Interview mit Wednesday 13

Mit seinem neuesten Album „Horrifier“ kehrt WEDNESDAY 13 bis an seine Wurzeln Anfang der 2000er-Jahre zurück. Im Interview erklärt er, was ihn zurück zum Gruselrock gebracht hat, was den Labelwechsel zu Napalm Records begünstigt hat und wie es dazu kommen konnte, dass die Rechte am Namen der MURDERDOLLS gestohlen wurden.

Du bist aktuell in den USA auf Tour – wie läuft das gerade? In Europa müssen derzeit sehr viele Touren abgesagt werden, weil zu wenig Leute Tickets kaufen und die Produktionskosten so in die Höhe geschossen sind … gibt es diese Probleme in den USA auch?
Ja, etwas. Wir haben früher im Jahr hier schon eine Tour gespielt, da schien das noch kein Problem zu sein, aber jetzt, auf dem zweiten Leg der Tour, merken wir das schon auch. Ich kann definitiv sagen, dass es diesmal insgesamt etwas schlechter läuft.

Hast du eine Erklärung dafür? Fehlt den Leuten das Geld, oder haben sie sich in der Pandemie einfach abgewöhnt, zu Konzerten zu gehen?
Ein bisschen von allem vermutlich. Wir waren gerade in Kanada, dort wurde gerade erst die Masken- und Impfpflicht abgeschafft. Dort hatten die Leute definitiv noch Angst, auf Konzerte zu gehen – vor allem, weil es in Richtung der Ferienzeit ging. Die Leute haben Angst, sie haben kein Geld mehr … ich glaube nicht, dass die Menschen keine Musik mehr mögen, aber sie haben gerade andere Probleme, mit denen sie klarkommen müssen, als auf Konzerte zu gehen.

„Die letzten Jahre waren für alle eine echt sonderbare Zeit“

Aber nicht nur die Ticketnachfrage stagniert, auch die Produktionskosten sind insgesamt zwei- bis dreifach so hoch wie vor der Pandemie. Kann das der Todesstoß für die Live-Branche sein? Oder wie soll man diesem Teufelskreis aus gestiegenen Kosten bei geringeren Einkünften entkommen?
Ich weiß es nicht. Ich hoffe, dass das einfach ein zeitlich sehr begrenztes Problem ist, aber ich habe keine Ahnung. Die Pandemie und damit die ganzen letzten Jahre waren für alle eine echt sonderbare Zeit … ich wünschte, ich hätte auf diese Frage eine bessere Antwort, ich wünschte, ich könnte diese Probleme lösen und die Situation wieder zum Besseren wenden. Aber ich befürchte, wir müssen einfach abwarten, was passiert.

Dich hat die ganze Misere ja auch sehr direkt betroffen, und zwar was die eigentlich für Herbst geplanten Shows als Vorband von Ministry in Europa anbelangt. Dass diese ganze Tour gecancelt wurde, hat die Welt von dir erfahren. Was ist da schief gelaufen, wie kam es dazu, dass die Vorband eine Tourabsage verkünden muss … und wie hast du überhaupt davon erfahren?
Ehrlichgesagt habe ich keine Ahnung, warum Ministry die Tour abgesagt haben – und ebenso wenig, warum sie so lange damit gewartet haben, die Fans zu informieren. Wir wurden an dem Tag darüber in Kenntnis gesetzt, als ich dann auch das Statement veröffentlicht habe. Ich musste diesen Post absetzen, einfach schon deshalb, weil wir Meet&Greets für die Shows verkaufen. Ich bin aber auch nicht sauer auf Ministry. Ich war dankbar, dass sie uns gefragt haben, ob wir Teil dieser Tour sein wollen. Ich hätte mir gewünscht, dass es klappt, und wenn die Tour neu angesetzt wird, und sie wollen uns wieder dabei haben, wäre ich super gerne wieder dabei. Aber ich weiß nicht einmal, warum sie die Tour abgesagt haben. Es ist jedenfalls beschissen, ich hätte diese Tour wirklich gerne gespielt. Aber leider passiert das nicht.

„Wir können nicht auf Tour gehen,
wenn es für uns finanziell nicht abgesichert ist“

In dem Statement hast du aber auch direkt als Ersatz eine Europa-Headliner-Tour ins Spiel gebracht – gibt es da schon konkrete Pläne?
Wir diskutieren gerade über eine Tour Ende Februar, Anfang März 2023. Mehr Details habe ich dazu aber noch nicht, das muss alles erst gebucht und organisiert werden. Hoffentlich klappt es – aber auch das hängt natürlich von der Gesamtsituation ab, ob es für uns finanziell machbar ist. Wir wollen so viel spielen, wie wir können – aber wir können nicht auf Tour gehen, wenn es für uns finanziell nicht abgesichert ist.

wednesday-13-horrifierDurch die Absage habt ihr jetzt erstmal keine Europatour zu eurem neuen Album „Horrifier“, das vor wenigen Tagen erschienen ist. Ist das für euch ein Problem im Hinblick auf die Verkäufe?
Nun, die Tour hätte sicher ein wenig geholfen, aber ich glaube nicht, dass sich daran alles entscheidet. Ich meine, wir sind jetzt für die nächsten drei Wochen in den USA auf Tour, das Album kam letzten Freitag – wir waren also genau in dieser Phase auf Tour. Aber jetzt kommen auch die Weihnachtsferien, ich glaube nicht, dass irgendwer erwartet, dass eine Band da auf Tour geht. Also müssen wir eh warten bis zum nächsten Jahr, wenn hoffentlich die Situation insgesamt wieder besser ist. Wir haben gerade eine Australien-Tour für Januar angesetzt … insofern ist es nur eine kurze Pause zwischen Album-Release und den Touren. Ich denke nicht, dass uns das sonderlich beeinflussen wird. Wir sind so oder so keine der Bands, die in die Top-20-Billboard-Charts kommen … insofern passt das schon.

„Ich habe 18 Jahre lang nichts anderes gemacht,
und auf einmal kam die Pandemie“

Eine letzte Frage noch zum Thema Touren – wie fühlt es sich für dich nach der Pandemiepause an, wieder auf der Bühne zu stehen? Hat sich für dich, aber vielleicht auch deiner Wahrnehmung nach am Publikum etwas geändert?
Ich habe nicht das Gefühl, dass sich irgendwas grundlegend geändert hat. Es war vielleicht ein wenig schwierig, wieder in die Tour-Routine reinzukommen. Wir waren zwei Jahre komplett raus … danach wieder auf Tour zu gehen ist nicht ganz einfach. Ich habe 18 Jahre lang nichts anderes gemacht, und auf einmal kam die Pandemie und hat alles gestoppt. Da braucht man natürlich ein wenig, bis man die Maschine wieder zum Laufen bringt. Aber ich habe mich nicht anders gefühlt, als es dann wieder losging – und auch das Publikum hat sich nicht anders angefühlt. Tatsächlich hatten wir, als wir Anfang des Jahres endlich wieder Shows spielen konnten, sogar ein besseres Publikum als vorher – die Reaktionen waren viel besser. Die zweijährige Abwesenheit hat wohl bewirkt, dass die Leute uns wirklich vermisst haben – und wir haben die Leute vermisst. Das beruhte ganz auf Gegenseitigkeit.

Du hast diese zweijährige Pause vom ewigen Touren gerade schon angesprochen – was hast du mit dieser ganzen Zeit gemacht, die da notgedrungen frei wurde? In diesem Kontext finde ich besonders interessant, dass das neue Album nicht etwa früher fertig geworden wäre, als es euer üblicher Rhythmus von zwei Jahren hätte erwarten lassen, sondern sogar länger gebraucht hat …
Es waren lange zwei Jahre. Das erste Jahr war für mich fast so etwas wie ein willkommener Urlaub … ich war immer so beschäftigt. Ich wusste natürlich nicht, dass es so lang so gehen würde, dass alles verschoben würde und so weiter. Glücklicherweise konnte ich diese zweijährige Auszeit damit zubringen, sinnvolle Dinge zu tun. Ich habe einen Fanclub gegründet, habe die Patreon-Sache zum Laufen gebracht … da habe ich gerade im erstem Jahr quasi pausenlos dran gearbeitet. Und dann haben wir letztes Jahr angefangen, an dem Album zu arbeiten, was mich beschäftigt gehalten hat bis … letzten Freitag! (lacht) Ich war also gut beschäftigt und musste nicht herumsitzen und nichts tun, wie es vielen anderen Leuten ergangen ist. Ich hatte die Musik, ich habe ein Label, ich hatte immer Arbeit – insofern war es für mich insgesamt nicht so schlimm wie es vielleicht für andere war.

„Wir sind mit einem brandneuen Album in die Pandemie geschlittert“

Das Cover des Wednesday 13-Albums "Necrophaze"Wie kam es dann dazu, dass das Album drei Jahre gebraucht hat? Mit der Ausnahme von „Calling All Corpses“ kam nie ein WEDNESDAY-13-Album später als zwei Jahre nach dem vorangegangenen …
Ich wollte einfach 2020 oder 2021 kein Album herausbringen. Ich hatte das Gefühl, dass die Alben, die in dieser Zeit erschienen sind, auf taube Ohren gestoßen sind. Wir hatten ja Ende 2019 noch „Necrophaze“ herausgebracht, wir sind also mit einem brandneuen Album in die Pandemie geschlittert. Und nachdem ich gemerkt habe, dass sich dann niemand für das Album interessiert hat, musste ich nicht unbedingt noch ein Album rausbringen, das dann komplett untergeht. Ich wollte sichergehen, dass die Welt wieder offen ist, dass wir und die Fans wieder wach sind … also haben wir bis Halloween gewartet, um das Album zu veröffentlichen. Das ist für uns ja auch der perfekte Zeitpunkt. Ich hätte gerne etwas veröffentlicht, aber es schien einfach nicht die richtige Zeit dafür zu sein. Darum hat es so lange gedauert.

Das geringe Interesse an „Necrophaze“, dazu der Ausfall aller Konzerte – für einen Berufsmusiker wie dich ist das ja auch finanziell eine extreme Herausforderung. Du hast gerade Patreon schon angesprochen – hat dir das dahingehend weitergeholfen, kann man davon leben?
Ich kann das, ja. Glücklicherweise. Es hängt halt immer davon ab, wie viel Arbeit du in so etwas steckst. Ich hatte beispielsweise nie einen Fanclub, obwohl ich diese Idee schon lange in mir getragen habe. Also habe ich das einfach mal umgesetzt und immer größer und besser gemacht – ich habe das niemand anderes machen sehen. Mir ging es ehrlichgesagt finanziell in den ersten beiden Jahren mit meiner Patreon-Page besser als in der Zeit davor, als ich auf Tour war. Das war für mich also kein Problem, aber ich habe auch eine Menge Zeit und Mühe in das Projekt gesteckt. Ich habe acht bis zehn Stunden am Tag für die Seite gearbeitet. Ich habe alles Mögliche gemacht … ein Fanclub-Comic-Buch beispielsweise, ich habe mit meinen Fans geschrieben – sie haben meine Telefonnummer – also ich habe da wirklich alles gegeben. Aber ich finde, so sollte ein Fanclub sein. Es war viel Arbeit, aber finanziell lief das großartig. Das ist nichts, was ich für immer machen will, aber es hat definitiv geholfen. Meine Fans waren da und wussten, dass wir nicht auf Tour gehen können. Ich denke, ein Großteil von ihnen wollte mich einfach unterstützen – und genau das haben sie damit getan. Dank meiner Fans konnte ich mich finanziell über Wasser halten.

Wednesday 13
WEDNESDAY 13 2022; © Jeremy Saffer

„Hey, ihr wollt meine Telefonnummer und mit mir schreiben? OK!“

Mich fasziniert immer, dass dieses Konzept aufgeht – einfach, weil es so viele Bands gibt. Spürst du da eine Art Konkurrenzkampf um die Gunst und schlussendlich auch das Geld der Fans? Es kann ja gar nicht jeder jede Band unterstützen, von der er Fan ist …
Ja. Genau deswegen habe ich meinen Fanclub besser gemacht als alle anderen Fanclubs: Ich gebe meinen Fans jede Möglichkeit. Ich habe noch von keinem anderen Musiker gehört, dass er sagt: „Hey, ihr wollt meine Telefonnummer und mit mir schreiben? OK!“ Das hat so noch niemand vor mir angeboten. Wie gesagt: Ich habe einen Haufen cooler Sachen für meine Fans umgesetzt und wollte, dass mein Fanclub besser ist als der von allen anderen Bands, und habe dafür härter gearbeitet als jeder andere. Das ist genau, wie ich alle Projekte angehe – wenn ich ein neues Album herausbringe, will ich, dass es größer und besser wird als mein voriges. Ich habe die Entschlossenheit, sowas dann umzusetzen, es richtig zu machen … und es hat eben auch funktioniert. Es war natürlich eine Form von Konkurrenzkampf. Ich weiß, dass auch andere Leute solche Seiten betreiben. Aber ich habe versucht, sicherzustellen, dass meine Seite besser ist als alle anderen – und habe das auch geschafft.

Du hast den Fans sogar deine Telefonnummer gegeben – wo ziehst du dann die Grenze in Sachen Fannähe und Privatsphäre?
Ich habe natürlich nicht meine private Nummer gegeben, ich habe ein eigenes Telefon mit eigener Nummer für den Fanclub. Außerdem habe ich allen gesagt: Nutzt diese Gelegenheit mit Respekt – wenn ihr das nicht tut, seid ihr draußen. Aber zum Glück gab es überhaupt keine Probleme. Dieses Angebot war ja auch nur für etwa 50 Leute pro Monat verfügbar. Ich habe den Rahmen also klein gehalten, und habe eine wirklich coole Fanbase, die die Regeln respektieren. Darum hat es funktioniert. Es hätte ein Problem geben können, ja, aber es gab keines.

Lass uns auch mal über das Album selbst sprechen – der Titel ist „Horrifier“, ein Kunstwort, das es so nicht gibt. Was war die Idee hinter diesem Begriff?
Es war einfach ein Wort, das sich cool angehört hat, das „anders“ war. Es ist eben kein gängiger Begriff, den man im Lexikon findet. Auch das letzte Album hatte ja mit „Necrophaze“ einen Titel, der so nicht existiert, aber einfach cool klang. Das hatte ich in der Vergangenheit ja immer wieder, denk an „Fang Bang“ oder „Calling All Corpses“. Die Leute wissen bei diesen Titeln nicht gleich, was sie zu erwarten haben. Ein Titel wie „Horrifier“ lässt dich fragen: Was bedeutet das, was ist das für ein Wort, was steckt in diesem Cover, was ist das für ein Album? Es provoziert, dass du es unter die Lupe nimmst – statt direkt mit dem Titel alles zu verraten.

„Es ist wie ein Greatest-Hits-Album – nur eben mit neuen Songs.“

Der Song „Exhume And Devour“ erinnert mich stark an „I Walked With A Zombie“ von deinem Solo-Debüt „Transylvania 90210: Songs Of Death, Dying, And The Dead“. Zufall oder Absicht?
Das war zu 100% Absicht. Ich habe den Song ja auch gezielt auf Position zwei der Tracklist gesetzt, wie damals den angesprochenen Song. Ich war mir sicher: Wenn jemand das erste Album kennt, wird er das hören und verstehen. Das war ein kleines Easteregg – wenn du es findest, findest du es, wenn nicht, eben nicht.

Ganz generell klingt das Album überraschend stark nach dieser Anfangsphase von WEDNESDAY 13. Woher kam dieser Richtungswechsel, weg vom Metal der letzten Alben zurück zum Horror-Punkrock?
Als ich Songs wie „You’re So Hideous“ oder „Good Day To Be A Bad Guy“ geschrieben habe, haben sie einfach nach dem alten Material geklungen. Das ist also nichts, was ich erzwungen hätte – es kam einfach ganz natürlich so.  Nachdem dies jetzt mein neuntes Album ist, dachte ich, dass es vielleicht cool sein könnte, zurückzublicken und die ersten Alben zu rekapitulieren. Dieses Album ist ein Abbild all dieser vorangegangenen Alben. Es ist wie ein Greatest-Hits-Album – nur eben mit neuen Songs.

Interessanterweise war ja das erste Album, mit dem ihr mehr in Richtung Metal gegangen wart, „Condolences“ – euer erstes Album bei Nuclear Blast Records. Gab es da einen Zusammenhang, haben sie euch unter Vertrag genommen, weil ihr für die Metal-Hörerschaft, auf die das Label abzielt, interessanter geworden seid?
Wir hatten das Album aufgenommen, noch bevor wir den Deal unterschrieben haben. Ich hatte es fertig gemacht, und bin dann auf Nuclear Blast zugegangen. Einfach, weil so ziemlich jeder, der dort damals gearbeitet hat, vorher bei Roadrunner Records gearbeitet hatte, als ich bei denen unter Vertrag stand. Insofern hatte ich einfach eine gute Connection zu den Leuten dort. Sie haben das Album gehört, fanden es gut und wollten mich haben. Also haben wir den Deal unterschrieben. Viele Leute denken, dass Nuclear Blast uns dazu gebracht hätten, härtere Musik zu machen. Aber es war genau andersherum. Wir sind mit dem Album zu ihnen gegangen und haben gesagt: „Das könnt ihr haben.“ – und sie haben gesagt: „OK, nehmen wir!“

„Sie wussten, was sie mit mir bekommen würden“

Aber denkst du, sie haben es genommen, weil es mehr in die Metal-Richtung ging?
Ich denke, sie hätten es in jedem Fall genommen. Wie gesagt, ich hatte gute Beziehungen zu den Leuten dort. Der Kerl, der uns unter Vertrag genommen hat, Martin, hatte schon die Murderdolls und mich mit meinem ersten Solo-Album unter Vertrag genommen. Ich denke, sie wussten, was sie mit mir bekommen würden. Sie waren vielleicht überrascht, dass das Album so heavy ausgefallen war, und das war sicher keine schlechte Sache, aber ich glaube, sie hätten es so oder so genommen. Aber es hat sicher nicht geschadet, dass es ein härteres Album geworden ist und gut in den Nuclear-Blast-Roster gepasst hat.

Auf dem letzten Album hattest du dann eine Menge Gastmusiker, viele davon auch aus dem Roster von Nuclear Blast. War das deine Idee, oder hat dir Nuclear Blast da unter die Arme gegriffen, um WEDNESDAY 13 zu pushen?
Nein, das war meine Idee. Ich hatte bisher nie Gäste auf meinen Alben, und als ich damit dann angefangen habe, hat sich das verselbstständigt. Es war bei vielen Leuten auch ein glücklicher Zufall, beispielsweise bei Alexi von Children Of Bodom. Er war ein guter Freund von mir, insofern hatte das nichts mit dem Label zu tun. Die hatten generell keinen Einfluss auf die kreative Seite, oder haben sich auch nicht eingemischt, wie wir es machen sollen oder was wir machen sollen. Es war eher so, dass ich gesagt habe: Ich habe Alice Cooper im Boot für das Intro – und sie waren völlig baff. Alle Gäste sind Leute, mit denen wir befreundet sind, es hat einfach Spaß gemacht. Aber ich glaube, ich hatte auf dem Album definitiv genug Gäste… Ich glaube nicht, dass ich jemals wieder Special-Guests haben muss. (lacht)

Du hast es also für das neue Album absichtlich gar nicht erst nach Gästen gesucht?
Nein. Es war schwer genug, meine Band in der Pandemie für Aufnahmen zu gewinnen … einfach Leute dazu zu motivieren, etwas zu tun. Ich wollte aber auch, dass es auf diesem Album mehr um uns geht als darum, wen wir auf dem Album alles versammelt haben.

Ich denke, ich bin dort durchs Raster gefallen“

Bei Nuclear Blast hat sich dann viel geändert, nachdem Believe das Label 2018 gekauft haben – danach hattest du dort noch „Necrophaze“ veröffentlicht und eine digitale EP, ehe du dich von dem Label getrennt hast und zu Napalm Records gewechselt bist. Was hat dich zu diesem Schritt bewogen?
Unser Vertrag war erfüllt, wir hatten drei Releases bei ihnen veröffentlicht. Ich hatte das Gefühl, mit Nuclear Blast alles erreicht haben, was wir mit ihnen erreichen konnten. Also war es Zeit, weiterzuziehen. Napalm Records hatte schon vor ein paar Jahren den Back-Katalog von WEDNESDAY 13 übernommen, darum war es eine logische Entscheidung, zu ihnen zu wechseln. Bisher bin ich absolut zufrieden damit, was sie für uns getan haben – aber ich will auch nichts Schlechtes über Nuclear Blast sagen oder über die anderen Labels, bei denen ich vorher war. Es hat für eine Zeit lang funktioniert … aber wenn das nicht mehr der Fall ist, musst du eben gehen.

Aber dein dritter und letzter Release dort war nur noch eine rein digitale EP – warst du damit zufrieden, dass sie „Necrophaze – Antidote“ nicht auf CD oder als Viny-EP herausgebracht haben?
Nein. Ich bin damit nicht glücklich, dass das ein rein digitaler Release geworden ist. Das könnte ich auch selbst, weißt du? Das war einer der Gründe warum ich gesagt habe: OK, Jungs, wir sind hier am Ende unserer Zusammenarbeit angekommen. Ich denke, ich bin dort durchs Raster gefallen. Von der letzten EP wollten sie keine physische Version mehr herausbringen, und damit war die Sache für mich erledigt.

Also war es ihre Entscheidung, nicht deine, dass die EP nur digital erscheint?
Ich wollte eigentlich eine Deluxe-Version von „Necrophaze“, mit all unseren Videos und eben als Extended-Edition mit all diesen Songs und allem drum und dran. Aber das wollten sie nicht machen. Ihre Idee war, stattdessen eine digitale Veröffentlichung daraus zu machen, und so ist es dann eben gekommen.

„Solange ich lebe, werde ich physische Produkte veröffentlichen“

Ich denke, das beschreibt sehr gut den aktuellen Kulturkampf, zwischen den Anhängern physischer Produkte und den Vertretern der digitalen Revolution. Ich denke, es ist durch die letzten Antworten schon klar geworden, aber nochmal explizit gefragt: Auf welcher Seite siehst du dich da? Haben physische Medien im Metal eine Zukunft, oder wird das aussterben?
Es wirkt, als würde das alles aussterben – aber solange ich lebe, werde ich physische Produkte veröffentlichen und Alben so machen, wie ich finde, dass Alben gemacht gehören: als physisches Produkt, mit einem coolen Cover. Darum schaut unser neues Album ja auch aus, wie es aussieht. Die physische Edition ist unglaublich gut geworden. Das Vinyl, das Artwork, alles ist absolut spitze. Es ist schade, dass manche Leute Musik einfach nur noch herunterladen wollen und sich ein Album nicht mehr anschauen wollen. Das ist nicht die Welt, aus der ich komme, und ich hoffe, das ist auch nicht die Zukunft. Aber es schaut so aus … Dieses ganze Download-Ding ist eine digitale Welt, die einfach nicht zu mir passt.

Interessanterweise scheint mir die Metal-Szene aber deutlich mehr am physischen Produkt zu hängen als jede andere Musikszene. Woran könnte das liegen?
Weil die meisten Metal-Bands und Metal-Fans so drauf sind wie ich ja auch: Sie sind interessiert, ihnen liegt etwas an der ganzen Sache. In der Pop-Welt und bei diesen ganzen austauschbaren Menschen, die du im Radio hörst, die eine Minute da sind und in der nächsten schon wieder weg, ist das eben nicht so. Da interessiert sich keiner für sowas. Denen ist sowas egal. Für die ist ein physisches Produkt nichts wert. Aber Metalheads und Leute, die so aufgewachsen sind wie ich, wollen sowas einfach haben. Das ist ja eine coole Sache an der Rock- und Metal-Community. Da ist Sammeln ein ganz zentraler Bestandteil. Niemand schert sich um eine Deluxe-Version eines Albums von Britney Spears – aber eine Deluxe-Version von Metallica ist eine große Sache.

„Er beklaut Joey, er beklaut mich und er beklaut die Fans“

Lass uns zum Abschluss noch über ein anderes Thema sprechen. Unlängst ist bekannt geworden, dass Acey Slade, der ehemalige Live-Gitarrist der MURDERDOLLS, die du zusammen mit Joey Jordison gegründet hattest, sich die Rechte an dem Bandnamen gesichert hat und nun kommerziell nutzt, etwa für Merchandise. Du hast dich davon klar distanziert … aber wie kam es dazu, dass die Rechte überhaupt verloren gegangen sind und wie geht das jetzt weiter?
Zunächst einmal: Die Namensrechte sind nicht verloren gegangen. Nachdem Joey Slipknot im Jahr 2013 verlassen hat, wurde bekannt, dass er gesundheitliche Probleme hatte. Er konnte eine Zeitlang nicht Schlagzeug spielen, er ging mit Krücken … er war krank. Und dieses ehemalige „Mitglied“, das ich einen Dieb nennen würde, hat damals beschlossen, sich da ranzumachen und den Namen zu stehlen. Es war Joeys Band! Es war nicht mein Trademark, es war Joeys Trademark!
Niemand wollte diesen Namen jemals übernehmen, egal, ob das Trademark abgelaufen ist oder nicht. Nur ein Dieb würde hergehen und es sich aneignen. Und dieser Typ hat sich hinter Joeys Rücken die MURDERDOLLS-Namensrechte unter den Nagel gerissen. Anderthalb Jahre, bevor Joey gestorben ist. Und als Joey tot war, ist er damit an die Öffentlichkeit gegangen und hat gesagt: Hey, ich habe mir den Namen gesichert und werde das Vermächtnis von Joey fortführen, das ist alles für Joey, Joey hier und Joey da.

Das ist alles eine riesige Lüge. Es geht einzig und allein ums Geld, er beklaut Joey, er beklaut mich und er beklaut die Fans. Das ist, warum ich mein Statement abgegeben habe, um klarzustellen, dass ich daran nicht beteiligt bin. Und jetzt ist es eben ein Rechtsstreit, ein riesiges verdammtes Chaos. Wenn irgendjemand in der Welt den Namen nicht hätte besitzen dürfen, dann ist es dieser Typ, Acey. Und solange ich lebe, werde ich dafür kämpfen, dass ich den Namen zurückbekomme und dass alles korrekt abläuft. Es war einfach Pech, dass so ein Typ daherkommt und so etwas tut. Das ist für mich ein Schlag ins Gesicht, und ein Schlag ins Gesicht von Joey. Er ist ein Dieb.

Die Geschichte ist wirklich unglaublich, ich habe beide Statements gelesen, und ich verstehe überhaupt nicht, wie irgendjemand auf seine Erzählweise hereinfallen kann … ich wünsche dir, dass sich das ganze einigermaßen schnell und ohne große Kosten auflösen lässt.

Das war dann auch die letzte Frage des Interviews, zum Abschluss würde ich gerne ein kurzes Brainstorming mit dir machen. Was fällt dir zu folgenden Begriffen als erstes ein?
Dein Lieblingsfilm:
Texas Chainsaw Massacre 1
Das Münchner Oktoberfest:
Ich war einmal da, kann mich aber kaum erinnern. Ich fand es gut, aber ich war sehr betrunken.
Podcasts:
Ich bin nicht der größte Fan von diesem Format. Aber es hängt natürlich immer davon ab. Generell finde ich es etwas überbewertet und oft langweilig.
Donald Trump: Wer ist das? (lacht)
Das letzte Album, das du dir angehört hast:
Mein Album! (lacht)
WEDNESDAY 13 in zehn Jahren: Oh Mann … WEDNESDAY 13 mit 55? Oh mein Gott. Ich weiß es nicht. Hoffentlich noch am Leben!
… und wird es die Band noch geben?
Wer weiß … (lacht) vielleicht kommt ja jemand und stielt die Marke WEDNESDAY 13, und startet eine neue WEDESDAY-13-Band. Es sind schon verrücktere Sachen passiert … wer weiß.

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Dieses Interview wurde per Telefon/Videocall geführt.

3 Kommentare zu “Wednesday 13

  1. Tolles Interview, schön zu lesen. Danke für die Arbeit! Sympathisch ist der Mann, habe ihn noch mit Joey live erleben dürfen und seine Hand schütteln. Super!

      1. Dem schließe ich mich an!
        Man merkt schon, dass Wednesday zu den Guten gehört. Umso ätzender, was gerade mit dem Namen Murderdolls passiert.
        Alle Unterstützung für Wednesday 13 und das neue Album ist gekauft!

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