Albumcover Nordjevel - Gnavhol

Review Nordjevel – Gnavhòl

  • Label: Indie
  • Veröffentlicht: 2022
  • Spielart: Black Metal

Dafür, dass es NORDJEVEL erst seit sieben Jahren gibt, hat die Karriere der Norweger schon einige echte Höhe- und Tiefpunkte zu bieten: Auf ein herausragendes selbstbetiteltes Debütalbum im Jahr 2016 folgte der große Crash, als aus dem Gründertrio 2017 zunächst Drummer Frederik Widings und wenig später auch Gitarrist und Songwriter Nord ausstiegen. Das folgende Album „Necrogenesis“ (2019) blieb qualitativ dann auch weit hinter dem Debüt zurück. Die 2021er-EP „Fenriir“ hingegen klang wieder deutlich vielversprechender. Mit „Gnavhòl“ muss sich die seit 2018 unverändert besetzte Band im zweiten Full-Length-Anlauf nun beweisen – andernfalls ist der mit „Nordjevel“ erarbeitete Ruf dahin.

Zumindest quantitativ bekommen Fans ordentlich was fürs Geld: Beachtliche 54:54 Minuten füllen NORDJEVEL mit zehn Tracks – davon neun neue und eine überarbeitete, tiefergestimmte Fassung des EP-Songs „Gnawing The Bones“. Was die Qualität angeht, ist nach wenigen Sekunden zumindest eines klar: Kampflos geben sich NORDJEVEL nicht geschlagen.

Bereits mit dem Opener „I Djevelens Skygge“ stürmen die Norweger in wildem Furor drauf los und fegen in so extremem Tempo über den Hörer hinweg, dass man so im ersten Durchlauf allenfalls die Hälfe der eingearbeiteten Details mitbekommt. Was aber auffällt, weil man es in dem Mix einfach nicht nicht mitbekommen kann, ist das geradezu groteske Hochleistungsdrumming: Schlagzeuger Dominator (ehem. Dark Funeral) legt hier eine Schlag- und Trittfrequenz hin, die man in dieser Konstanz selbst im extremen Metal selten hört. Wenn er dieses Tempo tatsächlich auch auf der Bühne und über eine ganze Show hinweg aufrechterhalten kann, hat der Mann sich sein Pseudonym wahrlich verdient.

Dass das Schlagzeug im Mix wie bereits angedeutet sehr präsent ist, ist leider nicht ausschließlich faszinierend, sondern auch etwas anstrengend – insbesondere, weil NORDJEVEL das Gaspedal quasi ohne Unterlass bis zum Anschlag durchtreten. So gehen die Riffs bisweilen nicht nur im Nähmaschinen-Drumming, sondern auch im Riffgewitter unter: NORDJEVEL geben dem Hörer in einem solchen Tempo und mit solcher Intensität auf die Ohren, dass kaum Zeit bleibt, sich auf die Songs oder gar einzelne Parts einzulassen. Etwas Tempo nehmen die Norweger eigentlich nur passagenweise in „Satans Manifest“ und „Gnavhòl“ sowie im neunminütigen „Endritual“ raus.

Das ist insofern schade, als NORDJEVEL auch an den Gitarren viel zu bieten haben – und zwar nicht nur ebenfalls bemerkenswert schnelles Picking: Mal mit Mayhem-Vibe („Of Rats And Men“), öfter aber noch in Richtung Dark Funeral gehend („Within The Eyes“, „Gnavhòl“ oder der Bonustrack „Twisted Psychosis“), wissen die Riffs durchaus zu gefallen. Wenngleich, auch das muss man klar sagen, die „Hitdichte“ beziehungsweise Anzahl wirklich herausragender Melodien nicht in Relation zur Albumlänge stehen.

Die Rabiatheit, die pure Raserei, mit der NORDJEVEL zu Werke gehen, ist bemerkens- und irgendwie auch hörenswert. Auf die volle Albumlänge von knapp einer Stunde hätte man sich aber doch ein paar mehr Verschnaufpausen gewünscht – zumal NORDJEVEL durchaus im Stande sind, solche zu kreieren: Der starke Titeltrack „Gnavhól“ ist dafür das beste Beispiel. Ein paar mehr solcher Nummern oder aber eine knapper bemessene Spielzeit von allenfalls 40 statt knapp 60 Minuten hätten dem Album gutgetan. Auch so ist der Release aber grundsätzlich vielversprechend, was die Zukunft dieser Band angeht.

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Wertung: 7 / 10

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