Imha Tarikat - Hearts Unchained - At War With A Passionless World Cover

Review Imha Tarikat – Hearts Unchained – At War With A Passionless World

  • Label: Lupus Lounge
  • Veröffentlicht: 2022
  • Spielart: Black Metal

In unserer zunehmend von Ennui gezeichneten Gesellschaft ist Musik eine der letzten Bastionen ungezügelter Leidenschaft. Von dieser Trutzburg aus sagen IMHA TARIKAT unserer lustlosen Welt mit „Hearts Unchained – At War With A Passionless World“ den Kampf an. Der von klassischem Heavy Metal und Punk beeinflusste Stil des Duos war im Grunde schon immer ein packender Gegenentwurf zum Depressive Black Metal: intensiv, erfüllt von zornigem Tatendrang, zum Zerreißen gespannt – von Lethargie keine Spur. Nach „Kara Ihlas“ (2018), das ein wenig an kompositorischer Raffinesse vermissen ließ, und dem stellenweise etwas holprigen „Sternenberster“ (2020) ist es der Band auf ihrem dritten Album jedoch gelungen, ihren energiegeladenen Sound vollends in die richtigen Bahnen zu lenken.

Mit der knapp 50 Minuten langen Platte haben IMHA TARIKAT ihre Musik zwar nicht revolutioniert, aber auf hervorragende Weise reformiert. Die Grundformel ist dieselbe geblieben: Frontmann Kerem Yilmaz brüllt und grölt so manisch wie eh und je mit der Stimmgewalt eines wilden Raubtiers, während an der Gitarre ein Shredding-Feuerwerk nach dem anderen explodiert und die Songs von den Drums in rüder Punk-Manier angetrieben werden. Die größtenteils gut fünf Minuten langen Tracks strotzen derart vor roher Energie, dass man in manchen Momenten meinen könnte, die beiden Musiker seien kurz davor, die Kontrolle darüber zu verlieren.

Selbst in den heftigsten Ausbrüchen ihrer unheiligen Raserei entgleitet der Band jedoch weder die Stringenz ihres Songwritings, noch die Akkuratesse ihrer Performance. Neben den mächtigen Vocals, die sich durch ihren hohen Wiedererkennungswert auszeichnen und durchaus nuanciert sind, begeistern vor allem die Gitarrenriffs und Melodien. So schütteln IMHA TARIKAT in „Radical Righteousness“ und „Brute Majesty“ besonders hitzige Leads aus dem Ärmel, „Touch Of Mercy“ sticht mit seiner erhabenen, sich eindrucksvoll steigernden Melodieführung hervor und „Flood Of Love (The Beast Trigger)“ beeindruckt mit dem stärksten von vielen über das Album verstreuten Soli.

Das Ambient-Intro „Deeper Within“ und das ominös-sakrale Interlude „Birth Of Grandeur“ erscheinen zwar eher überflüssig, stören allerdings ebenso wenig wie die erneut recht plumpen, aber ohnehin nur teilweise ohne Nachlesen zu verstehenden Songtexte. Mit Michael Zech und V. Santura haben IMHA TARIKAT zudem zwei fähige Produzenten für das Mixing und Mastering zu Rate gezogen, die der Platte einen angemessen kraftvollen Sound verpasst haben.

Sieht man davon ab, dass das Album zum Ende hin ein wenig an Eingängigkeit verliert, wird „Hearts Unchained – At War With A Passionless World“ seinem fulminanten Titel durchaus gerecht. Auf (nahezu) voller Länge des Albums versetzen IMHA TARIKAT sich in einen ekstatischen und irrsinnig ansteckenden Blutrausch, ohne jedoch ihren Sinn für stimmige Melodien und ihre Spieltechnik ihrem vermeintlich überbordenden Wahnsinn zum Opfer fallen zu lassen. Die getragenen Parts und simpel-treibenden Punk-Rhythmen lassen die Songs in ihren wilderen Momenten zudem umso extremer erscheinen, wodurch IMHA TARIKAT um einiges mehr Eindruck schinden, als es die zahlreichen Dark-Funeral-Nachahmungsbands mit ihrem stumpfen Blast-Beat-Dauerfeuer tun.

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Wertung: 7.5 / 10

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