Das Cover von "Universal Monsters" von The 69 Eyes

Review The 69 Eyes – Universal Monsters

Die – natürlich – aus Helsinki stammenden Gothic Rocker THE 69 EYES haben inzwischen bereits das stolze Dienstalter von 25 Jahren überschritten und gelten seit Jahr und Tag als eine der wichtigsten Anlaufstellen für melancholische Härte. In dieser Zeit waren die Finnen alles andere als untätig und blicken mittlerweile auf elf Alben zurück, wobei die Herren keinerlei Anstalten machen, sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen, sondern mit „Universal Monsters“ ihre nächste Platte veröffentlichen.

Frontmann Jyrki69 sagte vor nicht allzu langer Zeit, er würde sich wünschen, man müsse ein THE-69-EYES-Album im Plattenladen gar nicht erst probehören, weil man ohnehin weiß, was man bekommt. Im Falle von „Universal Monsters“ geht diese Rechnung voll und ganz auf: Nur die Finnen schaffen es, Melancholie und Ausgelassenheit sowie Düsternis und rockige Klischees mit einem Anflug von 90er-Synthies zu einem derart mitreißenden, distinktiven Sound zu verbinden, wie er hier einmal mehr geboten wird.

Wo THE 69 EYES drauf steht, ist also genau jene Mixtur drin, die Fans seit Jahren kennen und lieben – und doch ist es den finnischen Goths hier gelungen, sich ein Stück weit neu zu erfinden: Songs wie das eröffnende „Dolce Vita“, „Jet Fighter Plane“ oder auch „Jerusalem“ bilden ab den ersten Tönen den Soundtrack für das ganz persönliche Kopfkino – was genau das ist, hängt vom Rezipienten ab, allerdings dürfte mit dieser Aussage klar sein, dass THE 69 EYES mit jedem der Songs auf „Universal Monsters“ dichteste Atmosphäre erzeugen und ihre Hörerschaft auf eine emotionale Reise zwischen Trauer und Hochgefühl mitnehmen.

Da ist es fast ein bisschen schade, dass sich die Band bei ohnehin schon superbem Gänsehaut-Songwriting auch noch bemüßigt fühlte, etliche ihrer Songs um der angesprochenen Atmosphäre willen mit allerhand Soundeffekten auszustatten. Das wäre gar nicht nötig gewesen und ist eigentlich zu viel des Guten. Wirklich stören kann es aber auch nicht. Stilistisch gehen THE 69 EYES hier weitaus vielfältiger als auf dem Vorgänger „X“ vor und oszillieren zwischen offensichtlichen Vorbildern wie Billy Idol und härteren Klängen, wobei sämtliche der musikalischen Facetten der Truppe absolut natürlich und ungezwungen rüberkommen.

In „Lady Darkness“ etwa kokettiert die Formation mit dem Punk der 70er und zwischendrin gibt es mit „Shallow Graves“ oder dem programmatisch betitelten „Rock ’n‘ Roll Junkie“ sogar kernigen Hard Rock. Dabei ist es angenehm, dass „Universal Monsters“ zwar von einem polierten, breiten Sound lebt, das Klangbild hier aber keineswegs zugekleistert wird. THE 69 EYES zeigen sich 2016 weitaus verspielter als auf „X“ und so präsentiert die Band hier vornehmlich offene, lockere Arrangements und beweist Mut zur Lücke, weshalb Strophen gerne auch mal nur vom Bass getragen werden und auch die Akustik-Gitarre geschmackvoll zum kommt. Dank der unverwechselbaren, düsteren Stimme von Bandkopf Jyrki69 funktioniert das natürlich bestens.

Hinter dem fortwährenden Erfolg einer Band steht oft die nicht unbedingt selbstverständliche Fähigkeit, seinen Sound entwickeln zu können, ohne eingeschworene Fans vor den Kopf zu stoßen. Urteilt man nach „Universal Monsters“, so beherrschen THE 69 EYES diesen Drahtseilakt beinahe zur Perfektion, denn auf ihrer neuen Platte nehmen die finnischen Gothic Rocker deutliche Modifikationen an ihrem Stil vor, ohne sich dabei selbst im Wege zu stehen. Fans der Truppe werden sich freuen, wie frisch und authentisch die Herren auf ihrer aktuellen Platte klingen.

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Wertung: 8 / 10

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