Die zweite „Donington“-Neuveröffentlichung der DIO-Shows, hier vom Monsters Of Rock Festival 1987, steht unter ganz anderen Voraussetzungen als „Donington ’83“. Bei ihrem ersten Auftritt überhaupt hatten DIO gerade erst ihre Debütscheibe „Holy Diver“ veröffentlicht, vier Jahre später ist der Backkatalog mit „The Last In Line“, „Sacred Heart“ und „Dream Evil“ bereit mit drei weiteren, großartigen Alben gefüllt. „The Last In Line“ hatte zu diesem Zeitpunkt sogar schon eine Platin-Auszeichnung in den USA für eine Million verkaufte Einheiten erhalten.
DIO konnten somit aus dem Vollen schöpfen und präsentierten neben einigen Black-Sabbath– und Rainbow-Songs einen Querschnitt ihrer bisherigen Discografie. Neben den offensichtlichen Hits wie (dem nur teilweise angespielten) „Holy Diver“ und „Dream Evil“ gefällt vor allem „Rock ‘n‘ Roll Children“, das eine gewaltige, melancholische Soundmauer erzeugt. Das ganz klassische, old-schoolige Rock-‘n‘-Roll-Feeling kommt spätestens bei „Long Live Rock ‘n‘ Roll“ auf: Allein die klischeehafte Aufforderung zum Mitsingen und der laute Chor, der DIO entgegenschallt, sorgt für eine gewaltige Gänsehaut. Dafür sorgt auch der wieder erdige, differenzierte und dennoch wuchtig produzierte Sound, in dem das 97.000 Menschen große Publikum angemessenen Raum erhält.
„Donington ’87“ ist eines dieser überlebensgroßen Zeitdokumente, die eine Band, einen Sänger und den Heavy Metal auf einem Höhepunkt zeigen. Ronnie James Dio beweist eindrucksvoll, dass er eine der größten, besten und einflussreichsten Personen des gesamten Heavy Metal ist und das wohl auch für immer bleiben wird. Nicht nur sein überragender Gesang, auch seine charismatischen Ansagen sind völlig einnehmend. Gut zu hören ist das am Publikum, das dem kleinen Frontmann aus der Hand frisst.
Wie auch „Donington ’83“ kommt „Donington ’87“ in der Neuauflage in einem Digipack mit Holocover. Etwas schade ist, dass im Booklet beider CDs derselbe Einleitungstext abgedruckt ist. Die Geschichte gibt jedenfalls mehr her, hier wäre etwas mehr Liebe zum Detail wünschenswert gewesen. Ansonsten ist „Donington ’87“ ein nahezu perfektes Livealbum, das für jeden DIO- und Heavy-Metal-Fan ebenso Pflichtprogramm ist – sofern man das Doppel-Album von 2010 noch nicht besitzt. Heavy-Metal-Neueinsteiger bekommen mit dieser Scheibe ein zeitloses Meisterwerk mit wegweisenden Songs eines wegweisenden Musikers.
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