Die Szene-Urgesteine CLUTCH touren gerade einmal quer durch Europa und haben mit „Sunrise On Slaughter Beach“ nicht nur ein starkes neues Album sondern mit TIGERCUB und GREEN LUNG auch zwei sehr starke Support-Bands im Gepäck. In der Landeshauptstadt gastiert der Tour-Tross in der Neuen Theaterfabrik im Stadtteil Johanneskirchen. Manch einer mag sich noch an die alte Theaterfabrik am Ostbahnhof erinnern, die zwar verkehrstechnisch deutlich besser gelegen, dafür aber nicht so stylisch war. In welcher Konzert-Location findet man sonst schon Kronleuchter an der Decke? Während vor der Halle noch Bratwürste und Glühwein verkauft werden, füllt sich das Innere nur langsam, was sich im Laufe des Abends aber zum Glück noch ändern wird.
Pünktlich um 20 Uhr stürmen TIGERCUB die Bühne. Das Trio aus Brighton zeigt sich sichtlich erfreut über die nun schon deutlich besser gefüllte Halle und startet direkt energiegeladen in das halbstündige Set. Fronter Jamie Stephen Hall weckt mit seinem Look und seiner Performance sowohl Erinnerungen an einen jungen Ozzy Osborne als auch an New-Wave-Bands der 80er Jahre. Musikalisch bewegen sich TIGERCUB aber eher im Grenzbereich zwischen kernigem Rock und Alternative-Sounds. Was auf Platte zum Teil recht zahm und unspektakulär klingt, kommt live deutlich wuchtiger rüber, weshalb die Band am Ende ihres Auftritts einen mehr als positiven Eindruck hinterlässt.
Allein die Anzahl der GREEN–LUNG-Bandshirts im Publikum zeigt, dass die Okkult-Doomer momentan zum heißesten Scheiß der Szene gehören. Entsprechend euphorisch wird die Truppe um Frontmann Tom Templar nach einem epischen Fanfaren-Intro auch vom Münchner Publikum begrüßt und GREEN LUNG fackeln nicht lange, sondern zünden mit „Woodland Rites“ direkt den ersten Kracher. Für die Engländer ist es die erste Tour dieser Größe, doch von Nervosität oder Überforderung spürt man nichts, vielmehr zeigt sich die Band bis in die Haarspitzen voll mit Spielfreude. Alle voran Sänger Tom Templar und Gitarrist Scott Black, der im Brant-Björk-Gedächtnislook seinem Instrument ein tonnenschweres Riff nach dem anderen entlockt. Die Setlist zeigt, über die wie viele extrem gute Songs GREEN LUNG nach nur zwei Alben und einer EP bereits verfügen. Besonders das abschließende Trio aus „Old Gods“, „Reaper’s Scythe“ und dem fast schon als Band-Klassiker geltenden „Let The Devil In“ bringt den inzwischen sehr gut gefüllten Zuschauerraum auf Betriebstemperatur. Am Ende gestaltet sich der Auftritt dementsprechend viel zu kurz, wobei der jüngst unterschriebene Deal mit Nuclear Blast Hoffnung auf eine Headliner-Tour im kommenden Jahr macht.
- Woodland Rites
- Leaders Of The Blind
- Ritual Tree
- Graveyard Sun
- Old Gods
- Reaper’s Scythe
- Let The Devil In
Die Live-Qualitäten von CLUTCH sind mittlerweile hinreichend belegt, allein der Backkatalog, auf den die Band nach über 30 Jahren im Geschäft zurückgreifen kann, garantiert einen Abend voller Hits. Und genau so kommt es dann auch: Ohne viel Brimborium marschiert das Quartett auf die Bühne und zementiert direkt mit dem eröffnenden Doppel aus „Impetus“ und dem krachenden „X-Ray Visions“ ihren Status als absolute Rock-Ikonen, die ihren Sound nur schwer in eine Schublade pressen lassen. Während die Saitenfraktion aus Tim Sult und Dan Maines den Abend über relativ unbewegt bleibt, stolziert Fronter Neil Fallon wie ein Rock-Prediger über die Bühne und verkündet München die einzig wahre Botschaft der harten Gitarrenmusik. Seine eingestreuten Deutschkenntnisse in Form von „Guten Morgen“, „Dankeschön“ und „Pass auf!“ machen Fallon gleich noch sympathischer.
20 Songs feuern CLUTCH der Theaterfabrik am heutigen Abend um die Ohren, darunter ganze sieben Stücke vom aktuellen Album „Sunrise On Slaughter Beach“, wobei es mit „Nosferatu Madre“ auch der beste Track der Scheibe in die Setlist geschafft hat. Einzelne Highlights herauszugreifen fällt schwer, aber „Ghoul Wrangler“, „Escape From The Prison Planet“ und „A Quick Death in Texas“ machen live schon extrem viel Spaß. Bei ein paar Songs greift Fallon auch selbst zur Gitarre, was dem Sound natürlich nochmal deutlich mehr Wucht verleiht. Lange hält es der charismatische Sänger aber nicht am Instrument aus, zu sehr geht er in seiner Rolle als gestikulierende Frontmann, dem die Fans aus der Hand fressen, auf. Positiv hervorzuheben sind auch der sehr gut abgemischte Sound und die für die Größe der Halle fette Lichtshow. Nach drei Zugaben und gut 90 Minuten ist schließlich Schluss und auch wenn es das famose „Fortunate Son“-Cover heute nicht ins Set geschafft hat, kann auch dieses CLUTCH-Konzert als absolut genial bezeichnet werden.
- Impetus
- X-Ray Visions
- Firebirds
- Burning Beard
- Rats
- Worm Drink
- Ghoul Wrangler
- Escape From The Prison Planet
- Red Alert (Boss Metal Zone)
- Slaughter Beach
- Mountain Of Bone
- A Quick Death In Texas
- Subtle Hustle
- Nosferatu Madre
- Mercy Brown
- Skeletons On Mars
- Peterbilt
- Jackhammer Our Names
- Noble Savage
- The Face
Was für ein Abend! Während CLUTCH auch nach mehr als drei Jahrzehnten eine vor Kraft strotzende Instanz sind, empfehlen sich auch TIGERCUB und GREEN LUNG mit ihren Auftritten als Hoffnungsträger der harten Gitarrenmusik. Umso schöner zu sehen, dass trotz diverser Krisen und finanzieller Herausforderungen so viele Fans den Weg in die Neue Theaterfabrik gefunden haben. Im nächsten Jahr gibt es dann hoffentlich ein Wiedersehen mit GREEN LUNG auf Headliner-Tour.