Review Sataninchen – Yeah Evil

Black Metal ist, von einigen unfreiwillig komischen Bands abgesehen, ein recht humorfreies Genre. Das kann man bei einer Spielart, deren Gründungsgeschichte von Mord und Totschlag geprägt ist und die für viele Szenemitglieder bis heute mehr ist als eine Musikrichtung, so hinnehmen. Oder eben auch nicht. So wie SATANINCHEN, der nach „Panda Metal Party“ nun seine zweite Corpsepaint-Metal-Parodie „Yeah Evil“ veröffentlicht hat: teilweise mittels Crowdfunding finanziert, durchweg professionell aufgezogen – und wohl doch nur in Maßen ernstgemeint.

SATANINCHEN an dieser Stelle direkt als reines Fun-Projekt abzustempeln, wäre aber verfrüht. Denn wenngleich die Visualisierungen von niedlich-bösen Katzen-Prinzessinnen und Panda-Kriegern im A5-Digipak von „Yeah Evil“ ziemlich ulkig aussehen, besteht kein Zweifel daran, dass allein in das Layout eine Menge Zeit gesteckt wurde. Und auch im Sound des Albums, für den erneut Sascha Blach alias Alexander Paul Blake (u. a. Eden Weint Im Grab, Aethernaeum) verantwortlich zeichnet, steckt weit mehr Arbeit als in durchschnittlichem DIY-Fun-Metal-Content.

All das hält SATANINCHEN allerdings nicht davon ab, musikalisch weiterhin kompletten Blödsinn abzuliefern: Wie schon auf „Panda Metal Party“ (2017) widmet sich der anonym gebliebene Alleinunterhalter auch auf seinem zweiten Album vornehmlich Cover-Songs in Dark-/Black-Metal-Fassungen. Ob nun die Ulk-Nummer „Da Da Da“ von Trio, „Mama“ von Heintje oder Howard Carpendales Schnulzen-Klassiker „Ti Amo“: Vor SATANINCHEN ist niemand sicher. Dazwischen sind auch diesmal Eigenkompositionen eingestreut, für die man allerdings einen recht speziellen Humor mitbringen sollte: Hilfreich ist hier ein Faible für Katzen, präpubertäre Kalauer und Geschlechterklischees („Das Große Leiden“ ist eine Ode an den Männerschnupfen). Mit anderen Worten: Die Selbsteinschätzung aus dem Pressetext, SATANINCHEN sei „Trash in Musik, Text und Design mit viel Katze“ trifft den Nagel auf den Kopf.

Wie schon beim Layout muss man auch bei den technischen Aspekten der Musik hörbare Professionalität zugestehen – wohl nicht zuletzt, weil SATANINCHEN für die opulenten Arrangements neben Sascha Blach mit Ally Storch (Ally The Fiddle, Subway To Sally) noch weitere prominente Unterstützung bekommen hat. SATANINCHENS immer gleich klingende Grunzgesang-Parodie hingegen wird sehr schnell schwer erträglich. Da hilft es auch nicht, dass SATANINCHEN mit Jan Lubitzki (ehemals Depressive Age) und Nina Jiers (Neopera) weitere Gäste ins Boot geholt hat – auf sage und schreibe 19 (!) Songs mit einer Gesamtspielzeit von über 70 Minuten reißt es das wirklich nicht raus.

Der bloße Umfang ist dann auch das größte Problem an „Yeah Evil“: Wo einzelne Tracks durchaus für einen Lacher gut sind und insbesondere zu später Stunde wohl jede Metal-Party auflockern können, ist das Werk von SATANINCHEN bei allem Respekt vor der in dieses Projekt geflossenen Arbeit am Stück und in voller Länge kaum auszuhalten. Was einmal ganz unterhaltsam war, wirkt in der Wiederholung in Form eines zweiten Albums abgeschmackt und vorhersehbar: Wer das auch in seiner zweiten Auflage noch witzig findet, sollte zum Lachen besser in den (Party-)Keller gehen. Überall anders ist dieses Album wohl nur schwer vermittelbar.

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Wertung: 5 / 10

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7 Kommentare zu “Sataninchen – Yeah Evil

  1. Als einmalige Parodie auf Kernschrott-Zeug wie Kirchenbrand (die ja selber eher als Parodie wirken) mag das ganze noch taugen. Man lacht eventuell auch beim ersten Mal noch drüber. Aber mehr als ein Mal, denke ich, hört sich das keiner an, oder?
    JBO sind ja auch nur ein Mal lustig (wenn überhaupt und dann auch nur möglichst besoffen), ernsthaft denken „jetzt hör ich mir die neue JBO an und lache“, wird hoffentlich keiner.
    Deutscher Humor in einer sehr gewollten Ausführung. Aber musikalisch und produktionstechnisch mit hohem Anspruch versehen.

    1. Tja, das ist leider das Problem – als einmalige Aktion fand ich das erste Album tatsächlich (einmal) ganz witzig – als Running Gag (bzw Dauerprojekt) funktioniert es leider nur sehr begrenzt (gar nicht).

      1. In dem Sinne ist der Gag ja auch schon alt. Schlager auf Black Metal gab’s ja bereits von den Schweizern Black Jade. Und deren Cover von Atemlos ist ja auch nicht so inkompetent gemacht.

          1. Man hat eh zu wenig Zeit für all die gute Musik im Leben. Die sollte man nicht mit Schmarrn verplempern :D
            Deswegen versinke ich jetzt lieber in die neue Riverside und die letzte Elder-Platte.

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