Review Loreena McKennitt – Under A Winter’s Moon

Die kanadische Ausnahmekünstlerin LOREENA MCKENNITT veröffentlicht kurz vor Beginn der Adventszeit mit „Under A Winter’s Moon“ ein wirklich außergewöhnliches Weihnachtsalbum. Wie man es von MCKENNITT gewohnt ist, bewegt sie sich darauf fernab breitgetretener Pfade und entführt den Hörer in eine magische Winterwelt. Der Clou ist zum einen die Songauswahl, die aus klassischen englischen Carols besteht, darunter mit „Huron Carol“ sogar das älteste bekannte kanadische Weihnachtslied aus dem Jahre 1642. Zum anderen besticht „Under A Winter’s Moon“ aber auch durch seine besondere Atmosphäre: Live im Dezember letzten Jahres im Rahmen intimer Konzerte aufgenommen, wartet die Platte mit Spoken-Word-Gastauftritten von den kanadischen Schauspielern bzw. Sängern Tom Jackson und Cedric Smith sowie dem indigenen Ojibway-Künstler und Flötisten Jeffrey Red George auf.

Und genau mit einem solchen Part geht es auch los: Tom Jackson erzählt die „Sky Woman Story“, bevor LOREENA und ihre Mitmusiker mit dem sphärischen „Bululalow“ musikalisch einsteigen. Was soll man zur Performance dieser einzigartigen Sängerin noch groß sagen? Eigentlich ist alles bereits geschrieben worden. Ab der ersten Sekunde stellt sie auch auf „Under A Winter’s Moon“ ihr Talent unter Beweis und sorgt sofort für Gänsehaut. Großen Anteil daran hat auch die exzellente Produktion des Albums. Abgemischt im Dolby-Atmos-Sorround-Sound fühlt man sich wirklich so, als wäre man live bei einem der Konzerte dabei. Ein leichter Hall liegt auf Gesang und Instrumentierung, der aber perfekt den Klang in einer Kirche oder einem Gewölbe einfängt. Stichwort Instrumentierung: Nicht nur die Gesangsleistung schlägt den Hörer sofort in ihren Bann, LOREENA MCKENNITT hat für das Album oder besser gesagt die Konzerte auch erstklassige Musiker um sich geschart – besonders schön im beschwingten „Banquet Hall“ zu hören, das von Flöte und Geige dominiert wird. Ein weiteres Highlight der ersten CD ist Jeffrey Red Georges Vortrag des Textes „Winter Diamonds“, der mit auf einer traditionellen Native American Flute gespielten Melodien angereichert wird.

Der zweite Teil von „Under A Winter’s Moon“ gestaltet sich als Wechselspiel aus jeweils einem Song und einem Abschnitt aus „A Child’s Christmas In Wales“ des walisischen Autors Dylan Thomas. Der Schauspieler Cedric Smith trägt den Text sehr stimmungsvoll vor, wodurch diese zweite CD fast zu einer Art Hörbuch oder Hörspiel mit musikalischer Begleitung wird. LOREENA fokussiert sich in diesem Part auf eher bekanntere Songs wie etwa „God Rest Ye Merry, Gentlemen“, „Good King Wenceslas“ oder „In The Bleak Midwinter“, die von ihr aber eine eigene Bearbeitung und Interpretation erfahren haben. Dadurch kommt auch jetzt nicht das Gefühl auf, all das schon dutzende Male gehört zu haben.

Auch mit ihrem 16. Album enttäuscht LOREENA MCKENNITT nicht. „Under A Winter’s Moon“ ist besinnlich, wunderschön und kann in den besten Momenten fast schon als magisch bezeichnet werden. Der Aufbau als Mischung aus Spoken-Word-Passagen und Musik ist anfangs etwas ungewohnt, fügt sich aber schließlich zu einem stimmigen Gesamtbild. Damit ist „Under A Winter’s Moon“ kein Album zum Nebenbei-Hören während des Plätzchenbackens, aber das ist auch gar nicht der Anspruch der Künstlerin. Sehr schade, dass LOREENA mit dieser Show bisher nur in ihrer kanadischen Heimat auf Tour geht.

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Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Juan Esteban

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