ZSK - Hass/Liebe Cover Artwork

Review ZSK – Hass/Liebe

Sie wirken noch immer wie die Szene-Youngster – doch mit nunmehr 25 Jahren Bandgeschichte auf dem Buckel sind ZSK längst Helden einer ganzen Generation Punk-Rock-Kids. Und das mit Recht: Seit einem Vierteljahrhundert packen die Berliner den Zeitgeist in catchy Punk-Hymnen und liefern damit – je nach Alter der Rezipient:innen – den Sound zum zum Rebellieren oder Sich-nochmal-jung-Fühlen. „Hass/liebe“, das nunmehr sechste Album der Band, ist da keine Ausnahme.

Der Opener „Darwin“ vereint alles, was ZSK ausmacht: Witz und Sozialkritik, einen griffigen Refrain und eingängige Melodien. Auf diesen sarkastischen Abgesang auf die Menschheit lassen Joshi und seine Mitstreiter dann mit „Ich liebe dieses Leben“ und „Neuanfang“ aber auch gleich zwei Feelgood-Songs folgen – auch das eine bewährte Methode der Berliner, die die Ambivalenz, die schon im Titel „Hass/Liebe“ steckt, so wunderbar einfängt wie das grandiose Album-Artwork.

Sind diese Stücke im besten Sinne typisches ZSK-Material, das musikalisch keinen Fan (negativ) überraschen dürfte, könnten sich an „Scheißtyp“ die Geister scheiden: So sinnvoll es auch ist, in einem Song über toxische Maskulinität eine Frau ans Mikro zu holen, fügt sich der poppige Gesang von Romana Aufinger (Attic Stories) rein musikalisch betrachtet nicht wirklich organisch in die Nummer, die so leider schnell zum Skip-Track avanciert.

Nach der lässigen, aber auch etwas belanglosen Offbeat-Midtempo-Nummer „Glück“ und dem für ZSK-Verhältnisse fast etwas spießigen Anti-Hipster-Rant „Hipster“ (wo bleibt die „Jeder-nach-seiner-Façon“-Liberalität?) wird es mit der Schwurbler-Vernichtung „Beratungsresistent“ textlich wieder politisch und musikalisch härter und schneller als bei allen bisherigen Nummern. Hier knüpfen ZSK mit den folgenden Tracks an und präsentieren sich damit deutlich stärker als in der ersten Albumhälfte: „Stärker als die Angst“, „Himmel“ (über den Krieg in der Ukraine) und der Titeltrack gehen unter die Haut und düften sich auch live schnell als Hits etablieren.

Unter die Haut, aber eher auf melancholisch-romantische Art, geht auch der Album-Abschluss-Song: Nach dem seiner toten Mutter gewidmeten „Stuttgart“ auf dem Vorgängeralbum „Ende der Welt“ (2021) hat Joshi für sein Kind mit „Und ich höre dich atmen“ eine weitere herzerweichende Punk-Rock-Ballade geschrieben.

Nicht alles an „Hass/Liebe“ begeistert restlos: Den Erwartungen, die der Opener „Darwin“ weckt, können ZSK leider erst in der zweiten Albumhälfte voll gerecht werden, da einige Tracks der ersten Hälfte in jeder Hinsicht etwas arg brav ausgefallen sind. Dennoch ist „Hass/Liebe“ ein kurzweiliges und textlich wieder einmal wichtiges Album geworden – allzu viele deutschen Bands mit dieser Reichweite, die sich politisch so klar positionieren und somit als Soundtrack zu einer linkspolitisch geprägten Jugend taugen, gibt es schließlich nicht mehr.

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Wertung: 7 / 10

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