FIRE FROM THE GODS haben gerade erst ihre US-Tour als Support für Five Finger Death Punch und Megadeth beendet und direkt im Anschluss stand der Release des dritten Albums „Soul Revolution“ an. Mit ihrer Mischung aus Metal, Core und Rap gelingt der Band aus Houston, Texas ein ganz großer Wurf. Mit Sänger AJ Channer sprechen wir darüber, wieviel seines Herzens und seiner Seele im Album stecken, was er von Gatekeepern hält und über die Botschaft der Musik.
Ihr habt gerade eure US-Tour beendet. Wie war es und wie kamen die neuen Song an?
Die Tour war ein großartiger Abschluss für das Jahr. Wir haben „Soul Revolution“ gespielt und das kam echt gut an. Die Leute haben den Vibe auf jeden Fall gespürt. In Europa im Sommer haben wir außerdem „SOS“ gespielt. Das war bei Rock am Ring und Rock im Park echt unglaublich.
Das neue Album heißt „Soul Revolution“. Wieviel von deiner Seele steckt in der Platte?
Dieses Album zu schreiben war eine große Aufgabe. Wir haben mit den ersten Demos im Februar 2021 angefangen. Wir hatten keine Ahnung, wie wir die Aufnahmen fertigbekommen sollten, da die gesamte Welt in diesem seltsamen Zustand war. Aber wir haben gekämpft und haben es geschafft. Also, die Antwort auf deine Frage ist, dass wir alles reingesteckt haben, was wir hatten. Es stecken einhundert Prozent Herzblut in dem Album.
Das Album ist deutlich als Nachfolger von „American Sun“ erkennbar, ihr scheint aber nun noch mehr zu euch und eurem Sound gefunden zu haben. Würdest du dem zustimmen?
Tolle Frage. Ich glaube, dass wir mit jeder Veröffentlichung dem näher gekommen sind, was wir sind. Mit jeder Veröffentlichung haben wir etwas Neues entdeckt. Ich freue mich jetzt schon darauf, was wir auf unserem weiteren Weg noch produzieren werden.
Selten habe ich einen Mix aus Metal, Hardcore und Rap gehört, der sich so geschmeidig und natürlich zusammenfügt. Achtet ihr ganz einfach nicht auf Genregrenzen oder macht ihr einfach, was euch gefällt? Achtet ihr beim Songwriting auf eine ausbalancierte Mischung der Elemente?
Wir machen einfach. Wir wollten versuchen, ein größeres Publikum zu erreichen, aber nie mit dem Vorsatz, den Fokus auf eine bestimmte Mischung an Genres zu legen.
Wie liefen die Aufnahmen ab? Hab ihr in euren Home Studios aufgenommen oder seid ihr den traditionellen Weg mit einem Aufnahmestudio gegangen?
Eine Menge Arbeit wurde in Houston, Texas erledigt, wo wir viele Demos aufnehmen. Dann sind wir nach LA, um mit Erik Ron zu arbeiten, wie schon bei „American Sun“.
„Fuck the haters“
Die Metalszene steht für Toleranz und Offenheit und predigt diese Werte auch immer. Es gibt aber immer Menschen, die genrefremde Schlüsselelemente im Metal nicht akzeptieren. Wie ist eure Erfahrung mit FIRE FROM THE GODS mit (In-)Toleranz und Vorurteilen in der Metalszene?
Erstmal stimme ich dem ersten Teil der Frage von ganzem Herzen zu. Ich liebe die große, verrückte internationale Familie, die die Metalfans über die ganze Welt sind. Ich habe mich immer auf die Idee der „Gatekeeper“ und die Grundeinstellung „keep metal pure“ fokussiert, aber das ist Bullshit. Verzeih mir meine Direktheit, aber „fuck the haters“. Ich konzentriere mich auf den Versuch, Menschen zusammenzubringen. Das ist die Botschaft hinter unserer Musik.
Deine Vocals klingen immer sehr emotional und leidenschaftlich. Wieviel steckt da von dir und deinen persönlichen Erlebnissen drin?
Jeder Text und jede Melodien kommen von Herzen und aus meinen Erfahrungen. Ganz direkt von einem ehrlichen Ort.
Ist das Schreiben der Texte für dich auch eine Art Selbsttherapie? Du scheinst in den Songs viele deiner Gedanken zu verarbeiten. Zeilen wie “I must confess I break from the stress; I tell my story, get it off my chest” bei “Thousand Lifetimes” deuten darauf hin, dass es dir hilft, dir manche Dinge von der Seele zu schreiben.
Ich versuche nun schon seit einer Weile, den Durchbruch in der Metalszene zu schaffen. Ich glaube, die Fehler und Rückschlage in meiner Vergangenheit kamen daher, dass ich versuchte etwas zu sein, das ich nicht bin. Als ich angefangen habe, alles ehrlich anzugehen und meine echten Erfahrungen niederzuschreiben, haben sich viele Dinge angefangen zu ändern, so wie mein geistiger Zustand. Also, um eine Antwort zu geben: Ja, die Texte und die Gesangskabine sind für mich zu einer Art Therapie geworden.
„Die Texte und die Gesangskabine sind für mich zu einer Art Therapie geworden“
Wie fühlt es sich an, wenn die Menschen auf Konzerten deine Texte mitsingen? Was bedeutet es dir, wenn sich die Hörer mit den Lyrics identifizieren und für sich selbst etwas daraus ziehen können?
Das ist auf jeden Fall eines der besten Gefühle auf der Welt. Es macht mich glücklich und es erfüllt mich, zu wissen, dass die Menschen die Botschaft hören und verstehen.
In den Kommentaren unter euren YouTube-Videos habe ich oft gelesen, dass die Songs und Texte Menschen in schweren Zeiten geholfen und sie am Leben gehalten haben. Was bedeutet es dir, mit eurer Musik so vielen Menschen auf eine Art helfen zu können und derart aufbauende Gefühle auszusenden?
Es ist ein wahrer Segen. Menschen brauchen etwas, das ihnen durch harte Zeiten hilft. Ich bin glücklich, den Soundtrack dazu zur Verfügung stellen zu können.
Ihr behandelt auch viele aktuelle Probleme, wie Verlust in „Thousand Lifetimes“ oder Selbstfindung in schweren Zeiten bei „SOS“. Wie wichtig ist es für dich, solch tiefgehende Themen zu behandeln und diese Botschaft mit der Musik zu verbreiten?
Das ist mir sehr wichtig. Ich möchte ausschließlich ehrlich sein bei dem, was ich mit der Musik erzähle, weil ich weiß, dass Menschen eine Verbindung zu etwas herstellen können, dass sie nachvollziehen können.
„SOS“ war der erste Song, den ihr im Vorfeld veröffentlicht habt. Warum passte gerade der Song so gut und inwiefern repräsentiert er „Soul Revolution“?
Es ist kein Geheimnis, dass die Welt, gelinde gesagt, eine harte Zeit hinter sich hat, besonders die USA. Ich habe gespürt, dass es etwas war, das gesagt werden musste. Ich war selbst auch in einer Art Lebenskrise. Ich wollte dieses Thema behandeln, und zwar auf dieselbe Art und Weise wie bei „Right Now“, um ein Gefühl der Dringlichkeit zu vermitteln. „SOS“ ist ein weiterer Aufruf zum Handeln.
„The Message“ wirkt trotz des entspannten Reggae-Rhythmus sehr deprimierend, sowohl musikalisch wie auch thematisch mit den Themen Krieg und Gewalt. Welche Botschaft wollt ihr hier vermitteln und was ist das am Ende des Songs für eine Rede?
„The Message“ dreht sich um die Botschaft hinter unserer Musik. Im Refrain sagen wir „You think you are teaching me violence”, aber Jah führt uns mit Liebe. Die Welt ist von Gewalt verseucht, und das Lied ist ein triumphaler Aufschrei, dass weder ich noch diejenigen, die an die Botschaft glauben, auf diese Weise weiterleben wollen.
Die Rede ist aus Marcus Garveys berühmter “Know thyself”-Rede entnommen. Er hat auch einen von Bob Marleys berühmtesten Song inspiriert, den “Redemption Song”.
Jetzt, da “Soul Revolution” endlich draußen ist … Wie sieht es au smit einer großen Europatour mit einigen Deutschland-Shows?
Das ist definitive der Plan. Immer, wenn wir in Deutschland getourt sind, war es absolut großartig. Das müssen wir unbedingt wiederholen.
Kommen wir zum Abschluss zu unserem traditionellen Brainstorming. Was fällt dir zu folgenden Begriffen zuerst ein…
Aktuelles Lieblingsalbum: Deftones – White Pony.
Religion: Verurteilung und Zwänge.
Familie: Liebe.
Bestes Buch-/Film-/Serien-Universum: “Wizarding World”, “Star Wars”, “Marvel”-Comics.
Etwas, das einen schlechten Tag besser macht: Ganz im Ernst: Meine Familie.
Ein Essen, das dich immer glücklich macht: Mutton Curry mit weißem Reis.
Der beste Weg zu entspannen: Ein Joint und ein toller Film.
FIRE FROM THE GODS in zehn Jahren: Ich bete dafür, dass ich immer noch da draußen bin und große Touren, Festivals und Hallen abreiße und headline.
Danke nochmal für deine Zeit, AJ, und viel Erfolg mit “Soul Revolution”. Ich hoffe, ihr bekommt die Anerkennung, die ihr für das Album verdient! Die letzten Worte gehören dir.
Danke, dass ihr mir diese Möglichkeit bietet, über “Soul Revolution” zu sprechen. Respekt an alle, die uns eine Chance geben. Keep your head up. In us we trust. Unite or Die. All Power to all people. Peace.
Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.
„Die Welt hat eine harte Zeit hinter sich, besonders die USA.“
„Ich Versuche schon eine Weile den Durchbruch in der Metal-Szene zu schaffen…“
„Ein Joint und ein toller Film.“
Drei Aussagen, die mir zeigen, dass ich da nicht reinhören brauche. :D
Hm ja, nun … Ist trotzdem ein sehr gutes Album :D