Das Cover von "Survive" von Stratovarius

Review Stratovarius – Survive

Seit 1985 aktiv sind STRATOVARIUS das Flaggschiff des finnischen Power Metals und sorgten in den 90ern zusammen mit Nightwish dafür, dass das Land der tausend Seen zu einer der führenden Nationen in Sachen Heavy Metal wurde. Anders als manch andere Band mit über 35 Dienstjahren auf dem Buckel legte die Truppe aus Helsinki dabei nie eine Schaffenspause ein, sondern veröffentlichte konstant neue Alben. Die längste Zeit zwischen zwei STRATOVARIUS-Platten verging unlängst, denn auf ihr neuestes Album „Survive“ mussten Fans sieben lange Jahre warten. Diese Durststrecke hat nun ein Ende und die Formation meldet sich mit ihrem zweiten Langspieler seit dem Ausstieg von Drummer Jörg Michael im Jahr 2012 zurück.

Vom klassischen Power-Metal-Sound, der ihnen einst zum Durchbruch verhalf, haben sich STRATOVARIUS inzwischen weit entfernt – kein Wunder, schließlich liegen Alben wie „Visions“ oder „Infinite“ mittlerweile über 20 Jahre zurück. Die Finnen haben ihren Sound über die Jahre hörbar modernisiert und spielen heute das, was vor allem in Übersee als „Progressive Power Metal“ geführt wird – vor diesem Hintergrund fallen die Songstrukturen auf „Survive“ aber immer noch recht gradlinig aus. Der erwähnt moderne Sound äußert sich ab dem Einstieg in den Titeltrack in ziemlich fetten Gitarren und einer wuchtigen Produktion, die der eingängigen Musik von STRATOVARIUS eine anständige Portion Druck verleiht.

Trotz des üppigen Einsatzes von Keyboards und Synthies – gerne auch als Lead-Instrument – kommt die Gitarre auf „Survive“ also nicht zu kurz, denn STRATOVARIUS bauen in jedem Song massive Riffwände auf. Das kommt in erster Linie den edlen Riffs von treibenden Nummern wie „Demand“ oder „World On Fire“ entgegen, sorgt aber auch in epischen Songs wie „Frozen In Time“ für eine schöne Balance aus Theatralik und Wucht. Überhaupt scheinen die Finnen ihr Gespür für energetischen Power Metal auch nach fast vier Jahrzehnten nicht verloren zu haben, denn die Formation punktet auf ihrem neuesten Album immer wieder mit mitreißenden Songs, die von großartigen Melodien und erhebenden Refrains leben.

Kritik darf daran geübt werden, dass das Material auf „Survive“ unter einer gewissen Gleichförmigkeit leidet: Die Gesangslinien von Frontmann Kotipelto unterscheiden sich von Song zu Song bestenfalls in Nuancen und so ziemlich jede Nummer lebt von einem Refrain mit kraftvollem „Ohohoh“-Chorus. Das funktioniert jeweils für sich betrachtet stets hervorragend und auch als Album durchweg gut, es scheint aber, als beschränkten sich STRATOVARIUS beim Songwriting mittlerweile auf das, was ganz sicher funktioniert. Es fehlt ein wenig die Experimentierfreude vergangener Tage. Widerlegbar wäre diese These durch das passende betitelte „Glory Days“, in dem die Mannschaft tatsächlich noch einmal wie Ende der 90er klingt.

„Survive“ ist ein ebenso modernes wie gelungenes Power-Metal-Album geworden, mit dem STRATOVARIUS allen Genre-Jüngern genau das geben, was sie kennen und lieben. Starke Riffs, gänsehautverdächtige Melodien und trotz Hochglanz-Produktion deutlich hörbare Spielfreude sorgen dafür, dass die Finnen ihre Hörerschaft von Anfang bis Ende bei der Stange halten können. Ist das gesagt, muss aber auch festgehalten werden, dass dieses Album nicht ganz so zwingend ist wie die stilbildenden Platten dieser Band. Würde nicht STRATOVARIUS auf dem Cover stehen, wäre „Survive“ vielleicht „nur“ ein weiteres modernes Power-Metal-Album aus Finnland – wenngleich ein ziemlich gutes.

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Wertung: 7.5 / 10

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