Der Jahresrückblick 2022 von Sebastian Mack

1. Charlie Griffiths – Tiktaalika
2. Pure Reason Revolution – Above Cirrus
3. Threshold – Dividing Lines
4. Disillusion – Ayam
5. Seventh Wonder – The Testament

Nicht schlecht, aber doch enttäuschend: SIX BY SIX mit ihrem gleichnamigen Debütalbum. Ein neues Trio mit Multiinstrumentalist und Sänger Robert Berry (u. a. GTR, THREE), Gitarrist Ian Crichton (SAGA) und Schlagzeuger Nigel Glockler (SAXON). Auf dem Papier eine sehr ungewöhnliche und spannende Kombination. Und tatsächlich: Die Musik ist sehr kreativ und wendungsreich. Leider hatten die Herren beim Komponieren aber einfach kein Ziel vor Augen. Herausgekommen ist neben einigen starken Nummern in den meisten Fällen eine Sammlung aneinandergereihter Versatzstücke, deren kreatives Moment in einer unsauberen und vollgestopften Produktion ziemlich untergeht. Schade.

Elektronische Musik: Tangerine Dream – Raum

Seit einigen Jahren interessiere ich mich auch für elektronische Musik, vor allem für Ambient und den Stil der sogenannten Berliner Schule. TANGERINE DREAM aus Deutschland waren in den Siebzigern ihr Mitbegründer und produzieren noch immer spannende Alben. Mittlerweile sind sie zwar in gänzlich anderer Besetzung unterwegs, doch auf dem aktuellen Werk „Raum“ ist die Magie der Anfangstage wieder spürbar.

Singer-Songwriter: D’Virgilio, Morse & Jennings – Troika

Ein Album mit Nick d’Virgilio (ex-SPOCK’S BEARD, BIG BIG TRAIN), Neal Morse (ex-SPOCK’S BEARD, TRANSATLANTIC) und Ross Jennings (HAKEN), ein Album mit drei der besten Prog-Rock-Sänger, die es gibt. Musik im Stil von Crosby, Stills & Nash. Was soll da schon schiefgehen?

Nach zwei Jahren Zwangspause: Das NIGHT OF THE PROG Festival vom 22. bis 24. Juli auf der Loreley.

Im Rahmen des Night Of The Prog: Ex-Genesis-Gitarrist STEVE HACKETT mit seiner „Seconds Out & More“-Show. Kaum zu glauben, wie kraftvoll und kreativ der Altmeister und seine Mitstreiter die Prog-Klassiker von Genesis inszenierten. Auch der Auftritt von PURE REASON REVOLUTION auf dem Festival war überaus mitreißend.

Ebenfalls beim Night Of The Prog, da ich dieses Jahr keine Indoor-Gigs besucht habe: RPWL, die sich sehr unnahbar präsentierten und einen kraftlosen und zähen Auftritt hinlegten. Schade, sie haben vor einigen Jahren auf derselben Bühne und auch im Club bewiesen, dass sie es besser können.

Star One – Revel in Time

James LaBrie – Beautiful Shade Of Grey

A-Z mit ihrem gleichnahmigen Debüt: Eine Art Wiedervereinigung von Sänger Ray Alder (FATES WARNING) mit seinem ehemaligen Bandkollegen und Schlagzeuger Mark Zonder. Ein überraschend vielseitiges und sehr unterhaltsames Melodic-Rock-Album, das immer wieder Richtung Prog Metal schielt. Verspieltes Drumming, charmante Achtziger-Sounds und starkes Songwriting sind die Zutaten für die stärkste AOR-Scheibe des Jahres.

HAVEN OF ECHOES mit ihrem atmosphärischen Erstling „The Indifferent Stars“. Das neue Projekt von Andreas Hack (ex-FREQUENCY DRIFT, FEELING OF PRESENCE) und Sänger Paul Sadler (SPIRES) ist für Fans von RIVERSIDE, ANATHEMA oder MARILLION sicher ein Reinhören wert.

Weitere Tipps:
Unprocessed – Gold (songdienlicher Djent-Prog)
Moderat – More D4ta (Electronic)

Mit ihrem neuen Studiowerk „One Hour Before It’s Dark“ konnten MARILLION mich nicht wirklich begeistern. Einigen tollen Songs (z. B. „Murder Machines“) und Gänsehautmomenten steht musikalisch spannungsarmer Leerlauf und hohler Bombast gegenüber. So erreicht das Album nicht die emotionale Durchschlagskraft des genialen Vorgängers „F.E.A.R.“.

Die deutschen Elektroniker TANGERINE DREAM machen gemeinsame Sache mit meinem Lieblingsgitarristen Steve Rothery von MARILLION: Er ist als Gast auf mehreren Konzerten der UK-Tour dabei und improvisiert mit ihnen am Ende des regulären Sets in halbstündigen Sessions. Das Beste daran: Diese sind kürzlich in einem mehrere CDs umfassenden Boxset erschienen.

Prog-Metal-Riffgewitter des Jahres: Charlie Griffiths – Tiktaalika

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Halb-Ballade des Jahres: Marillion – Murder Machines

Nach dem 2021er-Hit „Babys erstes Fühlbuch“ nun der Nachfolger, der wirklich das ganze Jahr über sehr angesagt war: „Wo sind die Eier, kleiner Osterhase?“

Auch in diesem Jahr waren eher TV-Sendungen als abendfüllende Filme angesagt. Meine persönlichen TV-Preise für gute Unterhaltung gehen in diesem Jahr an: MaiThink X – Die Show (Mai Thi Nguyen-Kim) sowie Studio Schmitt mit Tommi Schmitt.

Frieden.