Imperial Triumphant - Spirit Of Ecstasy Cover

Review Imperial Triumphant – Spirit Of Ecstasy

In den obersten Stockwerken der Wolkenkratzer, wo die Reichen und Mächtigen in Hochmut und Verachtung auf die Welt hinabblicken, liegt das Reich von IMPERIAL TRIUMPHANT. Es ist ein Ort, unter dessen maßloser Opulenz eine furchterregende Bosheit schwelt. Auf ihrem Durchbruchsalbum „Vile Luxury“ (2018) haben die amerikanischen Avantgarde-Metaller diese zwei Gesichter des Prunks auf unvergleichliche Weise musikalisch eingefangen. Ganz im Einklang mit dem „Größer, schneller, besser“-Credo, das im Spätkapitalismus zu einer neuen Form der Religion herangewachsen ist, haben IMPERIAL TRIUMPHANT sich mit „Alphaville“ (2020) selbst übertrumpft. Auch das inzwischen nachgelegte „Spirit Of Ecstasy“ ist ein Monument der Megalomanie.

Oberflächlich konträr zum von IMPERIAL TRIUMPHANT verkörperten Wachstumswahn, im Kontext ihres Schaffens jedoch absolut kohärent, biedert die Band sich auf ihrer fünften Platte kein Stück weit dem Metal-Mainstream an. Vielmehr erstrahlt der jazzige Extreme Metal der Art-déco-inspirierten New Yorker in seinem gewohnt abscheulichen Licht. Zachary Ezrin klingt mit seinem primitiv gebrüllten Schreigesang erneut wie ein alles verschlingendes Monstrum und sein gewollt schiefes, misstönendes Gitarrenspiel lässt in Kombination mit Steve Blancos knarrendem Bass an eine aus dem letzten Loch pfeifende Maschine denken. Aus dieser prügelt Kenny Grohowski mit seinen absurd komplexen Drum-Rolls und ratternden Double-Bass-Passagen jedes noch so kleine Quäntchen Energie heraus.

Eine Struktur in dem für IMPERIAL TRIUMPHANT typischen Klangchaos zu erkennen, gestaltet sich hier schwieriger denn je. Dem Titel der Platte entsprechend spielt die Band sich auf „Spirit Of Ecstasy“ an vielen Stellen in einen exzessiven Rausch. Das halsbrecherisch schnelle Solo in „Merkurius Gilded“, in dem sich Smooth-Jazz-Star Kenny G auf seinem Saxophon mit dem Leadgitarristen ein furioses Duell liefert, das geschäftige, wie eine bizarre Jam-Session anmutende „In The Pleasure Of Their Company“ und Yoshiko Oharas wahnsinniges Schreien, das bereits auf den beiden Vorgängerplatten zu hören war, sind nichts für schwache Nerven.

Doch auch die verhältnismäßig ruhigen Passagen, in denen die Gitarren einen surreal gebeugten Ton annehmen, geisterhaft raunende Chöre sich erheben und verspielte Synthesizer – für IMPERIAL TRIUMPHANT ein Novum – die Führung übernehmen, verliert die Musik ihre verstörende Atmosphäre nicht. Konventionell schön klingen hier lediglich ein paar kurze, stimmig platzierte Einschübe wie der abrupte, klimpernden Piano-Break im ansonsten gnadenlos brutalen „Metrovertigo“ oder die teils eleganten, teils bedrohlichen Bläser und Streichersamples („Tower Of Glory, City Of Shame“).

In gewisser Weise übertreiben IMPERIAL TRIUMPHANT auf dem Nachfolger des grandiosen „Alphaville“ ein bisschen in zwei entgegengesetzte Richtungen. Einerseits gestalten sich die neuen Tracks eine Spur zu ungeordnet, sodass sie sich erst nach mehrmaligem Hören halbwegs nachvollziehen lassen, andererseits mäandern manche Passagen – insbesondere die albtraumhafte Soundcollage „Bezumnaya“ – ein wenig vor sich hin. Obwohl IMPERIAL TRIUMPHANT sich erstmals nicht in jeder Hinsicht weiterentwickelt haben, ist „Spirit Of Ecstasy“ ein ästhetisch und konzeptionell eindringliches, technisch überwältigendes Album von exquisiter Grässlichkeit, das man sich als aufgeschlossener Metal-, Jazz- und Avantgarde-Fan keinesfalls entgehen lassen sollte – sofern man die nötige Geduld dafür aufbringen kann.

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Wertung: 8.5 / 10

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