu halten, also beschlossen Dimman und ich, Cursed 13 ruhen zu lassen und uns auf GRÁ zu konzentrieren. Das bedeutet aber nicht, dass wir in irgendeiner Weise nicht mochten, was wir damals mit Cursed 13 machten und früher gemacht haben. Cursed 13 war 20 Jahre lang aktiv und hat in dieser Zeit nur sehr wenig Material veröffentlicht, also ist der Tresor voller Ideen und alter, unveröffentlichter wie auch unfertiger Songs. Als „Lycaon“ langsam Gestalt angenommen hat, hatte ich einen nostalgischen Moment und bin die alten Cursed-13-Dateien durchgegangen. Dabei bin ich auf „Turn Asunder“ gestoßen. Ich hatte meine Gitarre zur Hand, also habe ich schnell eine aktualisierte Version gemacht und sie den Jungs geschickt, und sie haben sich auch alle wieder in den Song verliebt. Das hat „Lycaon“ wirklich etwas gegeben, eine neue Dimension. Und ein weiterer wichtiger Bestandteil ist, dass der Song 2002 geschrieben wurde, lange bevor GRÁ überhaupt existierte, und die Tatsache, dass der Text damals von Vediger geschrieben wurde, der 2016 zu GRÁ stieß, brachte eine weitere Verbindung zu der Idee, ihn für „Lycaon“ wiederzubeleben.

Der Song „Offerrök“ vom GRÁ-Debütalbum basiert auf einer Idee, die ich auf einer alten Probenkassette von 1998 gefunden habe. Der Song „Dead Old Eyes“ auf „Väsen“ wurde ursprünglich 2003 unter dem Namen „Diabolic Lust“ veröffentlicht. Und warum dort aufhören? Meine Debütsingle unter dem Namen Heljarmadr („Transcending Into A God“) basiert ebenfalls auf Riffs von dieser 1998er-Probenkassette. Und das wird in Zukunft wahrscheinlich wieder passieren, denn es ist Musik, die ich im Laufe der Jahre selbst geschrieben habe und die einfach nicht an die Öffentlichkeit gelangt ist.

Grá 2022 by Soile Siirtola
GRÁ 2022; © Soile Siirtola

Eine weitere Überraschung ist das Cover von Bathory. Warum ausgerechnet Bathory, und warum ausgerechnet dieser Song?
Wenn „Torn Asunder“ eine Hommage an unsere eigene Vergangenheit ist, dann ist „Chariots Of Fire“ eine Hommage an die Musik, die uns geprägt hat, und da Bathory die beste Black-Metal-Band ist, die es je gegeben hat, war es für uns als Schweden keine schwere Entscheidung, etwas Nationalstolz zu zeigen. Wir haben schon zwei Covers gemacht, es ist also nicht wirklich etwas Neues: Wir haben auf unserer 2013er-EP „Necrology Of The Witch“ „Freezing Moon“ von Mayhem gecovert und auf unserer „Ramsvarta Tankar“-Single 2017 dann „Osculum Obscenum“ von Lord Belial. In unseren Anfangsjahren, als wir noch nicht genug eigene Songs für ein Live-Set hatten, haben wir bei Konzerten auch „In League With Satan“ [Venom, A.d. Red.] und „Call From The Grave“ [Bathory, A. d. Red.] gespielt. Ich bin mir sicher, dass wir das in Zukunft wieder tun werden.

Der Song klingt jetzt natürlich ganz anders, aber ich finde, ihr habt ihn gut hinbekommen. Kostet es dich immer noch Überwindung, einen so altehrwürdigen Song aufzunehmen und ihn auf dein eigenes Album zu packen?
Danke schön! Wir haben versucht, dem Original treu zu bleiben. Ehrlich gesagt glaube ich, dass ich noch nie etwas so schnell gesungen habe. Ich musste sehr viel üben, bevor ich überhaupt versucht habe, ihn für die Demoversionen aufzunehmen. Das war meine größte Angst, es nicht so gut hinzubekommen, wie ich es wollte. Ich denke, wir haben es geschafft, unsere eigene Version dieses Songs zu machen und wir haben uns entschieden, ihn in die Mitte des Albums zu stellen, da er Dynamik hinzufügt und als eine gute Trennung zwischen der A- und B-Seite der LP dient.

Grá 2022 by Soile Siirtola
GRÁ 2022; © Soile Siirtola

Wie denkst du über Coversongs im Allgemeinen – magst du es, wenn Bands Songs von anderen Bands covern? Gibt es einen Song, der dir als Cover besser gefällt als das Original?
Oh, ich mag sie, wenn sie gut gemacht sind! Um ein paar gute zu nennen: Johnny Cash – Hurt, Judas Priest – Diamonds And Rust, Ophthalamia – Deathcrush, Cannibal Corpse – Zero The Hero, Obituary – Circle Of The Tyrants, Megadeth – No More Mr. Nice Guy, Pantera – Planet Caravan, Sepultura – Orgasmatron, Emperor – Gypsy, Dimmu Borgir – Metal Heart, Carpathian Forest – A Forest, Samael – Helter Skelter … und das sind nur die, die mir jetzt spontan einfallen!

Dies ist das erste GRÁ-Album, das du nicht selbst produziert hast – wie kam es zu dieser Entscheidung und wie schwer war es für dich, das Material abzugeben?
Nun, ich habe das Album selbst produziert, ich habe es nur nicht gemischt und gemastert. Ich habe alle Instrumente mit meinem Equipment aufgenommen und alles bearbeitet, bevor ich es an Terry Nikas zum Abmischen geschickt habe. Vielleicht ist die Rolle des Produzenten heutzutage nicht mehr ganz klar. Der Produzent ist derjenige, der dafür verantwortlich ist, dass alles so gut wie möglich gemacht wird, der konstruktive Ideen einbringt und dergleichen mehr. Der Studiotechniker nimmt das Album auf, indem er auf „Record“ drückt und so weiter. Er mischt das Album auch ab – und eine dritte Aufgabe des Studiotechnikers ist das Mastering des Albums. Diese Aufgaben werden oft von vier verschiedenen Personen in verschiedenen Umgebungen erledigt, von denen jede in ihrem speziellen Bereich die beste ist. In anderen Fällen sind alle vier ein und derselbe Mann. In diesem Fall war ich der Produzent und der Tontechniker, Terry Nikas machte den Mix und George Nerantzis das Mastering. Als Produzent habe ich natürlich den gesamten Prozess überwacht, aber ich habe Terry und George erlaubt, das zu tun, was sie besser können als ich: mischen und mastern.

Ich kann mir vorstellen, dass du, wenn du selbst Produzent bist, zumindest eine vage Vorstellung davon hast, wie das Album geklungen hätte, wenn du es selbst produziert hättest. Hast du versucht, das im Produktionsprozess auszublenden, oder hast du eher versucht, den Produzenten als Ziel zu vermitteln, wie das Album am Ende klingen soll?
Es war eine Entscheidung, die ich recht früh im Prozess getroffen habe, dass ich es nicht selbst mischen und mastern sollte. Wir sahen, dass „Lycaon“ einen anderen Weg einschlagen würde als zum Beispiel „Väsen“. Auf dem „Väsen“-Album habe ich mich mit all den Keyboards, Chören und allerlei Spuren ausgetobt, während „Lycaon“ einen viel rifforientierteren und organischeren Weg einschlug. Mir wurde klar, dass ich, wenn ich mit dem Material allein gelassen werde, meine schmutzigen Finger nicht davon abhalten kann, dieses Gefühl zu zerstören. Außerdem habe ich einen eher necro-mäßigen Mixing-Stil und wir wollten dieses Mal eine sauberere Produktion, also war es rückblickend zu 100% die richtige Entscheidung.

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In unserem letzten Interview hast du gesagt, dass du beim Komponieren an ’80s-Heavy-Metal gedacht hast – aber du sagtest auch, dass man das am Ende wahrscheinlich nicht hören würde und es wahrscheinlich einfach ein GRÁ-Album werden würde. Das stimmt allerdings nicht! Ich finde, das Material hat sogar einen sehr starken Heavy-Vibe, was mir sehr gut gefällt. Habt ihr das gezielt mit dem Mix herausgearbeitet? Bei einer Black-Metal-Produktion wäre es wahrscheinlich einfach gewesen, das zu kaschieren …
Ich bin froh, dass es durchkommt! Ja, wie gesagt, wir wollten ein klarer klingendes Album, deshalb haben wir uns die Hilfe unserer Brüder Terry und George geholt, weil wir wussten, dass sie einen großartigen Job machen würden und etwas, das wir alleine nicht hätten erreichen können. Außerdem legt das Wissen, dass man eine sehr klare Produktion haben wird, bei den Aufnahmen viel mehr Gewicht auf die Schultern, da man verdammt nochmal jedes einzelne Riff perfekt hinbekommen muss. Auf „Lycaon“ gibt es kein Copy-Paste, wir haben uns die Zeit genommen, die wir brauchten, um alles perfekt festzuhalten. Das ist der Vorteil, wenn man selbst aufnehmen kann, ohne dass die Studiouhr tickt und ohne den Stress, wenn man merkt, wie das Budget schmilzt, wenn man irgendwo hängen bleibt.

Was ich auch sehr cool finde, ist die Idee, einen Song mit einem (längeren) Schlagzeugsolo zu beginnen. Wie ist es dazu gekommen, wie hat dieser Song begonnen?
Ich nehme an, du sprichst hier von „Ett Avskedsbrev“. Dieser Schlagzeugteil entstand, als wir den Track „Jaws Of The Underworld“ aufnahmen, den letzten Song auf dem Album, der im Grunde ein Schlagzeugstück ist. Wir haben uns da richtig reingehängt, und einer der Teile, die wir irgendwie weglassen mussten, wurde zu einem tollen Intro für „Ett Avskesbrev“. Wir haben den Bass hinzugefügt und bumm!

Irgendwie schreit das Material geradezu danach, auf die Bühne zu kommen – ich kann mir vorstellen, dass diese Songs live extrem gut funktionieren. Habt ihr Pläne für eine Europatournee, oder gibt es zumindest schon konkrete Termine für Festivalshows?
Ich bin zur Zeit viel mit Dark Funeral unterwegs, daher ist es im Moment etwas schwierig, Shows für GRÁ zu buchen. Aber es wird sich lohnen, Booking-Agenten und Promoter sollten sich auf jeden Fall melden! Wir sind bereit, dieses Biest auf die Bühne zu bringen, uns fehlen nur im Moment die Gelegenheiten dazu.

Zum Schluss noch unser traditionelles Metal1.info-Brainstorming. Was fällt dir zu den folgenden Begriffen ein?
Dein Lieblingsalbum von 2022: Ich habe zwei – Khold – Svartsyn und Willie Nelson – A Beautiful Time
Ukraine: Möge dieser Wahnsinn enden! Ich versuche, meine Freunde in der Ukraine so gut wie möglich zu unterstützen, indem ich etwas Geld schicke, wenn ich welches übrig habe, und indem ich versuche, Geschäftsmöglichkeiten für ukrainische Künstler/Hersteller zu schaffen und so weiter. Lang lebe die Ukraine!
Heavy Metal: is the law!
Cannibal Corpse: Eine großartige Band, die ich mit Stolz meine Freunde nennen darf.
Erneuerbare Energien: Klar, warum nicht. Es ist genial, wie ein junges Mädchen wie Greta Thunberg es schafft, provokanter zu sein als Marilyn Manson es je war, Respekt!
GRÁ in zehn Jahren: Wahrscheinlich Album #6 oder so, hoffentlich immer noch aktiv – auf und neben der Bühne.

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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