BLECH Folge 19: Metal und Gewalt – mit Lenny von Endseeker

Wie brutal darf Metal sein? Und ist das überhaupt eine Frage, die man sich stellen muss? In dieser Folge BLECH dreht sich alles um Splatter, Gore und Death Metal. Zusammen mit unserem Gast Lenny von Endseeker widmen wir uns dem Verhältnis von Metal und Gewalt – in Texten, auf Plattencovern und allgemein.

Wir sprechen über die Faszination an fiktionaler Gewalt, die tief in unserer Kulturgeschichte verankert ist, und wie sich Metal mit brutalen Lyrics hier einordnet. Es geht darum, ob man gory Death Metal als Gewaltverherrlichung ansehen kann, wo die Grenze zwischen Bühnen- und Privatpersonen verläuft und die Frage, welchen Impact Splatter-Lyrics haben, wenn sie eh unverständlich gegrowlt werden.

Was halten wir von der immer mal wieder aufwallenden Zensurdebatte? Wo liegen unsere persönlichen Grenzen, wenn es um brutale Inhalte in der harten Musik geht? Hört der Spaß auf, wenn die Texte oder Cover homophob und/oder misogyn sind, selbst wenn es sich um überzeichneten Cartoon-Splatter handelt? Welche Rolle spielen der Zeitgeist und der Kontext, in dem diese Lyrics entstanden sind? Wie geht man damit um, wenn Kinder oder junge Teenager mit brutalem Content konfrontiert werden? Und wie hat sich das Verhältnis von (Death) Metal und lyrischer Grenzüberschreitung in den vergangenen 30 Jahren verändert?

Außerdem geht es um Polonaisen bei Cannibal Corpse, warum “brutal” ein Kompliment ist, was gory Lyrics mit der Spaßgesellschaft der 90er Jahre zu tun haben und warum wir alle mehr Death Metal hören sollten – statt den „Struwwelpeter“ zu lesen.

Die in dieser Folge erwähnten Songs findet ihr wie immer auf der BLECH-Playlist.

Shownotes:

Was ist Abjektion?

Napalm Death live

Gutalax live

Cannibal Corpse live in den frühen 90ern

Das “Butcher Cover” der Beatles

Endseeker


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Die wichtigsten Songs, die wir im Podcast besprechen, in der BLECH-Playlist.

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2 Kommentare zu “BLECH Folge 19: Metal und Gewalt – mit Lenny von Endseeker

  1. Hier schreibt der Grund für Justus‘ schwere Kindheit. :D

    Zwei Dinge sind mir aufgefallen, zunächst die Katharsis-Hyptothese: Die ist zwar ein gern genommenes Argument, um Medien mit Inhalten, die die Gesellschaft ablehnt, dennoch gut zu finden, und ich hab sie selbst oft genug ins Feld geführt. Seit den 60ern scheint die jedoch so nicht mehr zu halten zu sein, siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Katharsis_(Psychologie)

    Des weiteren sprecht ihr eine gute Stunde lang von „brutaler Musik“ und befasst euch (wieder) stark überwiegend mit Texten – genau das Element, das nach objektiven Maßstäben eine immer geringere Rolle spielt, je brutaler die jeweilige Stilrichtung allgemein wahrgenommen wird. ;) Auf dem Index landet man zwar in der Tat wegen der Texte, aber z.B. Eisregen – ein Indizierungsfall – sind ja musikalisch eher selten „brutal“ unterwegs. Ihr erwähnt auch selbst außerdem die Ärzte, und man schaue sich nur mal Rap-Lyrics an: Dort wimmelt es vor brutalen Texten, ohne dass die Musik auch nur im entferntesten das Label verdient hätte. Texte prägen Musik in dieser Hinsicht also offenbar praktisch gar nicht. Im Gegenteil gibt es außerordentlich brutalen instrumentalen Death Metal.
    Man hätte an der Stelle z.B. gut über Varianten von Blastbeats, Drum Machines, tiefer gestimmte Gitarren, den Göteborg-Sound, verzerrte Bässe, Produktionstechniken, den Einsatz von Samples, Atonalität & chromatisches Tonmaterial, die Zerstückelung des musikalischen Metrums oder auch einfach Gesangs-*Techniken* sprechen können. Sogar Lenny, selbst Sänger, beginnt die Erzählung von seiner musikalischen Reise damit, wie brutal ein Schlagzeug geklungen hat.

    Das ist selbstverständlich euer Podcast, ihr sollt über das sprechen was euch interessiert und ich höre euch immer wieder gern. Euren Text-Fokus kann ich mir mit euren Bildungshintergründen auch erklären, aber letztlich beleuchtet ihr damit nur einen ausgesuchten Aspekt einer Musik, über die es so viel mehr zu sagen gäbe. ;)

    Zum Schluss noch was inhaltliches: Wie ging damals eigentlich die Diskussion um Rammstein und den Kannibalen von Rotenburg aus? Hatte man damals nicht so etwas wie einen Werther-Effekt befürchtet, dass mit der medialen Aufmerksamkeit für Fälle dieser Art eventuelle Nachahmer angespornt würden?

    Auch fand man in den frühen 2000ern mit unschöner Regelmäßigkeit bei fast jedem Schulamoklauf im Nachhinein irgendwelche Alben von Slipknot oder Marilyn Manson im Besitz der jeweiligen Todesschützen. Selbst die Musik hat man damals versucht in die Verantwortung zu nehmen, anstatt sich Gedanken darüber zu machen, warum das soziale Gefüge um die Amokläufer stets so auffallend ähnlich aussah/aussieht.

    1. Natürlich (unserer Ausrichtung entsprechend) sind wir hier wieder eher textlastig unterwegs. Die instrumentale Brutalität hätten wir vermutlich eher mit einer Instrumenten-Person besprechen müssen, wohingegen die womöglich weniger Textzugang mitgebracht hätte. Ich glaube, dazu gibt es auch schlichtweg besser aufgestellte Hosts, die selbst mit Instrumenten-Expertise mitbringen. Aber das ist eben nicht unsere hauptsächliche Spielwiese.
      Wie so oft können wir das Thema nicht in allen Facetten beleuchten. Den Bereich „Auswirkungen in die wirkliche Welt“ nehmen wir wohl schon in den Blick; wir waren uns allerdings einig, dass bei all den Debatten über School Shootings, Amokläufe & Co. weit mehr Fokus auf visuellen Medien lag. Ja, wenn bei einem Täter entsprechende Musik (mit entsprechenden Texten wohlgemerkt!) gefunden wurde, vervollständigte das sicher das Bild der öffentlichen Meinung. Und wäre es _nur_ diese Musik gewesen, die den Täter außerhalb des Mainstreams hätte rücken lassen, wäre der Fokus darauf sicher größer gewesen. Aber so ein Fall war uns allen nicht bekannt, das große Bild spricht eine andere Sprache.

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