Spätestens mit ihrem dritten Album „Across The Line“ konnten sich die Schweden AIR RAID als eine der heißesten Bands der NWOTHM etablieren. Live wussten die Burschen aus Göteborg diesen Schwung durchaus zu nutzen, allerdings mussten nicht weniger als sechs Jahre vergehen, ehe sich Fans über einen Nachfolger besagter Platte freuen konnten. Mit „Fatal Encounter“ steht selbiger nun endlich in den Startlöchern, weshalb wir uns Sänger Fredrik Werner und Gitarrist Adreas Johansson zur Brust genommen haben, damit sie uns alles über das neue Album erzählen.
Hallo und vielen Dank, dass ihr euch Zeit für ein Interview mit uns nehmt! Seit der Veröffentlichung von „Across The Line“ sind sechs Jahre vergangen – eine ziemlich lange Zeit! Was hat sich bei AIR RAID seither getan?
Andreas: Nachdem „Across The Line“ erschienen war, sind wir sofort auf Europatour gegangen. Dann haben wir ein Konzert in Tokyo und etwas später noch eine Tour durch Brasilien gespielt. Anfang 2019 haben wir eine Single namens „Demon’s Eye“ veröffentlicht, auf die eine Europatour mit Vicious Rumors sowie ein paar Sommerkonzerte in Deutschland folgten. Und dann wissen wir ja alle, was als nächstes kam: Eine globale Pandemie, die die Band für längere Zeit aufgehalten hat.
Mit „Fatal Encounter“ erscheint im Februar endlich euer viertes Album. Was könnt ihr uns über die Platte erzählen?
Fredrik: Ja, endlich! Das hat ganz schön lange gedauert und es fühlt sich wirklich gut an, dieses Monster endlich von der Leine zu lassen. Ich glaube, dass diese Platte sowohl wiederkehrenden als auch neuen Hörern gefallen wird. Wir bleiben unserer Formel treu und klingen melodisch und traditionell. Für alle, die unsere Single „Demon’s Eye“ gehört haben, wird sich das wie eine Entwicklung dieses Sounds anfühlen.
Auf „Fatal Encounter“ stellt ihr sowohl einen neuen Schlagzeuger als auch einen neuen Bassisten vor, die beide 2019 zur Band gekommen sind. Wie kam es dazu?
Fredrik: Wir hatten 2019 bereits öfter den Drummer gewechselt und brauchten für die Band dringend ein stabiles Rückgrat in Form eines Schlagzeugers, auf den wir uns verlassen können. Ich kenne William (Seidl, Anm. d. Red.) bereits seit Jahren – er ist ein echter Profi und war daher die beste Wahl für uns. Ich weiß noch, dass er „Hold The Flame“ bei der ersten Probe mit uns nur „auf Sicht“ gespielt hat – das war absolut beeindruckend! Jan (Ekberg, Anm. d. Red.) war ebenfalls ein klarer Fall für uns, weil Andy ihn noch von früher kennt und er am Bass ein absoluter Donnergott ist. Mit diesen Jungs in der Band fühlt es sich an, als könnten wir alle unsere musikalischen Ziele erreichen!
Wie lief das Songwriting für das neue Album ab? Sechs Jahre dürften ja mehr als genug Zeit gewesen sein, um alle Songs zur Perfektion zu bringen …
Andreas: Obwohl seit „Across The Line“ sechs Jahre vergangen sind, würde ich sagen, dass wir nur die letzten anderthalb wirklich auf das neue Album verwendet haben. Das Songwriting lief wie geschmiert, da Fredrik und ich für die meisten Nummer zusammengearbeitet haben. Ich habe in meinem Studio zuhause Demos aufgenommen und dann haben wir gemeinsam an den Gesangslinien und Texten gefeilt.
Und wie liefen die Aufnahmen? Habt ihr irgendetwas absichtlich anders als in der Vergangenheit gemacht?
Andreas: Verglichen mit „Across The Line“ haben wir einiges geändert: Das Schlagzeug wurde in den „Grand Recording Studios“ in Göteborg aufgenommen, Gitarren und Bass haben wir zuhause eingespielt und den Gesang haben Fredrik und ich im Proberaum aufgenommen. Wir alle interessieren und für Aufnahmetechniken, weshalb wir sehr viel in Eigenregie gemacht haben. Ich finde, dass es wirklich gut geworden ist!
Wo seht ihr die größten Unterschiede zwischen „Fatal Encounter“ und seinem Vorgänger? Wie würdet ihr sagen hat sich euer Sound seither entwickelt?
Fredrik: Wie bereits gesagt haben wir ja zwei neue Bandmitglieder, die der Rhythmussektion dieses Albums ein anderes Feeling geben. Rückblickend würde ich sagen, dass die Dinge bei „Across The Line“ vor allem für mich sehr schnell gingen: Die Songs waren fast alle schon fertig, als ich in die Band kam, also mussten wir nur noch ins Studio gehen und innerhalb von ca. zwei Wochen den Gesang aufnehmen. Das Ergebnis war also etwas „roher“ als jetzt bei „Fatal Encounter“, an dem wir sehr detailliert gearbeitet haben, weil wir mittlerweile genau wissen, was für meine Stimme gut funktioniert und was nicht. Ich glaube, auf dieser Platte gibt es etwas mehr Vielfalt unter den Songs, coole Instrumentalparts und ein paar spannende Themen. Aber jede Platte fängt nun mal den Spirit einer Band zum jeweiligen Zeitpunkt ein – das muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass wir jetzt immer genauso weitermachen werden. Wer weiß schon, wo man in zwei oder drei Jahren steht?
Wie wichtig ist euch ein „altmodisches“ Klangbild? Müssen es immer Röhrenamps und mikrofonierte Boxen sein, oder seid ihr bereit, digitale Technologie zu nutzen, um den bestmöglichen Sound zu erreichen?
Fredrik: Naja, wenn man von traditionellem Heavy Metal spricht, dann basiert das ja schon auf einem Sound, der im analogen Zeitalter erfunden wurde. Wenn es authentisch klingen soll, muss man es also auch auf die richtige Art aufnehmen. Das heißt aber nicht, dass man nicht moderne Technologie und Equipment nutzen darf, denn die ist im Vergleich mit dem Zeug von früher wirklich ziemlich effizient. Aber man muss sehr genau aufpassen, welchen Sound man erschafft, damit man dieses Feeling auch wirklich einfängt.
Schweden war schon immer eines der wichtigsten Länder für den Metal, vor allem wenn es um den Sound der alten Schule geht. Wie geht es der schwedischen Szene aktuell?
Fredrik: Ich muss gestehen, dass ich nicht wirklich darauf achte, was zur Zeit los ist (lacht). Aber es stimmt, aus Schweden kam schon immer eine Menge echt guter Musik. Augenblicklich geht es wohl vor allem der Melodic-Rock-Szene ziemlich gut.
Die Inflation hat die Kosten für das Touren derart in die Höhe getrieben, dass viele kleinere und mittelgroße Bands Schwierigkeiten haben, etwas auf die Beine zu stellen. Wie geht es AIR RAID damit?
Andreas: Wir haben uns bis jetzt so sehr auf das Album konzentriert, dass dieses Problem noch nicht bei uns angekommen ist. Ich haben den Jungs aber gesagt, dass es besser ist, wenn wir mit unseren Live-Aktivitäten noch etwas warten. Als die Pandemie langsam abnahm, konnten die meisten Bands gar nicht schnell genug zurück auf die Bühne kommen – alle gleichzeitig. Ich glaube, es ist besser, noch etwas zu warten, bis die Lage sich beruhigt hat. Ich glaube aber auf jeden Fall, dass kleinere Bands es fortan schwer haben werden, ihre Touren zu realisieren.
Wo wir gerade davon reden: Generell scheint das Touren wieder möglich zu sein. Besteht die Chance, dass AIR RAID bald nach Deutschland kommen?
Andreas: Natürlich! Es ist immer geil, live zu spielen! Aktuell haben wir wie gesagt noch keine Konzerte geplant, aber das könnte sich im weiteren Verlauf des Jahres durchaus ändern. Wir werden sehen!
Lasst uns zum Abschluss noch etwas Brainstorming betreiben – was fällt euch als erstes zu den folgenden Begriffen ein?
Göteborg-Sound: Das Geschrei von Möwen (oh, ja, und dieses Genre …)
Yngwie Malmsteen: Anfang der 80er absolut revolutionär
Pay To Play: Nur zu sehr besonderen Anlässen
Nightliner: Spaßig und bequem!
AIR RAID in zehn Jahren: Andreas: Ich bin sicher, dass es dann noch ein paar mehr Alben geben wird und einige Male auf Tour waren – hoffentlich in Ländern, in denen wir noch nie gewesen sind!
Noch einmal vielen Dank für eure Zeit! Die abschließenden Worte gehören euch – möchtet ihr unseren Lesern noch etwas mitteilen?
Wir wollen uns in aller Form bei unseren Raidern da draußen bedanken, denn sie haben uns über all die Jahre immer unterstützt!
Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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